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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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fuhr sie fort, um das Thema zu wechseln, „da r um geht es ja gar nicht. Niemand hat das Recht, eine Kultur wie die eure zu manipulieren.“
    „Sie haben uns doch gesagt, wir gehörten alle zum gle i chen Volk … es gibt Millionen von uns, nicht nur in diesem crog – und dann noch die Bergnomaden.“ Moir wurde jetzt erregt. „Aber sie, und du auch, ihr seht so ganz anders aus. Das stimmt doch nicht. Wir können doch nicht alle zur se l ben Rasse gehören.“
    „Nun …“ Es wurde kalt, und Elspeth war immer noch nicht zu einer Entscheidung gelangt, was zu tun war. „Es würde zu lange dauern, wenn ich es dir erklären wollte, aber ich glaube, es stimmt doch. Vor Hunderten von Jahren k a men deine Vo r fahren aus einer viel größeren Siedlung in den crog. Und sie sahen, na ja, meistens rosa aus, wie deine Schultern. Deine Körperbehaarung ist etwas, das wir milie u bedingt nennen – die Sterne am Himmel, die andere Luft, die verschiedene Ernä h rung, alles das macht Unterschiede …“ – was konnte sie dafür sagen? – „… die Umweltbedi n gungen – die unterschiedliche Umgebung. Jeder von uns, ich auch, ist in Harmonie mit allem, was um uns ist. Wenn man die U m gebung wechselt, dann passieren komische Di n ge mit dem Körper. So wie Pelzbehaarung oder dicke Haut, oder … hundert Dinge. Wir nennen das unkritische ökokosmol o gisch-genetische Programmierung, ja?“
    Moir riß die Augen weit auf. „Wie war das?“
    „Laß nur. Die traurige Tatsache ist, daß eure Leute hier so ganz anders sind, als die Jenseitler erwartet haben, und zwar verschieden in Verhaltensweisen, die keiner von uns ve r steht. Ihr wißt nichts mehr von eurer Herkunft. Der Aeran ist ein sehr seltsamer Planet, und diese Leute im Schiff werden euch wah r scheinlich ganz und gar durcheinanderbringen.“
    Moirs Gesicht war völlig ausdruckslos. Planet, Schiff … die Wörter sagten ihr wahrscheinlich gar nichts, obwohl die Aer a ni sie auch kannten, wenn auch in anderer Bedeutung. „Ich muß sie dazu kriegen, daß sie wegfahren und euch in Ruhe lassen. In e i ner Art ist der Schaden schon passiert – ein Mythos etabliert, eine Ungewißheit … und …“ Sie ve r stummte und barg den Kopf in den Händen. „Hör zu. Ich tue dasselbe. Ich sage dir Dinge, die du überhaupt nicht hören solltest.“
    Sanft und liebevoll strich Moir ihr das Haar aus dem Nacken und streichelte zärtlich die weiche Haut. Elspeth erschauerte vor Wohlgefühl. „Das ist schön. Aber du bist nicht vom richt i gen Geschlecht.“
    „Ich mag nicht, daß du so bedrückt bist.“
    „Ich mag es auch nicht, Moir.“ Sie wandte sich um und sah dem jungen Mädchen ins Gesicht. „Du warst gestern so fein d selig zu mir, so ablehnend.“
    „Ich hatte Angst vor dir.“
    „Aber jetzt nicht mehr?“
    Moir schüttelte den Kopf. Lächelte. Sie fuhr mit der Hand an Elspeths Hals herab und um den Ausschnitt der Jacke. Wo die Haut über den zwei kleinen Diamanten gespannt und empfin d lich war, spürte Elspeth die Finger des Mädchens – verführ e risch, versuchend; sie tasteten und gingen wieder, fühlten in der Hau t falte zwischen Weichheit und kristallener Härte. Elspeth beugte sich vor, ihr Körper zitterte der j u gendfrischen Berührung entg e gen, sie preßte ihren Mund auf Moirs Lippen. Moir wich nicht zurück, sondern schloß die Augen, tastete Elspeths Zunge mit der ihren ab, ließ die Hand fester auf ihrem Körper ruhen.
    Befangen löste sich Elspeth. Die beiden Mädchen starrten eina n der sekundenlang an und ließen sich dann los, wandten die Köpfe und blickten auf die Blätterwand, aus der im au f kommenden Wind fremdartige Töne erschollen.
    „Ich verstehe gar nichts“, sagte Moir leise, „überhaupt nichts. Es ist alles so dumm. Aber fürchterlich ist es auch. Ich bin sehr froh, daß die Ungenn und alle Familien so böse darüber w a ren.“
    „Du widersprichst dir ja! Eben hast du gesagt, sie hätten nicht böse sein sollen.“
    „Habe ich das gesagt?“ Sie legte den Kopf auf die Knie. Ein P a rasit, eine kleine, glänzend schwarze Kreatur, kroch an ihrem Bein hoch, sie faßte rasch zu und zupfte das Tie r chen aus ihrem Pelz. Langsam riß sie ihm die Beine aus und sagte dabei: „Also, das habe ich mir anders überlegt. Jetzt bin ich froh, daß sie böse waren. Die Jenseitler bekamen anscheinend Angst.“
    „Aber sicher“, nickte Elspeth und sah zu, wie die Stücke des kleinen Parasiten zwischen Moirs Beinen zu Boden fi e len. „Es

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