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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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in eine Mannschaft gewählt. Er brauchte keinen CD-Player mehr und überlegte, wie er Tante Elenas Auftrag erfüllen könnte. Nach zwei Monaten ergab es sich wie von selbst: Im schuleigenen Kiosk sollte auf Intervention der Eltern hin aus Gesundheitsgründen nichts Süßes mehr verkauft werden. Alejandro beauftragte die Tochter einer Freundin seiner Tante damit, leckere Süßigkeiten herzustellen, die gesund aussahen. Sie war im dritten Jahr ihrer Konditorlehre und überredete ihren Chef, sie mal machen zu lassen. Heraus kamen Schokoriegel, die wie Müsli-Sticks wirkten. Alejandro ließ die Elternversammlung einberufen und bot die Müsli-Sticks an, die in der den Erwachsenen vorgestellten Variante nicht nur gesund aussahen, sondern auch so schmeckten. Die Eltern waren begeistert. Ihre Kinder über die eigentliche, süße Version für die jüngere Generation auch. Fortan verkaufte der Hausmeister in seinem Kiosk die Riegel, die die Konditorei regelmäßig frisch lieferte. Alejandro investierte neben dem Geld von Tante Elena auch noch alles, was sich in seinem Sparschwein befand.
    »Sei vorsichtig«, rufe ich, aber wahrscheinlich hört er mich nicht. Die Katze setzt zum Sprung an. Sie benutzt Alejandros Rücken als Kletterhilfe, um möglichst nah an den Boden zu kommen, bevor sie sich kräftig abstößt, springt und blitzschnell wegläuft. Einen Augenblick sieht es aus, als würde Alejandro mitsamt Leiter nach hinten kippen, doch er kann sich fangen, klettert herunter und kommt wieder ins Haus.
    »Gut gemacht«, sage ich. »Sie hat ihre Krallen benutzt, oder?«
    »Hm.«
    »Lass mal sehen.«
    Er zieht sein Shirt hoch und dreht sich um. Am Ende einer langen Kratzspur steckt eine Kralle in seinem Rücken. Ich ziehe sie heraus und gebe sie ihm. »Hast du was zum Desinfizieren im Haus?«
    Alejandro nimmt Kodan-Tinktur aus einem Regal.
    »Wären Katzen immer noch okay?«, frage ich.
    »Na klar!« Er dreht sich um und strahlt mich an.
    Der Konditor hielt sich an die Vereinbarung und gab Alejandro damals 20Prozent der 67 Pfennig Gewinn pro Scheinmüsliriegel. Alejandro stellte sie in jeder Grundschule im Ort vor und erweiterte so den Kundenkreis beträchtlich. So konnte er schon im ersten Monat nach Beginn der Aktion seinen Einsatz verdoppeln und Tante Elena an seinem elften Geburtstag neben dem Einsatz und einem wieder gefüllten Sparschwein über 2000 DM und sein komplettes Geschäftskonzept präsentieren. Kurz darauf verkaufte er dem Konditor seinen Anteil, um eine neue Idee auszuprobieren. Ein halbes Jahr später bemerkte eine Mutter, dass der Riegel eine Süßigkeit war, und sorgte für einen sofortigen Verkaufsstopp an den Schulen. In seinem Geschäft verkauft der Konditor die Riegel aber noch heute mit großem Erfolg. Seit damals investiert Alejandro ständig. Das Startgeld seiner Familie hat er zurückgewiesen.
    »Ich kann sofort die Handwerker anrufen.« Er zeigt zum Büro.
    »Miete!?«
    »Keine Miete. Ein Deal: Du kümmerst dich um die Unterhaltung meiner Putzfrau und bewegst sie dazu, auch hier unten sauberzumachen.«
    »Die Unterhaltung deiner Putzfrau?«
    »Sie ist echt nett, aber sie erzählt pausenlos von ihrer Tochter und den Schwierigkeiten mit ihr. Sie möchte sich darüber unterhalten und braucht Ratschläge. Meistens dann, wenn ich gerade arbeiten will.«
    »Ich verstehe«, sage ich zurückhaltend. Dann fällt mir wieder das Buch ein, das ich in der Hand halte. Ich schmunzele verschwörerisch und wedele damit: »Du hast mich hinters Licht geführt. Dieser herrliche Schinken von Utta Danella gehört in Wirklichkeit deiner Putzfrau. Und der Eierlikör erst recht.«
    Alejandro sieht kurz aus dem Fenster. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, er presst für eine Millisekunde seine Lippen zusammen. Er mag Utta Danella wirklich. Und sein Likörchen. Die Millisekunde geht vorbei. Er zeigt auf die Pläne und dann mit weitausgebreiteten Armen in den Raum. »Sag es, Caterina: Ist das ein gutes Angebot?« Er lehnt sich an den Hocker vor der Werkbank.
    »Das ist ein wirklich ungeheuer liebes Angebot von dir, aber ich werde dir doch nicht auch noch zur Last fallen.«
    »Du würdest mir niemals zur Last fallen, guapísima.« Alejandro steht auf und kommt mit ausgestreckten Armen leicht vorgebeugt auf mich zu. Er fasst mich an den Oberarmen, neigt sein Kinn und sieht mich ernst an. »Bitte, fahr nicht. Und dann auch noch in den Maghreb. Da ist jetzt Revolution. Da gibt es keine Touristen.« Er lässt den Kopf

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