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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Art machen. Richtige Freiheit, richtige Kerle.«
    Roland warf ihm einen Seitenblick zu. Vor Monaten hatten sie sich als Jugendclub qualifiziert, was die Pflicht zum Besuch von Klassen für das Verhalten von Vereinsmitgliedern einschloß. Das war schon in Ordnung; aber Remis Freunde befürchteten, er könnte wirklich auf das hören, was die Professoren sagten.
    Und manchmal müsse er gegen diese Versuchung ankämpfen… die Versuchung interessiert zu sein.
    Macht nichts. Es war ein guter Nachmittag, mit Kameraden beisammen zu sein und im Park herumzuhängen. Nach der drückenden Mittagshitze – wenn die Leute ohne Klimaanlagen im Schatten des Parks ihre Siesta hielten – waren jetzt wenige Menschen in diesem Teil des Gartens. Nur ein paar heruntergekommene zerlumpte Typen, die unter den duftenden Oleandern schnarchten. Ob es sich um Döser oder Dußlige handelte, konnte Remi auf diese Entfernung nicht sagen. Als ob der Unterschied etwas ausmachte.
    »Echtes Eigenleben vielleicht«, stimmte Roland zu. »Vergewissere dich nur, daß das in der Verfassung steht, Rem, wenn sie dich auffordern, sie zu unterschreiben!«
    Remi nickte heftig. »Prima, okay! Privatleben! Keine mistigen Spanner mehr, die einen bei jeder Bewegung beobachten. Nun, ich höre, damals im zwanzigsten Jahrhundert… ach, was soll’s!«
    Des reinen Gequatsches überdrüssig, hatte Cart wieder einmal über die Stränge geschlagen. Als von seinem Kiesweg an der Hecke niemand in Sicht war, fing er an, auf einer Reihe bunter Mülltonnen wie auf Trommeln herumzuhüpfen. Er klapperte auf deren Kunststoffwänden mit einem Stock und tanzte auf ihren elastischen Rändern.
    »Süßer Schweiß… Süßer Schweiß…«, sang Crat zum jüngsten Geklimper von Phere-O-Moan.
    »Schnupperst du, wird er steif…«, nahm Roland begeistert den Gegentakt auf. Er klatschte rhythmisch in die Hände. Remi verzog das Gesicht. Er erwartete, daß eine der Mülltonnen jeden Moment zusammenbräche, und rief »Crat!«
    »Verdammt was, verdammt wer?« grölte sein Freund von oben her, ging im Tanzschritt auf dem grünen Container und schüttelte seinen Inhalt aus Grasschnipseln und Kompost.
    »Machstes kaputt, mußtes zahlen«, mahnte Remi.
    Crat imitierte einen Angstanfall. »Sieh dich um, Kumpel! Keine gesetzestreuen Knacker, Junge. Und Bullen brauchen Gewährsleute.« Er hüpfte zu der blauen Tonne für Metalle hinüber und ließ Büchsen und anderen Krempel klappern.
    Tatsächlich, es waren keine Glotzgesichter zu erblicken. Und die Polizei war auf Methoden beschränkt, die für Bürger nicht galten… andernfalls würden die Blattläuse auf den nahen Büschen dieses Fehlverhalten sofort Crats örtlichem Jugendbeamten melden.
    »Tabakbrause für zu Hause, auf den Gassen qualmen lassen…«
    Remi suchte sich zu entspannen. Was für einen Schaden richtete Crat eigentlich an? Bloß ein bißchen Spaß haben, das war alles. Immerhin erreichte er aber seine Grenze, als er mit Verpackungen und Zellophantüten aus der Tonne für Recycling von Papier Fußball spielte. Geldstrafen für Mißverhalten waren beinahe Ehrenplaketten; aber Vergehen, die Besserungsmaßnahmen nach sich zogen, waren etwas anderes.
    Remi lief hin, um den Abfall aufzuheben. »Hol ihn runter, Rollie!« rief er über die Schulter, während er hinter einer flatternden Zeitungsseite herrannte.
    »Ach, laßt mich in Ruhe!« meckerte Crat, als Roland ihn bei den Knien packte und aus dem letzten Container zog. »Ihr seid beide keine Sportsleute. Ihr seid bloß…«
    Die Beschwerde wurde kurz abgeschnitten – wie abgewürgt. Als Remi das letzte Stück Papier aufhob, hörte er rhythmisches Stampfen von dem Weg vor ihnen. Er schaute auf und sah, daß sie nicht mehr allein waren.
    So ein Mist! fluchte er im stillen. Ra-Boys haben uns gerade noch gefehlt.
    Sechs von ihnen schlichen um die Biegung der Hecke, keine fünf Meter entfernt. Sie grinsten und beobachteten das Bild, wie Remi seine flatternde Last aus Papier festhielt und Roland Crat hochhielt wie eine steife Ballerina.
    Remi stöhnte. Das könnte wirklich schlimm ausgehen.
    Jeder Ra-Boy trug als schimmerndes Symbol ihres Kultes eine dicke Kette um den Hals – ein Sonnensiegel mit hellen metallenen Strahlen, die nadelscharf waren. Darunter hatten sie offene Hemden, die tiefgebräunte Oberkörper zeigten. Die Jungen trugen überhaupt keine Kopfbedeckungen, weil das »Ra beleidigen würde durch Blockierung der grimmigen Liebe seiner Strahlen«. Ihre rohen, fleckigen

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