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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Matratze und klettert meine Brust empor, damit ich seinen Bauch kraule. Das Spiel ist kaputt. Ich erinnere mich daran, dass mir mein Untervermieter erzählt hat, im dreizehnten Stock wohne einer, der alles besorgen kann. Wo war das? Mir fällt’s nicht ein. Ich knete Yannicks Bauch. Seine kühle Nase drückt sich an meine. Mir fällt’s ein. Zimmer 1315. Fast unterm Dach. Ich pflücke Yannick und setze ihn auf den Boden. Er beschwert sich. Er will nicht, dass ich weggehe. Vorsorglich stelle ich die Schuhe auf das oberste Regalbrett.

    »Gehst du auch zu Haiko?«, fragt mich ein junger Mann, als ich das dreizehnte Stockwerk betrete. Er ist keine nadelnde Fichte wie der nächtliche Student von neulich, der eine Linguistik-Arbeit kaufen wollte. Eher ein kleines Tischtännchen.
    »Ist Haiko der Mann, der alles hat?«
    »Ja«, sagt das Tischtännchen und klatscht in die Hände. Die Nädelchen rascheln. »Er hat mir die sechste Staffel von Alias besorgt!«
    »Die Serie hat nur fünf Staffeln.«
    »Haiko macht’s möglich …«, sagt das Tännchen und hüpft durch den Flur. Die Wände sind mit grünem, spitzem Rauputz verkleidet. Die Türen sind rot. Einige stehen halb offen. Yang Tsun Lee steht an der, hinter welcher junge Araber blubbernd an einer Wasserpfeife ziehen. In einem Raum mit der Aufschrift Andrej Nikolov läuft eine junge Frau im roten Top auf einem Laufband.
    »Da vorne ist es!« Das Tännchen zeigt zum Ende des Querflurs, in dem Leute Schlange stehen. Manche lehnen an der Wand und lesen. Einer schneidet seine Nägel und wirft sie aus dem Fenster, so dass sie auf den nassen Köpfen der Leute landen, die aus dem Hallenbad kommen, das links zu Füßen unseres Turms liegt. Haiko Bobelin, der Alles-Besorger, hat eine alte Turnhallensitzbank neben seine Tür gestellt. Die Türen seiner Nachbarn sind alle geschlossen und haben gar keine Namensschilder mehr. Der Nagelknipser zeigt auf einen kleinen Kasten an der Wand. Ein Nummernautomat.
    »Willst du zuerst ziehen?«, fragt das Tischtännchen. Ich nicke. Raschelnd streckt es sein Ärmchen aus: »Macht dann 50 Cent.«
    Ich gebe ihm die Münze und ziehe meine Nummer. »Ich hätte dir auch mehr gegeben«, sage ich. »Muss man euch hier allen erklären, dass ihr zu billig seid?«
    Das Tischtännchen und ich warten zwanzig Minuten, in denen Haiko Bobelin den Nagelknipser und die anderen Wartenden abfertigt.
    »… ja, und so kam es, dass meine Mutter mit dem Bürgermeister schlief«, beendet das Tischtännchen gerade seine ländliche Lebensgeschichte, als Haiko mich aufruft und ich ihm dankbar die Nummer stecke. Das Tännchen winkt mir nach.
    Haikos Schreibtisch ist aufgeräumt und aus echtem Holz, kein Pressspan oder mitgebrachte Kinderzimmerware. Sein Bett ist mit schwarzer Seide bezogen. Auf der Fensterbank steht ein Bonsai. Links an der Wand hängt ein großes Tuch. Es zeigt ein blau-schwarzes Mandala. Haiko trägt eine graue Jeans, ein schwarzes T-Shirt und darüber eine Anzugweste. Er nestelt Bitter Lemon aus dem Kühlschrank, nimmt zwei Gläser, füllt Eiswürfel hinein und gießt uns ein. In einem kleinen Fernseher flimmern lautlos Bilder südländischer junger Männer, die sich Gefechte mit der Polizei liefern.
    »So, was brauchst du denn Dringendes?«
    »Blut«, sage ich. Ich fühle mich genötigt, originell und ironisch zu sein, denn Haikos Bude macht mich verlegen.
    Er sieht mich an, als habe er mich anders eingeschätzt. Dann schüttelt er den Kopf. »Eigentlich mache ich das nicht mehr.« Er geht zu seinem Schreibtisch und lüftet eine Decke, die einen kleinen Extrakühlschrank verbirgt. Er klimpert darin herum und sagt, die Stimme gedämpft vom Hohlraum: »Ich weiß nicht, was ihr euch dabei denkt. Ich gebe zu, dass die Twilight -Filme eine seltsam fesselnde Entrücktheit besitzen, aber …«, er taucht wieder unter dem Tisch auf, »… dieser Traum von Unsterblichkeit, das geht doch so nicht. Ich kann euch Knallköpfen nicht länger eine Phantasie verkaufen. Deswegen gibt es hier nur noch die Restposten.« Er hält mir eine verkorkte Glasphiole voller Blut vor die Nase. Ich schlucke. Er sagt: »Das ist Hase. Ich habe auch noch Kaninchen, Reh, Hirsch und Oppossum. Frag mich nicht, wie ich an Oppossum gekommen bin, das willst du gar nicht wissen.«
    »Ich, ähm, du verstehst das ganz falsch.«
    »Ja, ja, das sagen alle. Machen wir fünfzig Euro.«
    »Ich will kein Blut«, erwidere ich und ziehe Medal Of Honor aus der Tasche. »Ich habe nur ein

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