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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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dem Essen zuzunehmen scheint, ist tückisch. Ich habe gerade noch mal geduscht, aber ich rieche aus jeder Pore nach Limburger mit alten Zwiebeln. Doch das Schlimmste ist das Aufstoßen. Der Geschmack der Durian geht mir schwallweise noch mal durch den Kopf. Wenigstens nicht auch noch das Fruchtfleisch. Vor und nach dem Verzehr ist die Durian furchtbar, währenddessen immerhin noch eine Mutprobe. Die kann doch nicht wirklich für Menschen gedacht sein. Obwohl … der erste Bissen war auf eine exotische Art lecker. Ich hätte gern Hartmut mit einer Durian gesehen.
    Mein Handtuch zieht sich fester um mich, als es an meiner Zimmertür klopft.
    »Ja?«
    »Hier ist Arne. Ich soll dich zu einem Ausflug einladen. Darf ich reinkommen?«
    »Moment bitte!« Ich rupfe mit Schwung das sich festklammernde Handtuch ab und ziehe mir eine Jeans und ein Shirt über. Das muss reichen. »Komm rein. Was für ein Ausflug ist das denn?«
    »Was riecht denn hier so ekelig? Ist der Müll nicht ausgeleert worden?«
    »Durian«, murmele ich leise.
    »Du hast hier eine Durian???«
    »Nein, ich habe gerade ein Stückchen Durian gegessen. Jetzt ist mir flau im Magen, und ich stinke. Egal, wie oft ich dusche.«
    »Gut, dass wir erst morgen fahren wollen. Bis dahin riechst du nicht mehr so schlimm.«
    Arne zieht sein Shirt aus, dreht daraus eine Wurst und bindet sie sich vor die Nase.
    »Na, danke.«
    Das Strahlen ist wieder da. Man sieht es, obwohl es von der Shirt-Wurst verdeckt wird. Im Moment bin ich aber faszinierter von Arnes Stammes-Moko. Der strahlende Ornithologe surft oder schwimmt wohl gern. Sein durchtrainierter Oberkörper sieht zumindest danach aus. Darauf macht sich das Tattoo sehr gut. Eigentlich mag ich Tätowierungen nicht, aber das hier ist anders. Die schwarzen Stellen sind leicht erhöht, was nur beim originalen Tā-Moko-Verfahren passiert. Das Moko zieht sich von Arnes rechter Schulter über die halbe rechte Brust und bis zur Hälfte seines Oberarms. Breite geometrische Muster, in geraden und leicht gekrümmten Linien, Strichen und Punkten. Sehr exakt, sehr regelmäßig und doch viele unterschiedliche Elemente. Ich glaube, eine stilisierte Schildkröte zu sehen. Vielleicht sind da auch noch andere Tiere. Ich will nicht zu aufdringlich gucken, aber das ist schon ziemlich sexy. Hartmut würde so ein Tattoo auch gut stehen. Aber nur als Zierde? Das wäre albern. Arne hat einen echten Grund für seinen Körperschmuck. Den besten, den es gibt.
    »Wir fahren über die ganze Nordinsel, und wenn du mitkommst, klappern wir auch alle Sehenswürdigkeiten ab, damit du schauen kannst, wo du vielleicht ein paar Tage hinmöchtest, wenn dir Wellington langweilig wird. Mere und Hu würden sich sehr freuen, wenn du mitkommst.«
    »Das ist aber nett. Gerne.«
    »Gut, dann lüfte dich noch ein bisschen aus … ich hole dich morgen früh ab. Und nimm ruhig ein paar Sachen zu viel mit. Man weiß nie, was unterwegs alles passiert.«
    Im Luftzug, den Arne verursacht, als er versucht, nicht allzu schnell aus dem Raum zu fliehen, rutscht die Tagesdecke halb vom Bett. Der nächste Schwall Durianduft steigt mir aus dem Magen.

    Ich lese meine Mails. Draußen wird es langsam dunkel. Seit Arne heute Vormittag bei mir war, habe ich nichts gemacht. Gut, ich habe die Durian verdaut. Damit ist man im Grunde schon voll beschäftigt. Udo und meine Mutter haben geschrieben und mir Links zu den Nachrichten aus Köln geschickt. Es sieht schlimm aus, und ich bin froh, dass ich nicht mittendrin stecke.
    Kölner Stadtanzeiger 22. 03. 2011
    WUTBÜRGER GEGEN ALLES
    Auch gestern versammelten sich überall in der Kölner City aufgebrachte Wutbürger, um gegen alles zu demonstrieren. Während die Proteste in Weidenpesch weiterhin von Schlagersänger Rick Muller angeführt werden, kam vor dem Hauptbahnhof eine kopflose Menge zusammen, die gegensätzliche Forderungen stellte. Die Partei Bibeltreuer Christen forderte »ein Deutschland nach Gottes Geboten« und wurde von Mitgliedern der atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung mit Tomaten beworfen. Tierschutzvereine hatten Infostände aufgebaut und gingen mit den Stiften ihrer Unterschriftenlisten auf eine Gruppe Jäger los, die eine Lockerung der Abschussquoten für Rotwild verlangte. Die Ultras des 1. FC Köln riefen das Finanzamt dazu auf, »die Bonzen aus der VIP-Lounge« mit einer »Podolski-Steuer« zu belegen, um den Stürmer unbefristet an den Verein zu binden. Mitglieder der Piratenpartei forderten die Einrichtung

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