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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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gelegt…«
    Vielen Dank, Jase Kramer! Hallo, schickt diesem Kumpel eine Hilfe!
    Wartet jetzt nur einen kleinen Moment… Da ist ein aktinischer Blitz für eure Aktualitätsbesessenen. Es scheint, daß die letzte Runde dieser geheimgeheimen Gespräche – entschuldigt mein Urdu! – drüben in New York Village zum Mittagessen unterbrochen wurden. Unsere Verbündeten dort haben sich mit dem Mob aus Nachrichtenjägern getroffen, die die Delegierten gescheucht haben. Für eine direkte Eingabe geht rasch auf den Nachrichtenkanal 82! Für Episoden in Farbe ruft Rap-250. Oder ihr könnt es so verdauen, wie es kommt. Bleibt bei uns, während euer Gerät eine Zusammenfassung für später erstellt.
    Da wir gerade über die Geisterkrise sprechen – hat jemand von euch draußen heute etwas Neues gesehen? Irgend etwas, das ein Kobold gewesen sein könnte? Gestern hat uns Betty Remington von St. Low ein vollkommen rundes Amarantbeet gezeigt, bei dem die Kerne alle mysteriöserweise von innen nach außen gekehrt waren. Und in Barstow behauptet Sam Chu, daß einer seiner preisgekrönten Zuchtkarpfen direkt vor ihm aufgetaucht und explodiert wäre! Sachen gibt es!
    Wer hat also eine Meinung da draußen? Ihr kennt den Code, laßt uns nun hören…

 
• HOLOSPHÄRE •
     
    Jen erinnerte sich daran, was ihr vor langer Zeit ein weiser Mann gesagt hatte, als sie in ähnlicher Weise von dem Problem des Bewußtseins besessen war. Das war ein mit Thomas befreundeter Astronom gewesen, ein sehr großer Geist, wie sie sich entsann, der stundenlang geduldig zuhörte, als sie die neuesten Vorstellungen über Erkenntnis und Wahrnehmung vortrug. Als ihr dann schließlich die Luft wegblieb, erklärte er:
    »Ich bin nicht in formaler Psychologie bewandert. Aber nach meiner Erfahrung reagieren die Menschen auf jede neue Situation auf eine von vier Weisen:
    Aha!… Hmmm… O weh!… und: Prima…
    Das illustriert die vier Grundzustände des Bewußtseins, liebe Jennifer. Alles andere ist bloße Verfeinerung.«
    Jahre später fand Jen die kleine Allegorie noch immer entzückend. Sie ließ sie innehalten und nachdenken. Aber paßten diese vier ›Zustände‹ wirklich für das menschliche Denken? Führten sie zu neuen Theorien, die experimentell geprüft werden konnten?
    Sie erinnerte sich an das Lächeln des Astronomen an jenem Abend. Sicher kannte er die tiefere Wahrheit, daß alle Theorien nur Metaphern sind, bestenfalls hilfreiche Modelle der Welt. Und selbst seine kluge Erkenntnis war nicht mehr als ein Stäubchen im eigenen Auge.
    Es gibt hundert Arten, den Berg Fudschi zu betrachten, wie uns Hokusai gezeigt hat. Und jede davon ist richtig.
    Jen wünschte, sie könnte jetzt mit jemandem wie diesem alten Astronomen sprechen.
    Heute bin ich eine betagte Professorin mit niemandem als Gesprächspartner als einen intelligenten Oberschüler. Wer ist da, um mir Realitätskontrollen zu liefern? Mir zu sagen, ob ich bloß Phantomen nachjage?
    Sie bewegte sich in diesen Tagen auf einem schmalen Pfad und umging alle Fallgruben reiner Vernunft – jener verführerischsten und trügerischsten aller menschlichen Belustigungen. Jen hatte immer geglaubt, daß Philosophen immer wieder Stöße an den Kopf bekommen müßten, um nicht in den Rhythmen ihrer eigenen ›wenn – dann‹ gefangen zu werden. Aber jetzt konnte sie kaum Steine werfen. Während allseitig Krisen herrschten, verengte sich der Bereich ihrer Existenz, als ob ihr einst weiter Spielraum sich jetzt einwärts richtete und für einen künftigen Wettstreit oder Kampf rüstete.
    Aber was für ein Kampf? Was für ein Wettstreit?
    Ganz sicher war sie nicht dafür ausgerüstet, an den Kämpfen teilzunehmen, die zwischen Kenda und ihrem Enkel tobten. Ebenso würde die im Netz wallende Gärung durch nichts beeinflußt werden, das sie zu bieten hätte. Inzwischen begann sie, stochastische Niveaus zu erreichen. Eine Milliarde oder mehr verängstigte Bürger in der Welt waren schon weg von ihren Myriaden an Vorhaben, Hobbies und Zerstreuungen auf ein einziges seltsames Ziel gelenkt worden, einen Brennpunkt nagender Furcht. Seit dem Helvetischen Krieg hatte es nichts dergleichen gegeben – und in jenen Tagen war das Netz erst ein reiner Embryo gewesen.
    In ihrem offenen Posteingang türmten sich Mitteilungen auf, da zahllose Korrespondenten nach ihrer Meinung fragten. Aber Jen wurde nicht hereingezogen, sondern wich tiefer in die begrenzte Welt des Denkens zurück.
    Oh, sie verließ regelmäßig die

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