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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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Finsternis hatte diesen Weg geformt, hatte den Stein unter seinen Händen geformt. Ungebrochen lag Schwärze hinter ihm und preßte sich von vorn auf seine Augen. Einmal hielt er an, entsetzt über seine Blindheit, und hörte über seinen keuchenden Atem hinweg die erbarmungslose Stille des Berges Isig. Er stolperte weiter, die Hände aufgerissen von rauhem Gestein, das er nicht sehen konnte, Blut aus einer Schürfwunde im Gesicht, bis der Stein unter seinen Füßen plötzlich wich und er in schwarze Finsternis
    stürzte, wo sein Schrei von Wasser verschluckt wurde.
    Er zog sich an rauhem Fels wieder hoch, heraus aus dem Wasser. Immer noch umklammerte er, ohne sich dessen bewußt zu sein, das Schwert. Auf dem feuchten Stein blieb er liegen und vernahm nichts als seinen Atem, der wie leise wimmerndes Schluchzen klang. Dann jedoch, als er langsam ruhiger wurde, hörte er einen Schritt nicht weit von seinem Gesicht, hörte den Atem eines anderen. Er erstarrte. Jemand berührte ihn.
    Mit einem Sprung war er auf den Beinen und wich zurück. »Morgon«, flüsterte eine Stimme. »Gebt acht! Das Wasser - «
    Er hielt inne, spähte angestrengt in die Dunkelheit, das bleiche Leuchten eines Gesichts zu sehen; doch die Finsternis war undurchdringlich. Dann erkannte er die Stimme.
    »Morgon. Ich bin es, Bere. Ich komme zu Euch. Bewegt Euch nicht, sonst stürzt Ihr wieder ins Wasser. Ich komme. «
    Es kostete ihn seinen ganzen Mut, still stehen zu bleiben und die Finsternis auf sich zukommen zu lassen. Wieder berührte ihn eine Hand. Dann fühlte er, wie das Schwert in seiner Hand sich bewegte.
    »Es war also dort. Ihr hattet recht. Ich wußte es. Ich wußte, daß er die Klinge mit Verzierungen versehen haben mußte. Sie ist - ich kann nicht so gut sehen. Ich brauche - « Seine Stimme brach kurz ab. »Was habt Ihr getan? Ihr habt Euch die Hand aufgeschnitten, indem Ihr es so trugt.«
    »Bere. Ich kann dich nicht sehen. Ich kann überhaupt nichts sehen. Es sind Gestaltwandler im Berg, die mich suchen.«
    »Gestaltwandler sind das? Ich habe sie gesehen. Ich versteckte mich hinter den Felsen, und Ihr seid an mir vorbeigelaufen. Soll ich Euch hier lassen und -?«
    »Nein. Kannst du mir helfen, den Rückweg finden?«
    »Ich glaube schon. Ich glaube, wenn wir dem Wasser folgen, führt es uns zu einem der unteren Schächte. Morgon, ich bin froh, daß Ihr das Schwert geholt habt, aber warum seid Ihr gegangen, ohne Danan etwas davon zu sagen? Und wie habt Ihr hier heruntergefunden? Alle suchen Euch. Ich bin später noch einmal zu Euch hinaufgegangen, um mit Euch zu sprechen. Ich hoffte, Ihr hättet es Euch doch noch anders überlegt. Aber Ihr wart fort. Da ging ich zu Thods Kammer, um zu sehen, ob Ihr dort wärt, aber da wart Ihr auch nicht, und Thod hörte mich und wachte auf. Ich sagte ihm, daß Ihr verschwunden wärt. Er kleidete sich an und weckte Danan, und Danan weckte die Bergleute. Alle suchen sie nach Euch. Ich bin vorausgelaufen. Ich verstehe nicht - «
    »Wenn wir lebend zu Danans Haus zurückkommen, will ich es dir erklären. Ich will alles erklären - «
    »Gut. Laßt mich das Schwert tragen.« Die Hand an seinem Arm zog ihn vorwärts. »Paßt auf! Links von Euch ist ein niedriger Überhang. Zieht den Kopf ein.«
    Geschwind bewegten sie sich durch die Dunkelheit. Sie sprachen nicht; nur hin und wieder murmelte Bere eine Warnung. Den Körper abwehrend gespannt gegen unerwartete Stöße und Schläge, tappte Morgon durch die Finsternis und spähte angestrengt in die Schwärze, um vielleicht ein Schimmern von Stein oder ein Glitzern von Wasser zu sehen, doch seine Augen fanden nichts. Am Ende schloß er sie und überließ sich einfach Beres Führung.
    Sie begannen zu steigen; endlos wand der Pfad sich aufwärts. Die Wände bewegten sich wie lebende Wesen unter seinen Händen; bald verengten sie sich, schlössen sich soweit, daß er sich seitlich zwischen ihnen hindurchdrängen mußte, bald weiteten sie sich, liefen so weit auseinander, daß er sie nicht mehr berühren konnte, um gleich darauf wieder scharf zusammenzulaufen. Schließlich blieb Bere stehen.
    »Hier sind Stufen. Sie führen in den Schacht. Wollt Ihr rasten?«
    »Nein. Geh weiter.«
    Die Stufen waren steil und nahmen kein Ende. Morgon zitterte vor Kälte. Blut tropfte über seine Finger. Dann sah er plötzlich Farbblitze hinter seinen geschlossenen Augen. Er hörte Beres müden Atem. Mit einem Seufzen sagte der Junge: »So. Wir sind oben.« Er hielt so unvermittelt

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