Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
Vom Netzwerk:
hatte, aber mehr als ein Symbol war, etwas, das tief in die Vergange n heit des Aeran hineinreichte, bis in die Wurzel dieser prim i tiven Me n schen. Darren war es unangenehm gewesen, daß sie nach dem Erdwind fragte. Moir schien es nichts ausz u machen; aber Moir war auch jünger, und vielleicht war sie unbewußter als die anderen jungen Leute, mit denen sie z u sammen war. Elspeth bekam Lust, dieses tollkühne Unte r nehmen auf der Stelle abzubrechen, sich ganz unau f fällig auf ihr Schiff zurückzuziehen und dort nachzudenken.
    Moir keuchte erschrocken auf. Elspeth blickte hoch. Der alte Mann aus dem Schiff stand über ihr, an der anderen Se i te des steinernen Ringes, und starrte sie an. Verwundert kniff er die Augen zusammen, doch er sagte nichts. Gleich darauf stand ein zweiter Mann neben ihm, aber der sah sie nicht.
    Elspeth erkannte den Seher der Kolonie, einen alten Mann n a mens Iondai.
    Die beiden Männer schienen einander wortlos, vielleicht unb e wußt zu erkennen. Sie blickten sich lächelnd an und wan d ten sich dann den Stimmen zu, die sich unten, ein paar Yards tiefer in der Halle, in erregter Diskussion erhoben ha t ten. Das lodernde Feuer, dessen Wärme Elspeth trotz der beträchtlichen Entfernung von den prasselnden Scheiten spüren konnte, warf seltsame, tanzende Schatten auf die Fe l senpfeiler und über den trockenen Erdboden. Die Züge des ältlichen Erden-Mannes über ihr schienen sich j e desmal, wenn er den Kopf hierhin oder dorthin wandte, leicht zu verändern, als ob das Fleisch nicht fest säße, sondern ein Eige n leben führe und kompliziertere Gefühle ausdrücke, als der Mann selbst merkte. Es war das Feuer, das Licht, die flackernde Flamme, die bei den Me n schen, die so ernsthaft in dem umhüllenden Bogen seiner Wärme beieinandersaßen, das Verborgene an die Oberfläche brachte.
    „Eine andere Welt hat durch die Vollkommene Finsternis nach uns gegriffen.“
    Iondai hatte diese Worte leise ausgesprochen, tonlos, o h ne A n deutung, an wen sie gerichtet waren. Der Fremde blickte ihn an. „Wie bitte?“ Er sprach, wenn auch mit ein i ger Mühe, Aerani, eine dem Inter-Ling verwandte Sprache.
    „Eure fremde Welt – ich hörte dem Mann in der Mitte e u rer Gruppe zu.“
    „Ja.“ Der Fremde sah auf die Diskutierenden hernieder. „Eine riesige Staubwolke. Sie verdunkelt viele Sterne.“
    „Die Vollkommene Finsternis“, wiederholte Iondai nac h den k lich. „Es ist mir niemals der Gedanke gekommen, daß es jenseits davon auch noch Sterne geben könnte.“
    „O doch“, erwiderte der Fremde. „Viele Millionen. In ein paar Jahrhunderten werden die helleren anfangen, durch die Wolken zu scheinen.“
    Iondai lachte leise. „Das verstehe ich nicht. Aber es ist aufregend. Die Vollkommene Finsternis war die Geburt s stätte des Erdwinds.“ Er blickte zu dem Drei-Spiralen-Symbol hinauf. „Ich habe mich oft gefragt, was das für eine Stätte war.“
    Der Fremde starrte auf den Felsen, und auch Elspeths Augen wurden wieder von der riesigen Zeichnung angez o gen. Ihre Haut kribbelte.
    Die beiden Männer wandten sich wieder der Diskussion zu, die unten weiterging, und entfernten sich langsam von Elspeth. Sie stieß einen lauten Seufzer der Erleichterung aus und warf einen Blick auf Moir, die so stark zitterte, daß man es sah, o b wohl sie im Dunkel hinter diesem Pfeiler hockte. Langsam schob sich Elspeth ein Stückchen vor – ihre dunkle Haut wü r de ihr wohl zusätzlich Schutz gewähren, so daß kein schar f sichtiger Krieger sie entdeckte – und hörte zu, was die Männer vom Schiff redeten.
     
     
    Moir zupfte sie am Arm. Scharf fuhr Elspeth zu ihr he r um, ärge r lich, weil sie aus ihrer Konzentration gerissen wurde. Es war schwer genug, alles zu hören, was in dieser Entfe r nung gespr o chen wurde. „Was ist?“
    Überrascht sah sie, daß Moirs Augen voller Tränen sta n den, ihr Gesicht eine Maske des Schreckens war. Sie legte Elspeth heftig die Hand auf den Mund und starrte angstvoll in die Fe u er-Halle hinunter.
    „Wir müssen hier weg“, drängte sie flüsternd, „o bitte, Elspeth, komm doch!“
    Elspeth schüttelte den Krampfgriff des Mädchens ab und blickte in den Kreis der Männer und Frauen. Mehrere G e sichter waren zu ihr hingewandt. „Warum? Haben sie uns denn gesehen?“
    In stummer Hysterie zerrte Moir an Elspeths Jacke, pac k te ihren Arm und versuchte, sie mit sich zu ziehen. Tränen rannen über ihr Gesicht, doch sie gab keinen Laut von sich.
    „Was

Weitere Kostenlose Bücher