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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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gucken kann – und dich sieht sie auch viel häufiger!«
    »Hm.«
    Der Glaskasten ist sehr attraktiv dekoriert. Udo hat ein Händchen dafür. Es sieht tatsächlich alles sehr stabil aus. Der Platz dürfte dem in der Wanne entsprechen, aber Irmtraut hätte mehr Abwechslung.
    »Was ist denn, Susannchen, das ist doch alles ganz toll, was der Udo da gebaut hat!«
    »Seit wann duzt ihr euch?«
    »Seit der Versammlung. Da warst du schon oben. Was hat das mit diesem tollen Aquarium zu tun, Kind? Sag doch mal was! Guck mal hier, da ist der Schalter für das Licht, und da ist ein Wasserfilter. Und die schönen Pflänzchen und die dekorativen Steine, und hier kann sie sich auch mal verkriechen, wenn sie will.«
    Meine Mutter wirkt rundum begeistert. Wahrscheinlich freut sie sich am meisten darauf, endlich problemlos die Wanne benutzen zu können.
    »Also, eine Eiablage habe ich nicht reingebaut. Irmtraut ist noch nicht schwer genug, und sie ist ja nun auch allein. Aber guck mal«, sagt Udo und zeigt auf die Kopfseite des Glaskastens, wo die Sonneninsel gebaut ist, »hier ist ein Durchbruch, da kannst du die Scheibe rausnehmen. Und falls du mal züchten möchtest, lässt sich das Aquarium hier vergrößern oder die Eiablage einfach direkt dahinterbauen.«
    Das ganze Teil ist großartig, aber das Spülwasserdilemma ist sicherlich noch nicht angesprochen worden.
    »Wie viel kriegst du dafür?«
    »Oh Susannchen, da wird Irmtraut sich freuen. Pass mal auf, wie die staunen wird! Hol sie doch mal«, hibbelt meine Mutter.
    »Ich will erst den Preis wissen.« Ich schaue in ein grinsendes Gesicht, das Udo gehört.
    »Lass uns erst mal Irmtraut holen.«
    »Preis!«
    »Einmal ausgehen. Abendessen, Kino, anschließend Cocktails.«
    Ich lache laut auf. Es hört sich nicht charmant an.
    »Abendessen und Kino?«
    Ich schnaufe. Die Idee mit dem Aquarium ist super, und die Gestaltung wunderschön, aber das könnte ich auch ohne Spülwassermensch haben. Ich ärgere mich, dass ich nicht von allein darauf gekommen bin.
    »Abendessen? Mittagessen? Snack?«
    »Susanne! Jetzt stell dich nicht so an. Ein nettes Mittagessen in der Stadt wird doch wohl drin sein. Es ist so ein großzügiges Geschenk für Irmtraut.« Meine Mutter sieht die Schildkröte schon weiter in ihrer Wanne schwimmen.
    »Ich hole Irmtraut«, sage ich und gehe ins Bad.
    Sie kommt mit langem Hals angeschwommen und lächelt mich an.
    »Na, komm her meine Kleine, du bekommst jetzt eine Luxusvilla«, sage ich und nehme sie aus der Wanne.
    Im Aquarium sieht Irmtraut sich erst einmal um und gleitet dann ins Wasser. Ganz langsam schwimmt sie eine Runde, guckt sich ein paar Winkel an und klettert auf die Mangrovenwurzeln. Sie streckt den Hals aus, und ihre kleinen Knopfaugen zwinkern mir zu. Ich werde schwach. Für diesen dankbaren Reptilienblick nehme ich das Mittagessen gern in Kauf.

    Ich sitze vorm Rechner. Irmtraut plätschert in ihrem Aquarium. Wir haben seit ein paar Stunden Udo-Pause, und ich stöbere in meiner elektronischen Post. Caterina hat in Zürich neue Freunde gefunden. Bei ihr geht alles immer so leicht. Das ist bewundernswert. Heute Abend maile ich ihr zurück, doch jetzt muss ich mich beeilen, denn die nächste Versammlung steht an, diesmal im Bezirksrathaus Nippes. »Offizielle Konstituierung der Bürgerinitiative gegen den Ausbau der Neusser Straße« heißt die Veranstaltung. Meine Mutter bleibt hier, denn der »Kölsche Klüngel« muss wie immer pünktlich öffnen. Die Udo-Pause endet allerdings, denn Herr Kau nimmt ihn und mich mit zu der Sitzung. Als wir uns vor dem Auto unseres Vermieters treffen, strahlt Udo mich an, als hätten wir ein Rendezvous. Ich lächele bemüht. Was will ich eigentlich auf dieser Versammlung? Sicher, das Haus sollte nicht abgerissen werden, aber ist das wirklich meine Sache? Ich will nichts mehr mit Politik zu tun haben. Politik führt immer nur ins Verderben. Sie hat mir meine Tochter, meinen Mann, meine Freunde genommen. Als wir ankommen, spüre ich eine tiefe senkrechte Falte auf meiner Stirn. Ich reibe sie weg.

    »1, 2, 3, Test, Test.« Rick ist mit dem Sound zufrieden.
    Der Sitzungssaal ist voll. Es gibt eine kleine Bühne mit Tisch und drei Stühlen. Fotokameras warten auf ihren Einsatz, die Reihen füllen sich.
    Eine Gruppe von Männern unterhält sich in der Nähe der Bühne. Herr Thier und die beiden Herren aus der Versammlung im »Kölsche Klüngel« stehen mit Leuten zusammen, die ich nicht kenne. Rick geht zu ihnen. Nicht

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