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Erdwind

Erdwind

Titel: Erdwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Holdstock
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um Best ä tigung nachzufragen. „Gehen Sie nur rein“, sagte er lächelnd.
    „Ich soll ihn bei den Monitoren treffen“, erläuterte sie. „Ich muß sie den Aerani vorher beschreiben, sonst lassen sie sich die Di n ger nicht implantieren.“
    „Wird auch Zeit“, sagte der Posten, „aber da gibt’s gar nichts zu sehen. Auch nicht zu beschreiben. Nicht viel, j e denfalls.“
    „Das kann man denen nicht sagen“, erwiderte sie und deutete flüchtig mit dem Daumen über die Schulter. Der P o sten nickte verständnisvoll.
    „Dahinten ist eine Frachtlukentür, wo draufsteht: ‚Sens i tiv’. Da gehen Sie durch. Immer der Nase nach.“
    Sie schritt die Rampe hinauf, und mit einem Blick auf Gorsteins Fenster, die alle in gelbem Licht erstrahlten, ging sie an Bord.
    Fast ehe sie merkte, wie rasend ihr Herz schlug und wie ihr der Kopf schwirrte, war sie durch die Tür des Lagerra u mes getreten. Wenn Gorstein sie jetzt erwischte, war es ihr sicherer Tod. Es mußte ganz schnell gehen. Kam Gorstein aus dem Schiff heraus, dann war ihr Spiel zu Ende; wenn der P o sten es sich anders übe r legte und doch noch beim Schiffs-Meister nachfragte, ob sie wirklich erwartet wurde, dann würde Go r stein sofort wissen, welchen verzweifelten Schritt sie vorhatte – und dann wäre ihre Chance gleich Null.
    Der Gang fiel etwas ab. Schiffsgeräusche füllten ihre O h ren: ein tiefes Summen, vielleicht vom Belüftungssystem oder vom A r nes-Antrieb, den man nie ganz abstellen konnte, selbst wenn man es gewollt hätte.
    Während sie durch den weißgestrichenen Korridor ging, zog sie ihr winziges Nadelgewehr aus dem Gürtel. Vorhin im crog war es ihr gar nicht in den Sinn gekommen, die Waffe zu ihrer eigenen Verteidigung zu benutzen … sel t sam, wie man im crog den Sinn für Zivilisationsprodukte verlor. Sie hatte sich nicht etwa gegen die Benutzung der Waffe entschieden, sondern hatte ei n fach nicht mehr daran gedacht, daß sie sie übe r haupt besaß.
    Jetzt hielt sie sie schußbereit vor sich. Das Gewehr hatte nur ein einziges Geschoß, doch das war von sehr starker Wirkung. Aber wenn sie jetzt schießen mußte, dann hatte sie keinen Schuß mehr für die Monitoren.
    Und wie sahen die nun wirklich aus?
    Am Ende des Ganges, der kürzer war, als sie gedacht ha t te, war die Tür mit dem Schild ‚Sensitiv’. Sie öffnete die Tür und trat in einen kleinen, spärlich erleuchteten Raum, warm, fast stickig. Allerlei Gerät stand an den Wänden, schwache Lichter spielten über den Fußboden, ein zu Kopf steigender Geruch, Ozon vie l leicht, verursachte ihr ein unangenehmes Gefühl im ganzen Kö r per.
    In der Mitte des Raumes stand ein länglicher, viereckiger Kristallblock, fast so hoch wie sie selbst; bläuliche, sich kreuzende Strahlen teilten das Innere in zwanzig gleich gr o ße Fächer. Zwe i fellos – das mußten sie sein.
    Sie hob das Gewehr und zielte mitten in den Kristall. E i nen M o ment zögerte sie … ein flüchtiger Gedanke zuckte auf … das sind die Hirne menschlicher Astralleiber … menschliche B e wußtseinsstrukturen. Dann wurde ihr klar, daß sie kein Bewuß t sein hatten, obwohl sie das Echo des menschlichen Geistes b e herbergten. Doch die Menschen, die diese un-berührbaren Ene r gie-Pulsationen gespendet hatten, waren noch am Leben und g e sund, denn bei diesem Prozeß handelte es sich nicht um ein O p fer. Es war, als ob man Blut oder Liebe gab – der Spender büßte de facto nichts dabei ein.
    Sorgfältig zielte sie (– ein V-Geschoß wäre noch wi r kungsvoller, aber dazu war es jetzt zu spät –) und öffnete die Tür hinter sich, so daß sie vor der Explosion flüchten kon n te. Sie drückte ab.
     
     
    Eine Zeitlang hielt sie sich noch im Walde versteckt, noch halb erstickt von dem Rauch, der in ihre Bronchien eing e drungen war. Wie sie es geschafft hatte, körperlich und ge i stig Ruhe zu bewa h ren und keinen Verdacht zu erregen, bis sie von Bord war, wußte sie selbst nicht. Jetzt lag sie auf dem kalten Erdboden einer wi n zigen Lichtung und ließ die ganze Spannung aus sich heraus, die sie zwanzig Minuten lang so tapfer ausgeha l ten hatte.
    An Bord war alles ruhig. Nach einer Stunde, ausgeruht und – zum mindesten – sehr zufrieden mit sich selbst (o b wohl sie genau wußte, daß ihr Leben nicht mehr lebenswert sein würde, wenn sie Gorstein in die Hände fiel), schlich sie durch die Dunkelheit in den crog zurück. Moir rief sie wi e der an, als sie vorbeikam – ein flüchtiger Schatten

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