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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Klumpen: »Nein. Peperoni. Von einer Pizza.«
    »Ach so, ja. Gestern war Volcano dran.«
    »Gestern war Volcano dran?? Alter, du hast den ganzen Tag eine Peperoni im Ohr!«
    »Ich bin beim Essen vorm Fernsehen eingeschlafen. Meine Güte.«
    Stolle wirft die Peperoni in den Mülleimer und packt meine Schulter mit seiner rechten Hand. »Dass du nicht erzählen willst, was los ist, ist dein gutes Recht. Aber du gehst jetzt da raus, spazierst eine Runde am Kanal entlang, fährst heim, setzt dich aufs Bett, holst dir einen runter, rasierst dich, duschst dich, legst deinen Lieblingsfilm ein, und dann kochst du dir was, das du mit dem Mund in den Körper aufnimmst und nicht mit dem Ohr. Dann sehen wir, wie es am nächsten Spieltag läuft.«
    »Danke«, sage ich.
    »Und mach was. Geh unter die Leute. Beim Fernsehen einschlafen … du bist doch kein Scheißrentner.«
    Ich schlucke und nestele mit gesenktem Blick ein weiteres Snickers auf. Die restlichen drei esse ich tatsächlich, während ich am Ufer des Rhein-Herne-Kanals spaziere, der unser Gewerbegebiet nördlich begrenzt. Es ist schön. Schräg gegenüber wackeln kleine weiße Boote im Hafen. Ich muss daran denken, dass Caterina und ich segeln lernen wollen, nächstes Jahr im Sommer. Das steht schon fest geschrieben im Buch Unser Leben bis 2075 , das ich für sie verfasst habe, als Hartmut und ich nach dem ultimativen Liebesbeweis suchten. Ein Kalender mit Erlebnissen, die Caterina und ich haben werden, bis wir alt und grau sind. Einige davon haben wir in den Monaten der Funkstille schon verpasst. Das Buch liegt bei Caterina zu Hause. Ob sie hineinschaut und traurig wird, wenn wieder was gestrichen werden muss, das einfach nicht passiert ist? Diese verfluchte Funkstille. Es ist schön, an den sanft plätschernden Wellen der Ruhrgebietsbrühe zu stehen, aber es wäre schöner, könnte ich dabei mein Mädchen an der Hand halten.

    Heute versuche ich was Neues. Ich habe im Toom zwei Plastikwannen geholt. Nicht zu groß, bei siebzehn Quadratmetern Wohnraum zählt jeder Zentimeter, der frei bleibt. Ich lasse mein Badezimmer randvoll laufen und fülle derweil die beiden Wannen an der Spüle mit heißem Wasser. In die Flut im Bad kippe ich heute die Schaumbäder Rosenzart und Blaue Lagune. In die Plastikwannen gieße ich die gute Nachtkerze von Kneipp. Als sie voll sind, wuchte ich sie von der Spüle vor die Türschwelle des Bades. Eine für den rechten Fuß. Eine für den linken Fuß. Yannicks Ohren zucken, als hätte ich Vögel mitgebracht. Die gibt’s aber nur draußen vor unserem Fenster, das zur Gemeinschaftsterrasse zeigt. Vierzig Quadratmeter für hundertfünfzig Bewohner. Der Blick fällt am Horizont auf die Gebäude der Ruhr-Uni. Uralte Giganten am Hang, quasi neunmal die Titanic. Ich ziehe mich nackt aus und setze mich bei offener Tür in das geflutete Bad. Die Füße stelle ich nach draußen in die beiden Wannen. Meine Beine bilden die Brücke über die Türschwelle und bleiben trocken, aber auf diese Weise kann ich mich flach ins Wasser legen und habe wenigstens die Füße feucht. Ich seufze. Mein Kopf liegt im Wasser und das warme Nass dringt bis in meine Ohren. Besser als Peperoni. Trotzdem wird’s nach einer Minute schon wieder kalt. An den Beinen. An der Brust. An der Stirn.
    Es klopft.
    »Weg!!!«
    »Äh … ich wollte eigentlich nur fragen, wann die Fachschaftsfahrt losgeht.«
    »Was geht los?«
    »Die Fachschaftsfahrt der Molekularbiologen.«
    »Hier gibt’s keinen Biologen! Ich glaube an Gott.«
    Der Student verschwindet.
    Ich wuchte mich hoch, es geht kaum. Als hielte mich das Wasser auf dem Boden. Die Fußwannen schwappen. Yannick springt zurück. Alle vier Pfoten heben gleichzeitig ab. Wie die das machen?
    Ich trockne mich ab, nehme mir ein Bier und schalte die Konsole an. Dann doch lieber Häuserkampf. Die Konsole sirrt. Sie verschluckt sich. Sirrt. Dreht die Disk durch, ohne dass etwas passiert. Ich starte sie neu. Der gleiche, elende Schluckauf. Augenblicklich werde ich nervös. Ich habe nie geraucht, aber so muss sich ein Nikotinsüchtiger fühlen, wenn kein Tabak mehr im Haus ist. Ich will jetzt Medal Of Honor . Mein Gehirn hat sich auf dieses Spiel eingestellt, mein ganzer Körper verlangt danach. Außerdem ist es Zeit. Nachher gibt’s wieder B-Fernsehen und den vorletzten möglichen Pizzakarton für Turm fünf. Ich stehe auf, werfe die Disk aus, puste, wische und lege sie wieder ein. Es hilft alles nichts. Yannick springt zu mir auf die

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