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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Mülls.
    Kaffeesatz und Melonenschalen, Getreidekartons und Wegwerftabletts…
    In jenen liederlichen Zeiten schien jede erworbene Annehmlichkeit mit ihrem eigenen Gewicht an Verpackungsmaterial verbunden zu sein. Die Durchschnittsfamilie produzierte jedes Jahr genug Müll, um ihre Wohnung samt Garage zu füllen.
    Zeitungen, Magazine und weggeworfene Reklamen…
    Noch früher, während des Krieges gegen Deutschland und Japan, ordnete Los Angeles ein begrenztes Recycling an, um die Kriegsanstrengung zu unterstützen. Bürger sortierten Metalle aus Straßenmüll aus. Gebundenes Papier wurde an Pulpefabriken zurückgegeben. Sogar Küchenfett wurde für Munition gespart. Diejenigen, die nicht gern halfen, waren willfährig, um hohe Geldstrafen zu vermeiden.
    Milchkartons und Papierservietten… und nie benutzte, nur leicht verbeulte Güter, von der Fabrik ausgeschieden…
    Nach dem Kriege fanden die Menschen sich nach Dekaden des Mangels plötzlich in eine Zeit der Fülle versetzt. Nachdem die Krise vorbei war, erschien Wiederverwertung lästig. Ein Bürgermeisterkandidat agitierte mit dem einzigen Versprechen, das unbequeme Gesetz abzuschaffen. Er erzielte einen erdrutschartigen Sieg.
    Erdnußschalen, Fast-Food-Tüten, Wegwerfschachteln für Pizzas…
    Die Hügel, welche L.A. teilten, hatten sich gebildet, als die Pazifische Scholle der Erde sich an der Nordamerikanischen Scholle rieb. Unter dem Druck dieser beiden riesigen Gesteinsmassen wurde ein Küstengebirge an der Berührungsfläche hochgedrückt wie Zahnpasta aus einer Tube. Die Santa-Monica-Berge und Hollywood-Hügel waren nur Ableger dieser ständigen Anhäufung, aber sie halfen bei der Gestaltung der großen Stadt, die sie schließlich umgab.
    Dosen aus Kühlkostmahlzeiten, Kartons von neuen Stereoanlagen und Computern, Dosen von Supermarktprodukten…
    Zwischen den Hügeln lagen einst kleine Täler mit Eichen und Wiesen, wo Maultiere weideten und Kondore schwebten – ideale Plätze für Deponien. Die Regimenter von Lastwagen kamen und gingen tagein, tagaus. Kaum jemand bemerkte, bis es fast zu spät war, daß binnen einer einzigen Generation alle passenden und legalen Schluchten überfüllt sein würden. Am Ende des Jahrhunderts dehnten sich flache Ebenen zwischen einstigen Gipfeln, nachts gespenstisch durch Fackel-Idole erhellt, die Methangas verbrannten, unterirdisch erzeugt durch vermodernden Müll.
    Dosen von Bier und alkoholfreien Getränken, Ketchupflaschen und Wegwerfwindeln… Motorenöl, Getriebeflüssigkeit, Galvanisierrückstände… zerbrochenes keramisches Spielzeug und abgenutzte Möbel…
    Es kamen härtere Zeiten. Neue Generationen erschienen mit neuen Empfindlichkeiten und weniger sorglosen Haltungen. Es wurden Gebühren fürs Einsammeln eingeführt und kostspielige Verfahren gefunden, um die Flut einzudämmen… um den Strom von Müll zu halbieren, auf ein Zehntel und später noch mehr zu reduzieren.
    Aber es blieb dennoch die Frage, was mit den Hochebenen aus Abfall zwischen den Hügeln geschehen sollte.
    Plastikflaschen und Plastikbeutel, Plastiklöffel und Plastikgabeln…
    Einige Leute schlugen vor, dort Gebäude zu errichten, um die erstickende Übervölkerung zu mildern – obwohl es natürlich gelegentlich eine Explosion geben würde und man damit rechnen müßte, daß ab und zu ein paar Häuser plötzlich im Sumpf verschwinden würden.
    Das Haustier der Familie, in eine Plastiktüte gesteckt… Krankenhausabfälle… Bauschutt…
    Einige Leute schlugen vor, die Stellen genau so zu lassen, wie sie waren, damit künftige Archäologen eine Fülle an Detail aus dem üppigen Kehricht von Kalifornien im zwanzigsten Jahrhundert finden könnten. Aus noch längerer Sicht spekulierten Paläontologen darüber, wie die Deponien in einigen Millionen Jahren aussehen könnten, nachdem mahlende Platten sie in Schichten aus Sedimentgestein zusammengepreßt hätten.
    Reifen und Autos, zerbrochene Stereogeräte und überholte Computer, fehlendes Mietgeld und verlegte Diamantringe…
    Es wäre vorherzusehen gewesen, aber wenige sahen die Antwort kommen. An einem späteren Tag in härteren Zeiten, mit Rohstoffmangel und unabweisbarem Recycling, war es unvermeidbar, daß jene Deponien die Augen von Innovatoren auf sich ziehen würden, die nach Wegen suchten, reich zu werden.
    Eisen, Aluminium, Silicium… Nickel, Kupfer Zink… Methan, Ammoniak, Phosphate… Silber, Gold, Platin…
    Es wurden Gebietsansprüche aktenkundig gemacht, Bergbaupläne vorgelegt

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