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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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aber ohne Sinn über den Himmel und das leere Land, dunkle Schatten hüpften über die Ebene, bedeckten Moir und verließen sie gleich wieder.
    Moirs Klagelied endete abrupt, als ein tiefes Brummen die Stille über den Büschen zerriß. Die beiden Frauen blickten in die Ebene hinaus, dorthin, wo das Land des Tangelkrauts, der Felsen und der Schwarzflügler in das tiefe, nasse Moor überging – tausend Meilen unpassierbaren Sumpfes, Teiche und Schlamm, blubbernd und zischend – eine sanfte Einladung zum Selbstmord.
    Hoch aufgerichtet spähte Elspeth in die schleierige Ferne. Wieder kam das Brummen, das plötzliche ohrenbetäubende Ausatmen eines der großen Leviathane, die in den tieferen, absolut unzugänglichen Teilen des Moors lebten. Dieses Tier, vermutlich ein Weibchen (oder ein Tier in seiner vorübergehenden weiblichen Phase), war an den Rand gekommen und tummelte sich zwischen den hornhäutigen menschenfressenden Bestien, die in Rudeln näher an das hochgelegene Land herankamen, jedoch niemals den festen Boden betraten, sondern die Kreaturen terrorisierten, die am Rande des Moores jagten – oder Augen und Hände der Entehrten fraßen.
    Elspeth sah, wie sich der dreigegliederte Leib des Sauriers lethargisch faul aus dem saugenden Moor erhob und ein komplexes Luft- und Schattenmuster warf. Zwei- oder dreihundert Fuß war das Monstrum hoch, grau, schattenhaft, unbestimmt unter dem Schleier von Schleim und Dunst, der seinen Leib einhüllte. Vielgliedrige Krakenarme tasteten und griffen nach jedem Stamm und Stengel, das Licht brach sich auf den durchsichtigen Scheiben über den weitauseinanderstehenden riesigen Augen. Wieder ein Brummen, und das verspielte Monstrum sank ins Moor zurück.
    Die Schwarzflügler in der Nähe kreischten vor Wut (oder panischem Schrecken) und sausten mit flatterndem Schwingenschlag hoch und hinweg. Weit hinten im Tal vernahm Elspeth den Zornruf eines Mannes.
    „Er wird wohl nicht viel Glück haben“, sagte sie lachend, denn sie hatte Darrens Stimme erkannt, der so wütend geschrien hatte. Moir sprang beinahe senkrecht hoch vor Schrecken beim Klang von Elspeths Stimme. Obgleich Elspeth schon eine ganze Weile neben ihr stand, hatte Moir nicht gemerkt, daß sie nicht mehr allein war.
    „Ich bin es nur“, sagte Elspeth verlegen.
    Aus Moirs Gesicht war nicht zu entnehmen, was sie vorhatte. Sie sah aus, als wolle sie entweder sofort in Tränen ausbrechen oder Elspeth an die Kehle springen. Aber sie bückte sich plötzlich, nahm einen kleinen Lederbeutel auf, drehte sich kurz um und rannte auf das ferne Marschland zu. Wenn sie auf ein Knäuel Tangelkraut trat, bogen sich einzelne Stränge faul nach oben und faßten nach der Körperwärme; sie mochten sie wohl für einen Schwarzflügler halten.
    „Moir, warte doch!“ rief Elspeth, doch das Mädchen rannte weiter. Elspeth fluchte leise und rannte hinterher. Sie hätte das Rennen verloren, wäre Moir nicht gestolpert und kopfüber in einen Klumpen Tangelkraut gefallen, aus dessen offensichtlich liebevollen Ranken sie sich nicht so leicht befreien konnte. Elspeth kam herbei und sah auf das schmollende, tränenüberströmte Steinzeitkind hinab, das zusammengekrümmt und in fünfzehn oder mehr blaßbraune Schlangen verstrickt am Boden lag, den Ranken jener unberechenbaren Steppenflora. Lachend half sie dem Mädchen, sich zu befreien; schließlich kam Moir los, und Elspeth hatte einige Mühe, die Ranken von ihrem eigenen Körper abzuwickeln.
    „Warum bist du weggelaufen?“
    Moir starrte sie an, erst feindselig, dann ärgerlich, dann verwirrt, dann in Tränen ausbrechend. Elspeth schlang die Arme um das Mädchen, und Moir ließ sich auch umarmen, preßte ihr Gesicht an die Brust der älteren und zuckte ein paarmal in unterdrücktem Schluchzen auf. Sie weinte sich ihre Verwirrung aus der Seele heraus.
    „Darren …“
    „Dein Bruder versteht eine ganze Menge vom Frauenverprügeln.“ Sie blickte zu den Klippen zurück. Von dem jungen Mann war nichts zu sehen.
    „Ist nicht mehr mein Bruder“, stieß Moir bitter hervor. „Ich hasse ihn genauso wie er mich.“
    „Ach, Moir, das geht schon vorüber. Ihr werdet euch schon wieder zusammenraufen. Und wenn du ihn haßt, was tust du überhaupt hier?“
    Moir sah sie an, als sei sie verrückt. „Wo soll ich denn sonst hin? Unser Blut ist geschieden; aber die Ungenn haben mich aus dem crog verbannt, und nur Darren kann ein Wort zu meinen Gunsten sagen.“
    „Du willst ihm also überallhin

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