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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Aufstellgeräte mit Münzeinwurf. Sehe mich da drinnen Turniere in Pac Man und Donkey Kong austragen. Fühle den Hartschalensitz unter mir, wenn ich im Original- Out Run meine Runden drehe. Oder in Ridge Racer , dem ersten Spiel, das jemals für die Playstation erschien. Heute sehen sie alt aus, aber damals hat man extra für sie halbe Autos zum Reinsetzen gebaut, mit Pedalen und Lenkrad.
    »Hab ich recht, Jochen, hab ich recht?«, frage ich und zerre an seinem gesunden Arm. Er hebt nur die Brauen. »Was meinst du?«, wende ich mich an Caterina, doch sie steht schon gar nicht mehr neben mir. Unter den schönen Blättern eines Ginkgo-Baumes, den Jochen und Mario in den Hang gepflanzt haben, tippt sie ihre Nachrichten.

    Am Abend betrete ich behutsam das Zimmer, in dem Caterina mit Rahime untergekommen ist. Dunkle Möbel und kurze Betten aus Massivholz. Ein Spiegelschrank mit zwei Flügeltüren. Welche Zeit stellen Jochen und Mario hier nach? Die Fünfziger? Rahime weilt gerade im Bad. Das ist gut. Ich halte ein schönes schwarzes Notizbuch in der Hand, das Jochen mir gegeben hat, und stehe genau zwischen den Türen des Spiegelschranks. Bewege ich mich, bewegen sich gleich drei von mir, endlos in die Tiefe vervielfältigt.
    »Was ist das?«, fragt Caterina, die es sich für die zweite Nacht ohne mich bequem gemacht hat.
    »Unser Leben bis eben«, antworte ich und freue mich, das mir dieser Reim eingefallen ist. Ich habe meinen Laptop hierher mitgenommen und die letzten zwei Stunden damit verbracht, all unsere verpassten gemeinsamen Termine aus Unser Leben bis 2075 in Schönschrift in das Notizbuch zu übertragen.
    »Alles, was wir nachholen müssen«, sage ich und setze einen Hundeblick auf. Das wird klappen.
    »Soso, was wir nachholen müssen «, sagt Caterina. »Ich muss zum Beispiel noch zum Zahnarzt.«
    »Dürfen. Wollen. Die Gnade erleben, tun zu können. Mein Gott, du weißt doch, was ich meine!« Ich schlage mit aller Wucht die Faust auf das Holz des Spiegeltisches, weil es mich so zornig macht, dass sie nicht einfach den Hebel umlegt.
    Caterina springt aus dem Bett und schließt die Tür. »Spinnst du?«, sagt sie. »Rahime ist vor einem Mann geflüchtet, der sie in einen Spiegel geworfen hat, und jetzt randalierst du in ihrem Schlafzimmer herum?«
    Da ist die Mühe schon wieder hin, denke ich. Traurig liegt Unser Leben bis eben auf dem Boden.
    »Was tippst du ständig auf dem Telefon herum?«, raunze ich sie an.
    »Ach, du willst die Wahrheit?«, spottet sie. »Ich schreibe einem sehr, sehr guten Freund. Und Kunstkollegen. Sonst noch was?«
    Wie soll ich das jetzt verstehen? Sie hat doch keinen anderen! Wenn sie einen anderen hätte, wäre der Hebel längst umgelegt und die Sache klar. Der Hebel bleibt aber unangetastet. Vielleicht braucht es nach so vielen Monaten einfach ein paar Tage, bis wir beide wieder einen Modus finden.
    Rahime betritt das Schlafzimmer. Sie lächelt mich an. Ganz freundlich und offen, als wäre ich kein schlechter Mann.
    »Dann schlaft gut, ihr beiden«, sage ich, so friedlich ich kann, verlasse das Zimmer und gehe zum Partykeller, in dem Hartmut, Nestor und ich auf Matratzen übernachten. Khaled hat die Blockhütte gewählt. Aus dem Siebziger-Raum ertönt »Waterloo«. Hartmut und Nestor legen alte Singles auf. Wahrscheinlich kritzelt Nestor auf Bierdeckeln Rezis dazu. Neben dem Eingang zum Keller steht die Tür eines Werkraums halb offen. Kartons sind umgekippt und haben sie aufgedrückt. Auf der Werkbank liegen Bohrmaschinen, Sägen, Hämmer und Holzreste. Aus den umgestürzten Kisten quellen seltsam große Mengen weißer und bunter Girlanden sowie aus Krepppapier gefalteter Rosen. Wozu brauchen Jochen und Mario denn so was? »Waterloo« wird mit einem Schlag lauter, da sich die Kellertür öffnet.
    »Ach, da bist du ja!«, grölt Nestor, ein kleines 0,33er-Pils in der Hand, »mach mit, wir haben vorm Schlafen noch Boney M. und die Bee Gees vor uns!«
    Ich drücke die Lagerraumtür zu, seufze und folge ihm.
    > Ich

< Susanne
    Kriegsgebiet
    28.–29. 03. 2011
    51° 28′ 07.96″ N, 0° 27′ 21.31″ W
    »Vielen Dank für den angenehmen Flug«, sage ich zur Stewardess und meine es auch so. In Sydney wurde mir mitgeteilt, dass der Flug überbucht sei. Man könne mich upgraden, aber es bestünde die Gefahr, dass nach dem Auftanken in Singapur ein vorgemerkter Passagier meinen Platz beanspruchen würde und ich dann bis zum nächsten Qantas-Flug dort gestrandet wäre. Die

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