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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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nicht nach Troja reinlassen wollte. Die Geschichte wirst du doch hoffentlich kennen«, fügte er mit einem Seitenblick zu Nick an. »Daraufhin schickte Poseidon Seeschlangen, die nicht nur Laokoon erledigten, sondern auch seine Söhne. Das Spiel hat viel von einem trojanischen Pferd, finde ich.«
    Nick verzog das Gesicht und Emily verabreichte Victor eine Handvoll Nüsse, um seinen Redefluss zu unterbrechen.
    Da war etwas gewesen, was der Bote gesagt hatte, bevor er Nick zu diesem Platz schickte. Er hatte sich amüsiert, seine gelben Augen hatten heller geleuchtet als sonst – war es die Anspielung auf Troja gewesen, die er so witzig gefunden hatte?
    Nick nahm die Laokoon-Gruppe noch einmal genau ins Visier. Die verzerrten Gesichter der Männer, ihre verzweifelten Versuche, die Schlangen abzustreifen … dahinter die Hecke, grün und gelb, die Blüten so geradlinig gepflanzt, wie kein wirklicher Gärtner es je zustande brächte. Wieder sah Nick den kichernden Boten vor sich.
    ›Wenn du der Hecke westwärts folgst, stößt du auf ein Denkmal. Ein Monument geradezu.‹
    Einen Augenblick lang wurde Nick schwarz vor Augen. War das … war es möglich … Monument …
    »Ich weiß es!«, schrie Nick. Seine Stimme kippte, und als er aufsprang, kippte sein Stuhl ebenfalls. »Ich weiß es jetzt. Ich weiß es.«
    Victor sah ihn mit großen Augen an und zog sich das Headset vom Kopf. »Wie? Was weißt du?«
    »Den Code! Ich weiß, wo wir sind! Es ist … schau mal … gelb-grün und das Monument!«
    Emily und Victor wechselten einen verständnislosen Blick.
    »Was meinst du genau?«, fragte Emily sanft.
    »Ich weiß, wo wir sind. Ich habe den Code kapiert. Grün und gelb und rot und blau.«
    Sie verstanden es immer noch nicht.
    »Die Farben stehen für die Londoner U-Bahn-Linien. Das hier ist die Station Monument, dort fahren die Circle und die District Line. Gelb und Grün. Wie die Hecke. Kapiert?«
    Victors fassungsloser Blick pendelte zwischen dem Bildschirm und Nicks Gesicht. »Aber ja«, flüsterte er. »Natürlich. Verdammt noch mal.« In einer feierlichen Geste reichte er Nick die Hand. »Ich nehme alles zurück, was ich über deine Gehirnkapazität gesagt habe. Du bist ein wahres Genie!«
    In den folgenden Minuten litt Victor wie ein Tier, denn während Emily und Nick schon alle Schubladen nach einem U-Bahn-Plan durchsuchten, musste er auf Squamato achten.
    »Ohhh, kein Kampf jetzt, bitte! Meint ihr, ich kann schnell noch aussteigen? Es tut sich ja nichts im Moment. Nichts! Aber wenn mich gleich wieder ein Gnom in die nächste Schlacht schickt, hänge ich zwei Stunden fest. Ach was. Soll der Bote mir doch den Buckel runterrutschen.« Er klickte einige Male und sprang auf.
    Emily war inzwischen fündig geworden und breitete den Plan auf einem der Tischchen im Sofazimmer aus. »Du hast recht«, sagte sie atemlos und griff nach Nicks Hand. »Der erste Kampf, den ich je hatte, der war an einem roten Fluss, an dem verfallene Windmühlen gestanden haben. Ich habe erst an Don Quichotte gedacht. Alles Quatsch. Holland Park an der Central Line.« Sie legte ihren Finger auf die entsprechende Stelle des Plans und sah sich weiter um.
    Der rote Fluss. Nick erinnerte sich an seine unterirdische Odyssee und daran, dass der Fluss ihn schließlich zur Weißen Stadt gebracht hatte.
    »White City«, sagte er. »Danach bin ich der rosafarbenen Hecke gefolgt – also der Hammersmith & City Line. Da, die erste Station: Shepard’s Bush.« Er blickte hoch. »Ihr habt noch nie so ekelerregende Schafe gesehen. Von den Schäfern war nicht mehr viel übrig.« Er fuhr mit dem Finger weiter. »Goldhawk Road. Der goldene Falke hätte mich fast erledigt.«
    »Die rosa Hecke«, rief Emily. »Da war ich auch! Da gab es diesen riesigen Baum mit der Königskrone drin.« Sie tippte auf die Karte. »Royal Oak. Ich glaube, ich werde irre.«
    Victor hatte noch nichts gesagt, aber er vibrierte förmlich vor innerer Anspannung. »Gestern«, begann er, »und auch die Tage davor, haben sie uns immer wieder erklärt, wir wären nah an Ortolans Festung – an dem Ort, wo die Entscheidungsschlacht stattfinden wird.« Sein Zeigefinger kreiste über Circle- und District Line. »Temple«, sagte er. »Beim Tempel war die Nervosität der Gnome am größten. Heute sind wir bei Monument eingestiegen – ha, und seht mal: Cannon Street liegt gleich daneben. Warum sie allerdings Köpfe aus den Kanonen geschossen haben, verstehe ich nicht.«
    Zu dritt betrachteten sie den

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