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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Gesichter zeigten, wo Heilsalben Hautschäden des Vorkrebsstadiums abgeschält hatten. Sonnenbrillen waren ihre einzige Konzession an das sengende Ultraviolett; obwohl Remi auch von Fanatikern gehört hatte, die lieber langsam erblindeten, als dieses Zugeständnis machten.
    Eines hatten die Ra-Boys mit Remi und seinen Freunden gemein. Außer mit Armbanduhren stolzierten sie affektiert und stolz unbeschwert durch elektronisches Schnickschnack einher… Sie verschmähten die technischen Krücken, die jeder über fünfundzwanzig gern kiloweise herumzuschleppen schien. Welcher Mann verließ sich wohl auf solchen Plunder?
    Ach, Remi brauchte nicht Band 1 der Studien über Gruppenverhalten, um zu wissen, wie weit Solidarität unter Teenagern im Jahre 2038 ging.
    »Ein so hübscher Gesang und Tanz«, sagte der größte Ra-Boy mit einfältigem Grinsen. »Proben wir für eine neue Amateurshow, die ins Netz kommen soll? Bitte sagt uns Bescheid, damit wir mitmachen können! Wo wird gespielt werden? Auf dem Gong-Kanal viertausenddrei?«
    Roland ließ Crat so eilig fallen, daß die Ra-Boys wieder aufhörten. Remi seinerseits war zerrissen zwischen Furcht vor Schurkereien und brennender Scham, dabei erwischt worden zu sein, daß er Abfall aufhob wie ein Bürger. Also knüllte er die Masse zusammen und stopfte sie in die Tasche, als ob er für später mit dem Müll etwas vorhätte.
    Ein anderer ging zu dem Anführer und schlenderte nach vorn. »He, was haben wir denn da… guck… neofeministische kleine Mädchen… verkleidet als Siedler. Aber wir haben sie als Mädchen ertappt, als… sie dachten, niemand sähe zu!«
    Dieser Ra-Boy schien kurzatmig zu sein und etwas triefäugig. Remi erkannte ihn als Schnüffler, wie er einen Inhalator nahm und aus einem Flachmann sich einen langen Schuß reinen Sauerstoffs zu Gemüte zog.
    »Hmm«, nickte der große Bursche und erwog den Vorschlag. »Das einzige Problem mit dieser Hypothese ist, warum würde jemand sich an erster Stelle als widerlicher Spanner anziehen wollen?«
    Remi sah, wie Roland den knurrenden Crat packte und zurückhielt. Offenbar wollten die Ra-Boys etwas physischen Spaß mit ihnen haben. Und ebenso sicher war Crat das Zahlenverhältnis Wurst.
    Aber obwohl jetzt keine Spanner zuschauten, mußten Dutzende von ihnen aufgezeichnet haben, wie beide Parteien an dieser Stelle zusammengekommen waren… Das würden sie als Chronisten fröhlich der Polizei hinfaxen, wenn sie später einen Krawall untersuchte.
    Nicht, daß Kämpfen streng gesetzwidrig wäre. Manche Gangs mit guten Anwaltsprogrammen hatten Schlupflöcher und Tricks gefunden. Ra-Boys insbesondere waren von brutalem Sarkasmus… Sie brachten einen Jungen so ins Gedränge, daß er eine nächtliche Verabredung zum Kampf oder irgendein selbstmörderisches Wagnis akzeptierte, nur um zu beweisen, daß er keine Memme wäre.
    Der Große wischte seine Sonnenbrille ab und seufzte. Er trippelte einige kleine Schritte und grinste einfältig. »Vielleicht sind es Gaianerinnen, die sich als Siedler kostümieren, um noch eine andere gefährdete Gattung darzustellen. Oh! Ich muß mir wirklich ihre Show ansehen.« Seine Kameraden kicherten über dieses Narrenspiel. Remi machte sich Gedanken, wie lange Roland Crat würde zurückhalten können.
    »Komisch«, versetzte er. »Ich könnte mir nicht vorstellen, daß du auch nur eine Holo-Show ansehen könntest mit solchen Augen.«
    Der Große sog die Luft ein. Er nahm Remis schwache Eröffnung auf und antwortete in eleganter Sprache: »Und was, süßes Kind von Mutter Schmutz, stellst du dir vor, ist mit meinen Augen nicht in Ordnung?«
    »Du meinst, außer Häßlichkeit eines Mutanten? Nun, es ist deutlich, daß du blind wirst, o du mittagsblöder Hund.«
    Sarkasmus machte Raum für direkte Erwiderung. »Du Erdenwurm, Sonnenstrahlen muß man hochschätzen, Mamas Liebling. Auch mit Risiko.«
    »Ich habe nicht über UV-Schaden für deine Netzhaut gesprochen, lieber Mr. Blinzel. Ich ziehe die traditionelle Strafe für Selbstbefriedigung vor.«
    Das saß. Der Ra-boy errötete. Roland und Crat lachten schallend, vielleicht etwas hysterisch. Roland flüsterte: »Gib’s ihm, Remi Los!«
    Nach der finsteren Miene der scheckigen Gesichter der Ra-Boys überlegte Remi, ob das klug wäre. Einige von ihren befingerten ihre Waffen mit den spitzen Strahlen der glänzenden Amulette. Falls einer oder mehrere ein Temperament wie Crat hätten…
    Der führende Ra-Boy kam näher. »Ist das eine Besudelung

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