Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
Vom Netzwerk:
Dusche. Er sagt, dass er nur einmal am Tag kommen wird, um Nahrung zu bringen. Wir müssen uns einteilen, was wir haben. Er läuft rot an, als er uns das verkündet, entschuldigt sich und schlüpft aus der Tür.

    Ich sehe mich um. Das Zimmer ist winzig. Im Sangho war es definitiv schöner. Aber was macht man nicht alles, wenn jemand in Not ist. Ich denke an Susi, die Ziege, und ihre Kitze, Caty und Alex. Mein persönlicher Assoziationsblaster führt mich von den Kitzen zu Alejandro und einem warmen, dann zu meinem Ex-Freund und einem eisigen Gefühl. Ich muss mit dem Denken aufhören. Mir wird wieder schlecht.
    Ich horche, ob draußen etwas zu hören ist, gehe ins Bad und drehe den Wasserhahn auf. Er röchelt, er brodelt, er schreit. Ich reiße die Augen auf und sehe wilde Tunesier das Zimmer stürmen. Es zischt. Das Wasser ist da, und der Lärm hat aufgehört. Selbst in der Dunkelheit sehe ich, dass die Flüssigkeit nicht klar ist. Ich vermute rostrot. Eine schöne Farbe, wenn man sie nicht trinken oder sich mit ihr waschen muss. Ich drehe auch die Dusche an und betätige die Toilettenspülung. Ich brauche jetzt was Kaltes.
    Nach einer Weile ist das Wasser, soweit ich es erkennen kann, wieder klar. Ich stelle die Dusche ab und mache ein Handtuch nass. Es ist wirklich kalt. Ich wringe das Handtuch aus und bringe es in den Nebenraum. Zwei Polster aus einer Sitzecke stopfe ich unter Rahimes Bein. Das Handtuch wickele ich um ihren Knöchel. Rahime stöhnt leise. Ich sage: »Beim Bezahlen habe ich drüben im Sangho einen Mann in einem sehr schicken Anzug gesehen. Deutlich über vierzig. Bei ihm zwei richtig bullige Kerle. Alles Tunesier. Da war nicht zufällig Hamadi dabei?«
    Rahime wird schlagartig blass. Das sehe ich sogar ohne Licht.
    »Waren seine Schläfen weiß, und zwar nur die Schläfen? Ziemlich hart abgesetzt.«
    »Ja, genau.«
    »Das war er. Er hat mich gefunden!«
    »Hat er nicht. Wir sind hier. Er nicht.«
    In der Dunkelheit erahne ich abgeblätterte Wandfarbe. Es riecht muffig.
    Rahime sagt ängstlich: »Er kann sich doch denken, dass wir nicht weit gekommen sind. Vielleicht hast du Spuren im Sand hinterlassen.«
    »Nicht mehr als du.«
    »Ich meine mit dem Trolley.«
    »Den habe ich getragen.«
    »Das ist gut.« Rahime reibt ihre Wangen. »Wieso wusste er, dass ich im Sangho war? Es gibt so viele Hotels in Zarzis.«
    »Der Kellner hat dich im Spiegel gesehen. Aber eigentlich war ich mir sicher, dass er dich nicht erkennen konnte.«
    »Dann müsste er aber schnell reagiert haben, um uns zu verraten.«
    »Das ist richtig.«
    Ich nehme das Handtuch und halte es erneut unter kaltes Wasser. Für Rahimes Knöchel ist das kalte Wasser nützlich, aber auch das ganze kleine Zimmer strahlt eisblaue Frostigkeit aus. Es ist nicht das Blau, das ich in Tunesien zu finden hoffte. Und das ich gefunden habe ! Ich konnte so wunderbare Aquarelle malen. Zum Glück habe ich rechtzeitig gepackt und musste sie nicht in der Hektik zurücklassen. Ich sehe mich mit Alejandro im Atelier die Bilder ausbreiten und darüber reden. Wir sprechen über das Licht, die Farben und die Formen. Diskutieren, was gelungen ist und woran ich noch weiterarbeiten könnte. Falls ich lebendig wieder nach Hause komme.
    »Rahime, wir müssen unbedingt etwas schlafen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, sagt sie, doch ich sehe in den kalten Schatten, wie ihre Jacke sich fest um sie schließt. Als ich Rahime zudecke, macht sie sich klein.

    Im Halbschlaf fällt es mir ein.
    »Rahime, schläfst du?«, frage ich leise.
    »Nein«, flüstert sie zurück.
    »Ich weiß jetzt, wer deinem Mann gesagt hat, wo du sein könntest. Es war nicht der Kellner.«
    »Wer denn?«
    »Der Fahrer. Von der Sahara-Tour. Du hast dich in Ksar Ghilane ziemlich heftig mit ihm gestritten, damit ich nicht mit den verschnupften Gästen zurückfahren musste. Du hast ihm Befehle erteilt. Vor allen Leuten.«
    »Das hat sich schlimmer angehört, als es war. Aber du könntest trotzdem recht haben. Es war ein kleiner Ehrverlust für ihn. Vor den Gästen, den Leuten in Ksar Ghilane und vor allem im Hotel. Er hat mich auf jeden Fall erkannt. Wäre ich nicht die Gattin des großen Hamadi, hätte er sich von mir gar nichts sagen lassen.«
    »Feinde kann man sich nur leisten, wenn man keine Geheimnisse hat.«
    »Offenbar.«
    »Pst.«
    Wir hören schwere Schritte und gedämpfte arabische Stimmen mit kehligen Lauten. Rahime hat recht. Arabisch hört sich immer ein wenig so an, als würden

Weitere Kostenlose Bücher