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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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hell. Ich schaue mich um und sehe kaum zehn Meter weit. Das Licht hat weniger Kraft, als ich dachte.
    Durch den Sand ist es schwieriger, aber mit dem wenigen Gepäck kommen wir trotzdem recht gut voran. Am Steg steht tatsächlich eine große, schmale Gestalt in blauer Hose und gelbem Hemd. Animateurskleidung. Der Mann läuft uns entgehen und nimmt mir meinen Koffer ab.
    »Je m’appelle Houssen.«
    »Caterina.«
    »Rahime.«
    »Suivez-moi!«, sagt Houssen.
    Was denn auch sonst? Wir sind schließlich für nichts anderes hier, als um ihm zu folgen. Ihm, einem völlig Fremden, der von einem anderen Fremden hierherbeordert wurde, der wiederum der neue Freund eines alten Freundes ist, dem ich nicht mehr vertrauen kann.
    Der schlaksige Animateur führt uns durch das Gelände des Odyssee.
    Hier sieht man noch weniger, aber er kennt den Weg. Ich komme mir vor, als würde ich durch ein Labyrinth laufen. Büsche greifen nach uns, hinter Häuserecken stehen Männer mit langen Messern, ich spüre, wie sich ein großes Fischernetz über uns wirft und uns zu einem Bündel verschnürt. Mein Herz klopft, und meine Adern pumpen Adrenalin.
    Houssen verschwindet in einem dicken Busch. Wir beiben davor stehen und begreifen nicht. Houssens Kopf kommt wieder hervor.
    »Vite, vite!« Er streckt seine Hand aus, die Rahime greift. Er zieht sie in den Busch. Sein Kopf erscheint noch mal. Diesmal direkt mit Hand.
    »Alors madame, vite!«
    Ich gehorche und lasse mich durch den Busch und einen Zaun ziehen.
    Das vollkommen menschenleere und selbst im sanften Mondlicht ungepflegte Gelände verschluckt uns. Ich fürchte, es wird uns niemals mehr ausspucken.
    Ein paar Schritte weiter spüre ich Beton unter den Füßen. Entweder wachsen zwischen den Platten viele Pflanzen, oder es liegen Schläuche quer über dem Weg. Oder Schlangen. Ich entscheide mich für die Pflanzen.
    Der Schatten, der Rahime sein muss, sackt zusammen und bleibt auf dem Boden liegen. Ich bin sofort bei ihr. »Rahime«, flüstere ich, »sag doch was.«
    »Mir geht’s gut. Ich bin nur gestolpert.«
    »Pst!« Houssen hilft Rahime auf. Als sie einen Schritt gehen will, unterdrückt sie einen Schmerzenslaut. Sie kann nicht alleine stehen. Houssen stellt meinen Koffer ab und nimmt Rahime auf den Arm. Er versucht eine Hand frei zu kriegen, geht in die Knie und tastet nach meinem Koffer.
    »Non!« Ich greife nach meinem Trolley. Houssen muss nicht auch noch mein Gepäck tragen. Diesmal sage ich selbst: »Vite!«

    Ich röntge den Boden mit meinen Blicken und achte auf jeden meiner Schritte. Noch eine Verletzte können wir nicht gebrauchen, und die Strecke ist mühselig. Sämtliche Wege sind ungepflegt. Das kann nichts mit den Touristikeinbußen durch die Revolution zu tun haben. Hier ein Loch im Beton, dort Kiesel auf dem Weg. Ich denke an Hartmuts Worte: Im Grunde wie die Ruhr-Uni für Ferien. Dort fühlt man sich nachts ähnlich wie hier. Mit dem Unterschied, dass die Beete an der Uni nur hinter dem Campus im Botanischen Garten blühen. Hier sprießt es überall. Der Gärtner ist das Einzige, an dem nicht gespart wird. An allem anderen schon. Oder wir befinden uns auf einem Teil des Geländes, dessen Bungalows gar nicht mehr vermietet werden. Es riecht nach altem Fisch. Ich muss würgen, reiße mich zusammen und atme einfach nicht mehr. Doch schon nach wenigen Sekunden halte ich es nicht mehr aus. Ich muss Luft holen und atme einen großen Schwall Fischgestank ein. Der Würgreiz überwältigt mich erneut. Houssen sieht sich besorgt nach mir um. Ich wedele mit dem Handrücken in seine Richtung, als wollte ich eine Fliege vertreiben. Houssen versteht und geht weiter. Der Geruch lässt nach, und mein Magen beruhigt sich. Als gar kein Gestank mehr feststellbar ist, hält Houssen an. An dem Reihenbungalow blättert wie an allen anderen der Putz ab. Houssen schließt die Tür auf und trägt Rahime auf ein frisch bezogenes Bett. Ich betrete den kleinen Raum, stelle meinen Koffer an die Wand und schließe leise die Tür.
    Houssen winkt mich mit dem Zeigefinger heran und zeigt mir das Bad mit frischen Handtüchern und aufgefülltem Toilettenpapier. Er hat gut vorgearbeitet. Erstaunlich, dass er daran gedacht hat. Wasser und Essen stehen ebenfalls in dem Zimmer. Ich frage mich, wie er das so schnell organisiert hat.
    Houssen instruiert mich, kein Licht zu machen. Außerdem sollen wir uns immer erst vergewissern, dass niemand vorbeikommt, bevor wir die Toilettenspülung benutzen oder gar die

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