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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Waldschneise, in deren Mitte ein Feuer brannte. Ein einzelner Mann saß davor und starrte in die Flammen. Nick nahm den Finger von der Maustaste, woraufhin der Namenlose sofort stehen blieb.
    Der Mann am Feuer rührte sich nicht. Er trug keine sichtbare Waffe, aber das hatte nichts zu bedeuten. Er konnte ein Magier sein, dafür sprach sein langer schwarzer Mantel. Vielleicht erfuhr man Näheres, wenn man die Figur anklickte. Kaum hatte Nicks Mauszeiger den Mann berührt, hob er den Kopf und zeigte ein schmales Gesicht mit einem sehr kleinen Mund. Im selben Moment öffnete sich am unteren Bildschirmrand ein Dialogfenster.
    »Sei gegrüßt, Namenloser.« Die Buchstaben hoben sich silbergrau vom schwarzen Untergrund ab. »Du warst schnell.«
    Nick führte seine Figur näher an ihn heran, doch der Mann reagierte nicht, er schob nur mit einem langen Ast die brennenden Holzstücke seines Lagerfeuers zusammen. Nick war enttäuscht; endlich traf er in diesem verlassenen Wald auf jemanden und der brachte nur eine dürre Begrüßung heraus.
    Erst als Nick den blinkenden Cursor in der nächsten Zeile des Fensters entdeckte, begriff er, dass eine Antwort von ihm erwartet wurde. »Gruß zurück«, tippte er.
    Der Mann im schwarzen Mantel nickte. »Auf den Baum zu steigen, war eine gute Idee. Nicht viele namenlose Wanderer waren so einfallsreich. Du bist eine große Hoffnung für Erebos.«
    »Danke«, gab Nick ein.
    »Denkst du, du möchtest weitergehen?« Der kleine Mund des Mannes verzog sich zu einem erwartungsvollen Lächeln.
    Nick wollte »Sicher!« tippen, doch sein Gegenüber war noch nicht fertig.
    »Nur wenn du dich mit Erebos verbündest, kannst du es mit ihm aufnehmen. Das solltest du wissen.«
    »In Ordnung«, antwortete Nick.
    Der Mann senkte den Kopf und fuhr mit seinem Stock tief in die Glut seines Lagerfeuers. Funken stoben auf. Das sieht echt aus, so echt.
    Nick wartete, doch sein Gegenüber machte keine Anstalten, das Gespräch fortzuführen. Er hatte vermutlich den ganzen ihm zugedachten Text schon abgespult.
    Neugierig, ob er reagieren würde, wenn man ihn von sich aus ansprach, tippte Nick »p#434‹3xxq0jolk-‹fi0e8r« in das Textfeld. Das schien seinen virtuellen Gesprächspartner zu amüsieren. Er hob kurz den Kopf und lächelte Nick an.
    Er sieht mir direkt in die Augen, dachte Nick und unterdrückte sein Unbehagen. Er sieht mich an, als könne er durch den Bildschirm schauen.
    Schließlich wandte der Mann sich wieder seinem Feuer zu.
    Erst jetzt bemerkte Nick, dass leise Musik eingesetzt hatte, eine filigrane, aber eindringliche Melodie, die ihn eigenartig berührte.
    »Wer bist du?«, tippte er in sein Textfeld.
    Natürlich kam keine Antwort. Der Mann legte nur seinen Kopf schief, als müsse er nachdenken. Doch einige Sekunden später erschienen zu Nicks Verblüffung Worte im Dialogfenster.
    »Ich bin ein Toter.« Wieder sah er Nick an, als wolle er die Wirkung des Gesagten prüfen. »Nur ein Toter. Du hingegen bist ein Lebender. Zwar ein Namenloser, doch nicht mehr lange. Bald darfst du einen Namen wählen, eine Berufung und ein ganz neues Leben.«
    Nicks Finger glitten von der Tastatur. Das war ungewöhnlich, nein beängstigend. Das Spiel hatte auf eine beliebige Frage eine sinnvolle Antwort gegeben.
    Vielleicht ein Zufall.
    »Tote sprechen für gewöhnlich nicht«, gab er ein und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Das war keine Frage gewesen, mehr ein Einwand. Dazu würde der Mann am Feuer keine passende Entgegnung einprogrammiert haben.
    »Da hast du recht. Das ist die Macht von Erebos.« Er hielt den Ast in die Flammen und zog ihn brennend wieder heraus.
    Ein wenig beunruhigt, obwohl er es sich selbst nicht eingestehen wollte, überprüfte Nick, ob sein Computer wirklich offline war oder ob sich jemand einen Spaß mit ihm erlaubte. Nein. Keine Verbindung zum Internet. Der Ast in der Hand des toten Mannes brannte lichterloh und der Widerschein tanzte in seinen Augen.
    Den nächsten Satz tippten Nicks Finger wie von selbst. »Wie ist es, tot zu sein?«
    Der Mann lachte, ein keuchendes, hechelndes Lachen. »Du bist der erste Namenlose, der mich das fragt!« Mit einer zerstreuten Bewegung warf er die Reste seines Stocks ins Feuer.
    »Einsam. Oder voller Geister. Wer kann das schon sagen.« Er fuhr sich mit einer Hand über die Stirn. »Würde ich dich fragen: Wie ist es, am Leben zu sein – was würdest du antworten? Jeder lebt auf seine Weise. So hat auch jeder seinen eigenen Tod.« Als wolle er

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