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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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und man kann hineinschauen. Ich sehe große, kunstvoll mit Suren beschlagene Messingteller. Die meisten Touristen, die sie kaufen, werden die Suren nicht als Schriftzeichen, geschweige denn als religiöse Zitate wahrnehmen, sondern nur als exotische Ornamente. Im Hotel habe ich sehr lange auf einen Teller geschaut, bis mir auffiel, dass die Muster nicht wirklich gleichmäßig waren. Der Mann an der Rezeption hat es mir erklärt. Es funktioniert wie bei Alejandro: Die Touristen wollen etwas Bedeutsames haben und bekommen es, auch wenn es etwas anderes ist, als sie denken.
    Ein Laden mit Keramik ist ebenfalls geöffnet. Mitten in der Ware sitzt ein tunesischblauer Turban auf weißer Kleidung. Unter dem Turban befindet sich ein schlafender Händler. Ich sehe mir das Tonzeug an. Rechts stehen naturbelassene Töpfe, Schalen, rautenförmig durchbrochene Lampen, Vasen und einfache kleine Figuren in hellem Terrakotta. Nur wenige haben eine klare Glasur, und wenn, dann von innen. Auf der linken Seite sieht es vollkommen anders aus. Dort stapeln sich Schalen, Teller, Schüsseln und Tajines in allen Farben und mit kleinteiligen Mustern.
    Ich biege um eine Ecke und stehe vor einem Laden mit Schaufenster. Hinter dem Glas liegen mit Marzipan gefüllte Datteln und Kekse, die aussehen wie eingeschneite Kieselsteine. Die Verkäuferin bemerkt mich vor dem Schaufenster, schnappt sich ein Messingtablett und berührt kaum die Treppe, als sie mit einem großen Lächeln auf mich zustürmt. Sie redet auf mich ein. Arabisch. Nach ein paar Versuchen ist klar, dass sie keine europäische Sprache spricht und mein Arabisch sich auf »as salam aleikum«, »bes slema« und »schukran« beschränkt. Es macht nichts. Wir verstehen uns trotzdem. Ich probiere eine gefüllte Dattel. Sie ist frisch und ungesüßt. So liebe ich diese Frucht. Das Marzipan dagegen ist süßer als in Deutschland, aber unglaublich aromatisch. Ein dezenter Rosenwasserduft steigt mir in die Nase. In der Mitte befindet sich noch eine geschälte Mandel. Ich schließe die Augen und genieße die Gesamtkomposition. Als ich die Augen wieder öffne, strahlt die Verkäuferin und bietet mir mehr an. Ich lache und folge ihr in den Laden.
    Als ich kurz darauf mit einer großen Tüte purer und gefüllter Datteln sowie den erst sehr trocken wirkenden und dann umso schmackhafteren verschneiten Keksen wieder an die Luft trete, beschließe ich, dem Gewürzhändler ebenfalls einen Besuch abzustatten.

    Der Besetzt-Kellner ist heute nicht an der Bar im Foyer des Hotels. Ich stelle meine Einkäufe, die sich um eine kleine Keramikschale und viele Gewürze erweitert haben, auf einen Hocker neben mir. Der Tee bei dem kleinen runden Gewürzhändler, mit dem ich mich beim Verhandeln prächtig amüsiert habe, war stark und süß. Jetzt brauche ich Wasser.
    »Do you speak English?«, sagt ein starker deutscher Akzent schräg hinter mir.
    »Ja«, antworte ich und sehe über meine Schulter. Eine rote Nase unter einem Strohhut streckt sich mir entgegen.
    »Ach wie schön, Sie sprechen Deutsch. Ich bin der Franz. Ich setz mich mal hierher.« Er nimmt sich einen Hocker ohne Tüten und offenbart ein schreckliches Klischee: Seine käsigen Beine stecken mit ihren unteren Enden in weißen Tennissocken und braunen Sandalen. Ihr oberes Ende umhüllen weite, beige Shorts. Darüber hängt ein Hawaii-Hemd. Ich dachte, die wären ausgestorben. Weiße, krause Brusthaare ragen heraus.
    Ich wende mich meinem Wasser zu.
    Der Mann rückt seinen Hocker näher und beugt den Oberkörper zu mir.
    Er durchbricht die meisten meiner Kreise.
    »Reisen Sie alleine?«
    Es ist außer mir niemand hier, abgesehen vom Barkeeper, der unter der Theke Getränke einräumt. Das Hawaii-Hemd kann nur mich meinen.
    »Jo.«
    »Ich auch. Das mache ich gerne. Man lernt auf diese Weise viel mehr nette Menschen kennen, als wenn man zu zweit oder gar in einer Gruppe unterwegs ist. Da hängt man ja doch immer nur aufeinander.«
    »…«
    Erst der Kellner, jetzt die Tennissocke. Was wollen die alle von mir? Ich versuche, meinen Hocker unauffällig wegzurücken. Er bleibt auf dem Boden kleben.
    »Sie haben aber viel eingekauft. Alles Souvenirs für die Lieben daheim? Ja? Ich mache das ja schon seit Jahren nicht mehr. Die Leute wollen doch gar keine Mitbringsel. Sie gefallen ihnen nicht, sie brauchen sie nicht, sie schmeißen sie weg. Dafür gebe ich kein Geld aus.«
    »…«
    Millimeter für Millimeter bringe ich meinen Körper wieder auf

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