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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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meiner Vitalität, o physischer Liebhaber frischen Schmutzes?«
    Remi zuckte die Achseln. Es war zu spät, etwas zu unternehmen, als mitzumachen. »Frischer Dreck oder fruchtbare Feministin – sie alle sind für einen wie dich unerreichbar, dessen einzige feuchte Spritzer von deiner eigenen verschwitzten Hand stammen.«
    Weiteres billigendes Gelächter von Roland und Crat wog kaum die kochende Wut des führenden Ra-Boys auf und machte ihn um einige Schattierungen dunkler. Ich wußte nicht, daß ich bei so einem derart den Nerv treffen würde. Offenbar hatte dieser Bursche ein miserables Geschlechtsleben. Manche Siege sind nicht ihren Preis wert.
    Der Ra-Boy zischte: »Also bist du der männliche Mann, Joe Siedler? Ein krummer Hurenbock mit gerammeltem Repertoire für ganz Indiana.«
    Jetzt kommt es. Remi sah keine Möglichkeit, den Austausch von Netzcodes mit diesem Charakter zu vermeiden, was wiederum zu einem Treffen an einem dunklen Ort führen würde, wo keine wachsamen Geschaftlhuber sich einmischen konnten.
    Mit einem kleinen Teil seines Verstandes erkannte Remi, daß die Konfrontation genau die positive Rückwirkungskurve erreicht hatte, die Professor Jameson im Unterricht beschrieben hatte… Prahlerei, Herausforderung und Gegenbluff, verstärkt durch ein verzweifeltes Bedürfnis, die eigene Gang zu beeindrucken… Was alles schrittweise zum unvermeidbaren Entscheidungskampf führt. Es wäre interessant zu beobachten, ob dieses Wissen Remi etwas hätte verhindern lassen. Aber das war nicht der Fall. Wie die Dinge standen, wünschte er, nie etwas von diesem Mist gelernt zu haben.
    Er zuckte die Achseln und nahm die Herausforderung des Ra-Verehrers an. »Nun gut, ich bin schon als Mann häßlich genug und muß nicht einen großen Gasball am Himmel um mehr bitten. Ich gebe allerdings zu, daß eure Gebete wirklich aussehen, wie sie gewesen sind…«
    Remi erkannte mitten in der Kränkung, daß sich beide Gruppen einem neuen Geräusch zuwandten. Eine neue Schar von Eindringlingen hatte den Park betreten. Längs des Weges näherten sich mindestens ein Dutzend Gestalten in weißen Umhängen mit Kapuzen geschmeidig und graziös. Ihre Gehänge stellten, anders als bei den Ra-Boys, den uterusartigen Kreis der Mutter dar.
    »NoAm GaKi«, sagte ein Ra-Boy verächtlich. Aber Remi bemerkte, daß die Burschen sich straffer aufrichteten und männliche Positionen einnahmen, die sie für raffiniert, aber nicht angeberisch halten mochten. Weibliches Gelächter verstummte jäh, als die Hinzukommenden die männliche Ansammlung vor sich bemerkten. Aber ihr schneller Schritt längs des Weges ließ kaum nach. Die NordAmerikanische GaiaKirche hatte kaum jemals für irgendwen den Schritt gemäßigt.
    »Guten Abend die Herren!« sagten einige Mädchen in der vordersten Reihe fast gleichzeitig. Selbst von ihren Kapuzen beschattet, erkannte Remi einige von ihnen aus den Hallen der Quayle-Hochschule. »Können wir Sie dafür gewinnen, für die Kampagne der Milliarde Bäume zu spenden?« fragte eine der Anhängerinnen und trat Remi von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Und er mußte eine momentane Verwirrung überwinden. Sie war umwerfend schön.
    In ihrer Hand hielt sie grellbunte kleine Flugblätter für jeden der Jungen, der sich eines nehmen wollte. Auf der anderen Seite des Pfades brach höhnisches Gelächter aus. Das waren bestimmt junge, naive Gaianerinnen, wenn sie dachten, Ra-Boys Geld für Wiederaufforstung abknöpfen zu können!
    Siedler andererseits waren nicht so ideologisch unverträglich. Und was noch wichtiger war, Remi erkannte darin jäh einen möglichen Ausweg.
    »Warum nicht, Schwestern?« platzte er heraus. »Ihr könnt uns interessieren. Ich sagte gerade zu meinen Siedlerfreunden, daß Bäume pflanzen unsere dringlichste Aufgabe sein wird, wenn wir nach Patagonien gehen. Sobald es dort unten warm geworden ist. O ja, Bäume pflanzen…«
    Crat wechselte noch Blicke mit dem am verrücktesten aussehenden Ra-Boy. Remi packte seinen Arm und half Roland, ihn mitten in die gleitende Flut weißgewandeter Mädchen zu ziehen. Währenddessen stellte Remi ständig begeisterte Fragen nach laufenden Gaianischen Projekten, ohne die Verhöhnungen und Sticheleien zu beachten, die ihnen seitens der grobgesichtigen jungen Sonnenverehrer folgten. Die Ra-Boys konnten sagen, was immer sie wollten. Auf der Skala von Aktionen bei Bandenkämpfen wurde das Gewinnen von Punkten gegenüber Mädchen höher bewertet als ein Wettstreit mit

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