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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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hängen und fügt leise hinzu: »Da ist Krieg. Du könntest sterben.« Er zieht mich zu sich heran. »Bitte, Caterina. Wohn bei mir. Ich verspreche dir, ich flirte keine Sekunde. Es sei denn, du fängst an. Ganz fest versprochen!«
    »Darum geht es doch nicht.« Ich mache mich los und lasse meinen Blick durch das Atelier schweifen. Es ist leer geworden. Im Materialregal liegen ein paar Stoffballen und wenige Keilrahmen. Alejandro räumt auf. In der Ecke mit den Skulpturen stehen vier große prallgefüllte Abfalltüten. Er will, dass ich auch diesen Teil des Ateliers mitbenutze.
    »Ich räume noch mehr weg. Ich habe sogar einen Fensterputzer bestellt, und morgen kommt jemand, der die Farbe vom Boden abschleift.«
    Das wäre durchaus nötig, denke ich mir, aber das Action Painting auf dem Boden hat auch so seinen Reiz.
    Ich sage: »Ich will das Licht von Macke sehen. Ihm nachspüren. Du kennst so was doch.«
    »Dann komme ich mit. Ich brauche sowieso neue Inspiration. Macke ist auch nicht alleine nach Tunesien gefahren. Klee und Moilliet waren dabei.« Er streckt seine Arme aus, dreht sich einmal um sich selbst, steckt sich einen dicken Pinsel zwischen die Zähne und präsentiert sich als Künstlerfreund.
    »Eben hast du noch gesagt, es wäre gefährlich. Und jetzt willst du mitkommen?«
    »Nur wegen dir, meine Schöne. Ich könnte dich malen, wie du die tunesische Revolution malst. Dabei hätte ich dich immer im Auge und könnte dich beschützen, wenn es nötig wird.«
    »Hicks.« Oh nein, nicht jetzt! Warum bekomme ich immer einen Schluckauf, wenn es im Leben um etwas geht? Luft anhalten!
    Alejandro zieht die Augenbrauen zusammen, lässt sie wieder auseinandergleiten und sieht mich erneut ein paar Sekunden schweigend an. Dann sagt er: »Willst du dich bei mir geborgen fühlen?«
    Das klingt nicht nach lockerem Spaß.
    »Hicks.«
    Bereits im nächsten Moment wird er flapsig. Er nimmt eine Bodybuilder-Pose ein, schiebt die kurzen Ärmel hoch, zeigt mir seinen Bizeps, krempelt sein Shirt an der Taille hoch und deutet auf seine Bauchmuskeln. Das Sixpack, dass Alex O’Loughlin nun präsentieren würde, ist bei Alejandro trotz seiner guten Figur nur zu erahnen. Er liebt seinen Körper, aber er schindet ihn nicht. Das gefällt mir. Und dass er jetzt herumalbert, um meinen Schluckauf zu überspielen, auch.
    »Hicks.«
    Er wechselt die Seite, richtet sich auf, tänzelt wie ein Boxer und schlägt ein paar Luftschwinger. Das Shirt rutscht wieder runter. Ein paar Sprünge mit einem imaginären Seil, dann steht er wieder still. Er legt seinen Kopf auf die Seite, lässt seine Arme auf Hüfthöhe sinken, hält seine Handflächen nach vorne, zeigt Zähne und wartet auf meine Antwort.
    »Hicks.«
    »Du darfst auch hicksen. Einmal für ja, zweimal für nein.«
    Ich stehe nur da.
    Alejandro reagiert. Er nimmt seinen iPod aus der Dockingstation, streckt mir die rechte Hand mit einer »Stopp«-Geste entgegen und sucht mit der linken nach einem Song. Er findet ihn und steckt den iPod zurück.
    Ich erkenne das Lied am ersten Ton. »Every Breath You Take.« Die Live-Version aus Japan von 1993. Er war während eines Schüleraustauschs selbst beim Konzert. Das ist wirklich schweres Geschütz. Ich kann mich nicht bewegen.
    Alejandro formt mit seinen Lippen ohne Geräusch ein »bitte«. Er kommt ganz nah. Da sind winzige Nuancen von Braun in seinen Pupillen. Gold und Grün sind auch dabei. Der äußere Rand ist ganz dunkel. Mir ist nie aufgefallen, wie lang seine Wimpern sind. Ich schmecke seinen Atem auf meinen Lippen. Ich müsste ihm nur einen einzigen Zentimeter entgegenkommen. Ich weiß, dass mir das gefallen würde. Sehr.
    »Hickshickshicks.«
    »Was soll das denn heißen? Jajaja, Janein, Neinja, vielleicht? Bitte nur einmal für ja und zweimal für nein.«
    Ich halte die Luft an und schaue ihm in fest in die Augen. »Wenn ich zurück bin, bekommst du deine Antwort.«
    Alejandro gibt mir einen kleinen, zärtlichen Kuss auf die Stirn, geht einen Schritt zurück und nickt.

    Ich muss am Frankfurter Hauptbahnhof umsteigen, wenn ich zum Flughafen will. Auf der Fahrt hierher habe ich in meinem Skizzenbuch gezeichnet. So lassen sich meine Gedanken am besten abschalten. Aber jetzt laufe ich hier herum, suche den blöden Zug, und die Gedanken hämmern von innen Hieroglyphen an meine Schädeldecke. So geht das nicht weiter. Das Problem ist simpel und wahrscheinlich so alt wie zweigeschlechtliche Fortpflanzung. Man kann es auf ein paar Sätze

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