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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Alternative sei, in Sydney zu bleiben, bis der komplette Flug bestätigt ist. Ich habe das Risiko des Upgrades in Kauf genommen. Es passierte nichts. In Singapur durfte ich in die Qantas-Business-Lounge gehen. Ein Büfett mit vielen köstlichen und immer frisch nachgelieferten Snacks stand bereit, dazu Getränke und Zeitschriften aller Art. Ich machte es mir in weichen Ledersesseln gemütlich. An einer ganzen Reihe von Computerterminals, die man kostenlos benutzen konnte, saßen World of Warcraft spielende Kinder. Ich setzte mich dazu, zwang mich, keine neuen Nachrichten aus Köln zu lesen, und schrieb Hartmut, wann ich in Deutschland ankäme. Meine erste Nachricht an ihn nach all den Monaten. Kein Tand, kein Heckmeck, keine großartigen Erklärungen. Er kennt mich. Er weiß, wenn ich Ankunftszeiten sende, hat seine Post gewirkt.
    Besser als die Qantas-Business-Lounge auf der Erde war nur die Business-Class im Flugzeug. Ein breiter eiförmiger Kokon umhüllte mich, verwöhnte mich mit Unterhaltungselektronik und mehreren Stufen elektrischer Massage und gab mir auf kleinstem Raum fast perfekte Privatsphäre. Der Kokon ließ sich beinahe bis in die Waagerechte verstellen. Das bisschen, was fehlte, habe ich mit einer zusätzlichen Decke ausgeglichen. Wir bekamen Schlafanzüge, Reisesocken und große, üppig gefüllte Necessaires mit Rundumreißverschlüssen. Auch das Essen war köstlich. Serviert wurde es auf Porzellan mit richtigem Besteck. Jederzeit gab es Sekt oder Wasser, und hätte ich noch Appetit gehabt, wäre ich mit Trauben und Küchlein gefüttert worden. Die Toiletten wurden noch häufiger gereinigt als in der Economy Class, obwohl viel weniger Menschen sie benutzten. Die Stewardessen kümmerten sich die ganze Zeit über gutgelaunt und völlig ungekünstelt freundlich um uns. Ich war behütet und beschützt: in 10000 Meter Höhe bei einer Geschwindigkeit von 1000 km/h!
    Es kichert aus mir heraus wie aus einem kleinen Mädchen, und ich fühle mich vollkommen erholt. Als hätte ich einen ganzen Tag in einem Floating-Tank verbracht.

    Ich bin die Erste, die auf dem Londoner Airport im Gate zum Flug nach Köln eintrifft. Ich schlendere durch die Reihen. Nach dem bequemen Kokon mag ich mich nicht auf Plastik mit dünnen Stoffbelägen setzen.
    Auf einem der Sitze liegt ein Express . Er ist von heute. Ein Kölner Tageblatt. In London Heathrow. In einem Gate, das Flüge nach Deutschland abfertigt. Die Zeitung seufzt. Sie hat heute wohl schon einiges durchgemacht. Ich nehme sie, schlage sie auf und setze mich nun doch.
    AUS FÜR »GEGEN ALLES!«
    Chaoten sabotieren Bürgerbewegung
    Nachdem eine sogenannte »Reclaim The Streets!«-Party in Köln-Weidenpesch eine Schneise der Verwüstung hinterließ, bekommt die Bewegung »Gegen alles!« stadtweit ein Versammlungsverbot erteilt. Der geplante Ausbau der Neusser Straße wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, da die dafür geplanten Haushaltsmittel nun für Reparaturen und Entschädigungszahlungen eingesetzt werden müssen. Die Neusser Straße wurde auf einer Länge von fünf Kilometern beschädigt. »Die Instandsetzung dieser bedeutsamen Verkehrsader hat erst mal Vorrang«, erklärte Manfred Neuhaus vom Verkehrsausschuss gegenüber unserer Zeitung.

    Der Beweggrund springt mir ins Auge und beißt sich dort fest. Es geht in der Politik nie um die Sache. Es geht darum, dass bewilligte Gelder ausgegeben werden müssen. Wofür, ist egal. Hauptsache, im nächsten Jahr wird das Budget nicht eingeschränkt, weil man in diesem Jahr nicht so viel gebraucht hat.
    Wenn sich niemand um die Sache kümmert, erledigen sich alle Proteste. Sie sind nur sinnvoll, um Geld für deren Überwachung auszugeben. Gefährdete Mäuse und Hamster sind obsolet. Sie helfen nur, um Umweltschutz-Budgets zu festigen. Obskure Berliner Gesetze sind Kokolores. Sie dienen nur dazu, Kosten zu verursachen, um im nächsten Jahr weiter flüssig zu bleiben. Wenn da ein ungeborenes Kind auf der Strecke bleibt, dann ist das eben ein Kollateralschaden auf dem Weg, möglichst viel Geld im Fluss zu halten. Bewilligung und Verfügungsgewalt. Das ist Machtstreben auf der untersten Ebene. Wenn es wenigstens um so was wie Weltherrschaft ginge. Aber es geht nur um sich selbst generierende Bürokratie. Was für ein dummes Spiel.
    Den einen Augapfel hat der Beweggrund schon durchgebissen und knabbert nun am anderen. Ich löse die Zähnchen und schmeiße ihn weg. Es ist nicht mein Beweggrund. Soll er sich doch woanders

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