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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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mit voller Wucht die Innenseite seiner Hand vor die Stirn – »… und schiebst dem Mädchen wieder die Entscheidung rüber wie son Puzzle, das der kleine Junge nicht gelöst kriegt. Jetzt soll sie sagen, was du als Nächstes tun sollst? Hast du keine eigenen Gefühle, oder was? Uhhhh, wähhhhh, ich bin so verwirrt, jetzt sag du mal, was ich jetzt mache! Das ist so sexy, Alter, da sind die Jungs von Zwangsentsamung noch glatt der scheiß George Clooney dagegen!«
    Ich höre mir an, was mein Arbeitskollege Martin zu sagen hat, und sinke augenblicklich in den langen Hänger.
    »Aber ich kann doch nicht einfach so entscheiden«, jammere ich und höre das erste Mal, wie würdelos ich klinge, weil Männer wie Martin in ihrer Klarheit ein Spiegel sind.
    »Ja. Genau. Deswegen kriegst du auch kein Paket mehr vom Band.« Er geht an der Wanne vorbei zur Tür und rammt mich auf dem Wege mit der Schulter, als sei er persönlich beleidigt.
    In der Tür fragt er mich ein letztes Mal, den Blick im Strukturputz der Flurwand gegenüber meiner Tür: »Kommst du jetzt mit oder nicht?«
    Ich schlucke.
    »Ja, genau«, sagt er und geht. Am Ende des Flurs ruft er: »Alte Bahnhofstraße 214, falls du deine Eier wiederfindest.«
    Ich knalle die Tür zu, dass die Scharniere ächzen.
    Dann drücke ich bis in die Nacht auf »Senden & Empfangen«.
    > Ich

< Caterina
    Der blaue Steg
    24. 03. 2011
    33° 35′ 25.19″ N, 11° 4′ 35.48″ E
    »Merci.« Ich nehme das Tablett an der Tür meines Zimmers aus den Händen des Kellners, der mich neulich gefragt hat, ob ich besetzt sei. Wenn ich etwas bestelle, kommt immer er. Ob gestern Abend, heute Morgen, heute Mittag oder jetzt. Sein Gesicht ist stets hochrot. Er sieht mir nicht mehr in die Augen.
    »De rien, madame«, sagt er, höflich und zurückhaltend.
    »Un moment«, rufe ich ihn zurück. Ich lasse die Tür einen Spalt geöffnet, während ich mein Portemonnaie suche, und ziehe einen Zehn-Dinar-Schein heraus. Kleiner habe ich es gerade nicht. Aber die Zeiten sind schlecht, und er hat noch kein Trinkgeld von mir bekommen. Als ich mich wieder umdrehe, schaut er augenblicklich auf seine Füße. Hat er im Raum etwas gesehen? Nein, Rahime steht hinter der Tür.
    Ich will ihm das Geld geben. Er lehnt ab. Ich sage, er soll es nehmen und alles, was zu viel ist, seiner Mutter geben oder seinen kleinen Geschwistern etwas Schönes kaufen. Er sieht mich erstaunt an, nimmt den Schein und bedankt sich mit einer tiefen Verbeugung.

    »Kann er mich bemerkt haben?«, fragt Rahime und schaut durch einen kleinen Spalt zwischen den Vorhängen nach draußen.
    »Das testen wir jetzt«, sage ich. »Stell dich mal wieder hinter die Tür.« Sie macht es, und ich gehe raus. Ich lasse die Tür etwas geöffnet. Nicht mal so weit wie vorhin, doch ich kann Rahime dahinter stehen sehen. Der Spiegel verrät ihr Versteck. Aber erkennen konnte der Kellner sie sicherlich nicht.
    »Er hat dich niemals gesehen«, lüge ich, winke ab und überlege, wie wir weiter vorgehen sollten. Meine Bluse zittert. Ich bitte mir Contenance aus, als wäre ich meine Mutter. Ein erschreckender Gedanke. Aber die Bluse gibt Ruhe.
    Wir brauchen Hilfe.
    Während Rahime duscht, packe ich meine Handtasche mit dem Nötigsten und meinen Koffer mit dem Rest. Sicherheitshalber. Die Bilder stecke ich in die Plastiktüte aus der Schweiz. Dann die Kleidung. Zu guter Letzt die Süßigkeiten aus Houmt Souk. Was immer wir tun, wir werden etwas zu naschen haben.
    Als Rahime aus dem Bad kommt, sage ich: »Ich werde jetzt mal einen Freund anrufen, der immer gute Ideen hat. Wir müssen ja mal langsam einen Plan entwickeln. Ist das in Ordnung, Rahime?«
    »Du meinst, du kennst jemanden, der wirklich helfen kann?«
    »Ich hoffe es.«
    Sie nickt. Ein wenig misstrauisch, aber sie nickt.
    »Gut.«
    Ich wähle Hartmuts Nummer. Er ist am nächsten zu uns. Susanne ist in Neuseeland, mein Ex weilt in Los Angeles, Alejandro rückt in Deutschland Regiestühle. Hartmut ist auf seinem französischen Campingplatz eindeutig am nächsten. Und er ist stresserprobt.
    Nach dreimal Klingeln hebt er ab.
    »Hier ist Caterina!«, rufe ich und schildere ihm ohne große Vorrede unsere Lage. Daraufhin muss ich erfahren, dass Hartmut gar nicht in Frankreich ist, sondern sich gerade in St. Petersburg befindet. Er hat mich belogen. Vollkommen grundlos. Ich hatte nicht mal danach gefragt, wo er sich gerade aufhält. Wo sind die beiden Männer hin, denen ich vertraut habe?
    Vor dem

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