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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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und saniert. Du musst dir nur die Raumaufteilung aussuchen. Wenn ich Druck mache, dauert das Ganze nicht länger als eine Woche! In der Zeit kaufen wir ein paar Möbel.«
    Er läuft zu einem Regal, in dem gerollte Zeichnungen auf Transparentpapier in Kunststoffhüllen liegen, zieht die Rollen nacheinander heraus, liest ihre Beschriftungen und wirft sie achtlos auf den Boden. Es sind seine Detailentwürfe, die er nach den Skizzen auf Transparentpapier ausarbeitet und dann auf die Leinwand überträgt. Alejandro hasst es, auf der Leinwand zu radieren. Er sagt, die Farbe verhalte sich auf radierter Fläche anders als auf jungfräulicher, und er hat recht damit. Mir gefällt die Methode auch, weil sie so praktisch ist, um Motive proportionsgerecht auf große Leinwände zu bringen.
    »Hier!« Mit großen Schritten geht er schließlich mit einer Rolle zur Werkbank und wischt mit dem Arm Farbflaschen, Tuben, Pinsel, Tücher und Wasserbehältnisse beiseite. Ich hüpfe ein paar Schritte zurück, weil ich damit rechne, dass alles in einem großen Platsch auf dem Boden landet, doch wenige Millimeter vor der Werkbankkante kommen die Materialien zum Stehen. Mir fällt ein Taschenbuch auf, das farbbekleckst zwischen den Kunst-Utensilien liegt. Ich nehme es zur Hand und sehe Alejandro mit gespieltem Entsetzen an. Obwohl, ein wenig entsetzt bin wirklich.
    »Utta Danella???«
    Alejandros Wangen färben sich für den Bruchteil einer Sekunde rot. Dann lacht er, völlig entspannt: »Ja. Warum nicht?«
    Ich stelle mir vor, wie Alex O’Loughlin zwischen seinen Einsätzen als knallharter Agent in Hawaii an der Krabbenbude sitzt und Utta Danella liest. Ich wedele mit dem abgegriffenen Liebesschinken: »Alejandro Barturo, Meister des Schmerzes und der radikalen Kunst, liest heimlich romantische Schnulzen?«
    »Der Mensch braucht Leichtigkeit im Leben«, antwortet er wie selbstverständlich. »Ich kenne einen Cellisten aus der Zwölftonmusik, der hört auf der Heimfahrt nach den Konzerten in seinem Auto Chris de Burgh. ›Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schön das ist‹, sagt er immer, ›das Herbstlaub an den Bäumen vor der Windschutzscheibe und dazu High On Emotion in den Boxen.‹«
    Ich sage: »Du liest das süße Zeug nicht ironisch?«
    »Isst du Schokolade ironisch?«, fragt er zurück.
    Ich lasse das Buch sinken. Er dreht die Rolle auf, für welche er die Werkbank frei gemacht hat, zieht die Transparentblätter heraus und breitet sie auf der Werkbank aus. Es sind keine Vorzeichnungen, sondern Grundrisse und Vorschläge zur Raumnutzung. Alejandro wühlt zielstrebig in den großen Papieren, bis er die Vorschläge für das Obergeschoss findet, und rollt den Rest wieder ein. Dann richtet er sich zu seiner vollen Größe auf und präsentiert mit einer Geste aus seiner Stierkämpfergenetik die Zeichnungen. Ich gehe näher ran. Das Buch halte ich immer noch in der Hand.
    »Also, das ist der komplette Raum«, erklärt Alejandro. »Hier muss das Bad hin, und ab hier kann eine Küche eingebaut werden. Ich habe mir bisher gedacht, das Bad so groß wie meines zu machen«, sagt er und blättert ein Blatt mit dem Bad über den Grundriss. »Wenn du ein größeres Bad möchtest, ist das natürlich kein Problem.« Wenn Alejandro sich konzentriert, zieht er die Augenbrauen zusammen. Meine Mutter würde ihn ermahnen, weil das auf Dauer Falten gibt. Ich muss lächeln, weil ich mir vorstelle, dass Alejandro auf eine solche Ermahnung hin nur noch mit zusammengezogenen Augenbrauen herumlaufen und sich dabei köstlich amüsieren würde. Während er sich konzentriert, schlage ich das Taschenbuch auf und zitiere laut in das Atelier hinein: »Die Gemahlin des Kaisers erwachte zu ungewohnt früher Stunde.« Er sieht mich an. Seine Augenbrauen schieben sich wieder auseinander. Ich kichere und schlage eine andere Seite auf: »Graf Bodenstein war einundsechzig Jahre alt, als das Kind zur Welt kam.«
    Graf Bodenstein. Was für ein Name. Ich habe den Klang geruhsamer ZDF-Verfilmungen im Ohr. Diese glasklare Nähe der Stimmen, als hätten die Schauspieler restlos alles nachsynchronisiert.
    Ich mustere Alejandro.
    Er grinst und geht zu einem der Regale an der Wand. Zwischen Acryltuben und Kartons mit dreckigen Tüchern steht ein kleines Tablett. Darauf: eine Flasche mit gelber Flüssigkeit und ein paar winzige Gläser. »Ein paar Seiten Utta Danella, und dazu ein leckeres Likörchen. Es gibt nichts Entspannenderes.« Alejandro hebt die Flasche an. Es ist

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