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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Bürohaus betrat, das eben renoviert wurde. Ein Baugerüst versperrte den Großteil der Sicht auf die Glasfront und die weiße Fassade. Unschlüssig blieb Nick stehen. Sein erster Impuls war es, ebenfalls hineinzugehen, aber er wollte um keinen Preis auffallen, also sah er seinem Zielobjekt nur nach, wie es den Portier begrüßte und zu einem der messingglänzenden Aufzüge ging.
    Das hieß, sein Büro musste in einem der oberen Stockwerke sein. Klar, teures Auto, teurer Anzug, teures Büro. Die Idee, den Portier auszufragen, verwarf Nick sofort wieder. Aber da waren Firmenschilder vor dem Eingang angebracht, möglicherweise waren die hilfreich.
    Eine Unternehmensberatung, ein Immobilienbüro. Seinem Äußeren nach kam der Mann für beides infrage. Ein Pharmaunternehmen und außerdem ein … Nick schnappte nach Luft. Die vierte Firma war ein Volltreffer:
     
    Soft Suspense
    Spiele für PC, Handy und Konsole
    Everything’s done for you to have fun
     
    Zur Sicherheit schoss Nick von dem Firmenschild noch ein Foto mit seinem Handy. Sollte er Emily Bescheid geben? Nein, die war noch in der Schule. Victor! Er würde es Victor erzählen. Doch der ging nicht ans Telefon. Mist. Dann würde Nick eben hinfahren.
    Er machte sich auf den Rückweg zur U-Bahn-Station und es war vermutlich nur seinen von der vorhergehenden Verfolgungsjagd geschärften Sinnen zu verdanken, dass er Rashid auf der anderen Straßenseite sofort bemerkte.
    Hatte der ihn ebenfalls gesehen? Machte nicht den Eindruck, Rashid schlurfte wie immer mit gesenktem Kopf die Straße entlang und schaute weder nach rechts noch nach links. An seine Brust gepresst trug er eine Art graugrünen Beutel, dessen Inhalt Nick brennend interessierte.
    Natürlich hielt Rashid auf das Bürogebäude zu. Nick duckte sich in den Schatten eines Hauseingangs. Rashid blieb stehen, sah an der Fassade hoch und holte eine Kamera aus der Hosentasche. Er schoss Fotos von dem Gebäude – aus der Nähe, aus größerer Entfernung, aus verschiedenen Winkeln.
    Nick hatte das Auto des Mannes fotografiert und nun fotografierte Rashid sein Büro. Vermutlich wollte er auch die Seitenansicht ablichten, denn er bog nach links ab, immer noch den Fotoapparat im Anschlag.
    Nick wartete darauf, dass er wieder auftauchen würde, doch nichts passierte. Unruhig spähte Nick aus seinem Hauseingang hervor. Wenn er Rashid nachging, konnte es sein, dass er direkt in ihn hineinlief. Das wollte er nicht riskieren. Er wartete weitere fünf Minuten, schimpfte sich einen Idioten und ging. Auch wenn Rashid ihm entwischt war, die Ausbeute des heutigen Vormittags konnte sich sehen lassen.
     
    »Ich hoffe, du hast einen guten Grund dafür, dass du mich mitten in der Nacht aus dem Bett läutest.« Victor stand in seinem Snoopy-Bademantel in der Tür, gähnend und die Augen nur halb geöffnet.
    »Ich koche dir Tee«, sagte Nick, »und dann reden wir.«
    »Du klingst wie meine Exfreundin.« Victor wanderte schlaftrunken in die Küche und lehnte sich gegen den Kühlschrank. »Ich habe übrigens bis halb fünf heute Morgen gekämpft, rund um den Tempel. Meine Rüstung ist inzwischen aus Gold, was wunderbar zu meinen violetten Echsenschuppen passt.«
    Nick schaltete den Wasserkocher ein und füllte Teeblätter in ein Sieb. »Sagt dir der Name Soft Suspense etwas?«
    »Klar«, gähnte Victor. »Everything’s done for you to have fun. – Von denen ist zum Beispiel Die Verfluchten der Nacht, First Shot und Königsfalken. Alles ziemlich gute Spiele.«
    »Die haben ihre Büros nahe Blackfriars. Am Bridewell Place.«
    »Aha.« Victor runzelte seine Stirn. »Tut mir leid, aber ich kapiere nicht, worauf du hinauswillst.«
    Nick erzählte von seinem Fotoauftrag, von dem Jaguar und dem Mann, dem er gehörte. »Für mich war das die einzige Sache während meiner ganzen Zeit als Spieler, die irgendwie mit Blackfriars zu tun hatte. Deshalb bin ich heute Morgen hingefahren und habe vor der Garage gewartet. Der Mann ist aufgetaucht, ich bin ihm nachgegangen und du ahnst schon, was sein Ziel war.«
    »Die Niederlassung von Soft Suspense.« Victors Stirnfalten vertieften sich. »Bei mir klingelt es immer noch nicht. Ich bin sicher, Soft Suspense hat Erebos nicht entwickelt. Davon hätte ich gehört, das wäre längst durch die Medien gegangen. Die ganze Szene hätte darauf gewartet und sich die Finger geleckt.«
    »Was weißt du sonst noch über die Firma?«
    »Eigentlich nichts. Ich kenne nur ihre Spiele. Und ich weiß, dass sie ein

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