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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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getra m pelt), und tief im Innern hatte sie keine Angst gehabt, hatte es nicht bedauert. Allerdings hatte sie diese Entwicklung, diese Wendung nicht erwartet.
    „Alle sind sie so böse“, sagte Moir; „ich mag das gar nicht mi t ansehen. Wir haben viel zu viele Duelle, zu viele Menschen we r den umgebracht. Ich mag keinen Streit.“ Sie schauerte. Es gab, wie Elspeth wußte, keine Familie, die nicht in der jüngsten Vergangenheit einen oder mehrere A n gehörige in blutigen, mörder i schen Ehrenhändeln verloren hätte. An den Innenwänden der inneren Düne gab es Hu n derte von Nischen in der Erde … jede dieser Nischen barg einen Kopf, abgehauen der Ehre wegen, mit diesem Begrä b nis geehrt, damit er das Leben in der Erdburg von seinem bevorzugten Platz noch im Tode mitansehen konnte. Es gab wenige Aerani, die nicht die Hoffnung hegten, eines Tages in einem Ehrenhandel zu fallen – das war ihnen lieber als der Alterstod, nach dem sie als Asche unter den Schlafste l len ihrer Kinder enden würden.
    „Kannst du ihnen das wirklich verdenken?“
    „Sogar die Ungenn werden böse“, erwiderte Moir und sah zu Elspeth hoch. „Die dürften doch nicht böse sein – aber sie sind es doch.“
    „Kannst du es ihnen verdenken?“ wiederholte Elspeth. Mer k würdig, wie sie angesichts der Betrübnis, der Angst dieses kle i nen Mädchens ruhiger geworden war.
    „Ich habe nicht verstanden, was da gesprochen wurde“, murmelte Moir. „Ich habe die Worte nicht verstanden. Sie ha t ten keinen Sinn …“
    „Ich glaube, nur sehr wenige unter den Erwachsenen in diesem Kreise haben auch nur einen Teil dieser Worte ve r standen“, tröstete Elspeth. „Aber sie haben ganz gut begri f fen, daß sie Spione bei sich aufnehmen sollen.“
     
     
    Sprachlich hatten sie natürlich alles verstanden – die leichte Abweichung des Inter-Ling, das die Besucher höchstwah r scheinlich gesprochen hatten, von der Aerani-Sprache bot keine Schwieri g keiten –, aber es war ungeheuer schwierig, das, was erklärt we r den sollte, in einer Sprache zu erklären, die so viele Wörter ve r loren hatte – etwa das Wort ‚Mond’, sinnlos für eine Welt, die keinen solchen S a telliten mehr besaß, und zweifellos rasch ve r gessen –, und so hatte die Diskussion schief, gezwungen, scheußlich patron i sierend geklungen. Der Schiffs-Meister – Gorstein hieß er wohl – hatte gut daran getan, ruhig und gesammelt zu ble i ben und seinen Auftrag so klar vorzubringen.
    Aber welch einen Auftrag!
    „Diese … Dinger …“, begann Moir, und ihr Gesicht war ganz verzerrt vor Anstrengung, weil ihr das Wort nicht ei n fiel.
    „Die Monitoren?“
    „Ja. Wie sehen die eigentlich aus?“
    Wie kann man beschreiben, wie der menschliche Verstand au s sieht? „Sie sehen gar nicht aus, Moir. Das sind einfach – denke n de Einheiten …“ Einheiten! Wie schwer ist es, Wörter nicht sp e zialisierend zu benutzen! „Sieh mal, Moir … du hast doch einen physischen Leib, ja? Und in di e sem Leib hast du ein Stück, das denkt. Verstehst du?“
    „Ich denke mit meinem Kopf, nicht mit meinem Leib.“
    „Ja, natürlich. Jedenfalls, dieser denkende Teil, ohne den Kopf selber, ohne Fleisch und Knochen, das ist so etwas wie diese Monitoren.“
    „Und diese Leute wollen uns noch Extra-Denkdinger in die Kö p fe setzen. Wie komisch!“
    „Das ist gar nicht komisch!“
    „So meinte ich das auch nicht“, sagte Moir entschuld i gend. „Ich meinte nur, es müßte komisch sein, wenn man zwei Denk-Dinger in einem Kopf hat. Das wäre so, als wenn Engus und ich alle be i de in mir sind … na ja, manchmal ist er das ja …“ – sie kicherte, zwang sich aber zum Ernst, als sie sah, was Elspeth für ein erns t haftes Gesicht machte.
    „So wäre das nicht.“ Wollte Moir sie necken? „Der Extra-Verstand – das Denkstück – wäre ganz still, du würdest es gar nicht merken. Aber es würde alles aufnehmen, was du au f nimmst, und da es auch noch in einem anderen Hunderte von Meilen entfernten Körper denkt …“
    Moir kam da nicht mehr mit; sie hatte es offensichtlich schon nicht verstanden, als Gorstein es erklärte. Wie konnte man das Prinzip der transspatialen kortikalen Resonanz e i nem Volk nah e bringen, das noch nicht einmal das Prinzip des Hebels begriffen hatte? Wie konnte man ihm die beso n dere Angst klarmachen, die eine Regierung bewog, sogar die unbede u tendste Kolonie im Auge zu behalten, damit es nur ja keine Aufstände gäbe?
    „Außerdem“,

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