Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
Vom Netzwerk:
Ich bin froh, dass sie dich nicht im Visier haben.«
    »Mit meiner Tarnung ist es auf jeden Fall bald vorbei. Den nächsten Auftrag werde ich sicher nicht ausführen.«
    »Was ist es denn?«
    »Nichts, worüber ich jetzt reden möchte, ich bin noch zu geschockt von deiner Geschichte.«
    Victor kam zurück, mit einem riesigen Glas Eistee.
    »Hast du gesehen, wer es war?«, fragte er.
    »Nein. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich ihn kenne, weil ich die ganze Zeit über aufgepasst und mich nach unseren Leuten umgesehen habe.«
    Einige Zeit saßen sie da, ohne zu sprechen. Nick sah, wie es in Victor arbeitete, und hätte ihn gern beruhigt. Mir wird schon nichts passieren. Aber konnte er das noch mit gutem Gewissen behaupten?
    Um alle ein wenig abzulenken, erkundigte er sich nach dem abwesenden Speedy.
    »Dem geht es gut, der wartet nur darauf, dass Kate einen Novizen braucht, dann steigt er wieder ein. Unter falschem Namen natürlich.« Victor wies mit seinem beringten Zeigefinger zum Computerzimmer. »Ich habe sechs falsche Internetidentitäten, von denen kann Speedy eine haben. Das sollte funktionieren, meine virtuellen Ichs haben sogar Meldeadressen.« Er hob die Augenbrauen. »Da fällt mir ein, Nick – wenn du willst, kannst du auch eine davon haben. Du könntest wieder spielen, musst nur warten, bis Speedy II jemanden anheuert …«
    Wollte er das? Nick horchte in sich hinein. Die Antwort war ein klares Nein. Es reizte ihn nicht mehr, im Gegenteil. Er war froh, dass er nur noch ein außenstehender Beobachter war. »Lass nur, Victor. Ich glaube nicht. Aber ich würde gern wissen, ob es etwas Neues gibt. Wie läuft das Spiel gerade?«
    »Hektisch. Ich habe den Eindruck, die Dinge spitzen sich zu. Letzte Nacht gab es eine Schlacht gegen Erdmonster, die aus Kanonen mit Köpfen schossen, dabei hat es einen Haufen Leute böse erwischt. Das bedeutet immer auch eine Menge neuer Aufträge.«
    »So wie meinen«, fügte Emily an. »Aber ich war nicht bei der Kanonensache dabei, ich habe einen Damm gegen Flussgeister verteidigt.«
    Erdmonster, Flussgeister. Köpfe aus Kanonen. Kanonen. Nick fühlte Druck auf seinen Schläfen und ein Kitzeln in seinem Kopf. Da war etwas, irgendetwas, das er schon die ganze Zeit übersah. Letztens war er kurz davor gewesen, er wusste es, und auch heute irgendwie, wenn auch anders.
    »Würdest du ein bisschen weiterspielen?«, bat er Victor. »Ich möchte gern zusehen.«
    »Ein bisschen gibt es bei Erebos nicht«, schnaufte Victor. »Wenn ich mal anfange, hänge ich ein paar Stunden dran, das weißt du. Dann ist nichts mehr mit fröhlichem Geplaudere bei Tee und Keksen.« Ein Strahlen ging über sein Gesicht. »Andererseits könntet ihr mich füttern! Das wäre das Paradies auf Erden: spielen und dabei gefüttert werden!«
    Sie beschlossen, Victor das Paradies zu bereiten, und stellten Erdnüsse, Kekse, Gummibärchen und die große Teekanne bereit, während Victor Squamato »weckte«, wie er es ausdrückte.
    Er war allein, der Echsenmann, stand mitten auf einer flachen Wiese, deren Gras verdorrt wirkte. Nirgendwo ein Mitstreiter.
    Durch Victors Kopfhörer drang leise Musik. Nick lauschte angestrengt, die Melodie war nicht die gleiche, die er von seinem Spiel als Sarius kannte. Seltsam.
    Jetzt lief Squamato auf eine Hecke zu, das war bestimmt eine gute Idee. Wann immer man eine Hecke fand und ihr folgte, führte sie einen in interessante Gefilde – ähnlich war es bei Flüssen. Diese Hecke kam Nick bekannt vor, Sarius war sie ebenfalls entlanggelaufen, vor nicht allzu langer Zeit. Nachts. Die trichterförmigen gelben Blüten hatten geleuchtet und sie waren nur auf einer Seite der Hecke gewachsen. So wie hier. Nick runzelte die Stirn.
    »Bärchen bitte!«, unterbrach Victor seine Gedanken und riss den Mund auf, damit Emily ihm eine Horde Gummibären hineinstopfen konnte.
    Squamato lief weiter. Da vorne war etwas Großes, Weißes, das sich bewegte, sich wand …
    »Da war ich auch einmal«, rief Nick. »Das ist ein Denkmal – drei Männer, die von Schlangen erwürgt werden. Ziemlich berühmt.«
    Er erntete einen schmaläugigen Blick von Victor. »Die Laokoon-Gruppe, mein Freund. Schon wieder etwas Griechisch-Antikes. Sehr sinnig, übrigens.«
    Rund um das Denkmal standen auch diesmal Krieger. Nick erkannte BloodWork mit seinem rot leuchtenden Kreis um den Hals und, nicht weit entfernt, Nurax.
    »Das ist eine Warnung, vermute ich«, sagte Victor. »Laokoon war derjenige, der das Holzpferd

Weitere Kostenlose Bücher