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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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das selbst zu tun. Nachdem Dad so anders geworden war, und … später sowieso.« Wieder lächelte er den Boden an. »Nachdem ich die DVDs verteilt hatte und sich so viele Leute plötzlich verändert haben – da hatte ich Angst, dass Dad ein Fehler passiert war. Ein Spiel, das die Spieler kaputt macht, versteht ihr? Er war zum Schluss … ach, egal. Er hatte sich völlig verändert. So ähnlich wie ihr. Deswegen hat mir das Angst gemacht.« Nun blickte er hoch. »Aber er wollte gar nicht euch schaden. Nur Ortolan.«
    Als Emily sprach, tat sie es sehr leise und vorsichtig. »Das klappt aber nicht, Adrian. Das Spiel hat die Spieler zu schrecklichen Dingen gebracht. Jemand hat Jamies Fahrradbremsen sabotiert.«
    Adrians Kopf fuhr ruckartig hoch. »Was?«
    »Ja. Das war kein Unfall. Es sind eine Menge schlimmer Sachen passiert, nur damit der Racheplan deines Vaters nicht in Gefahr gerät. Gestern hat jemand versucht, Nick vor die U-Bahn zu stoßen.«
    Mit bleichem, fassungslosem Gesicht schüttelte Adrian den Kopf.
    »Wenn einer der Spieler Ortolan umbringt, zerstört er damit auch sein eigenes Leben«, fuhr Emily fort. »Das muss dir doch klar sein. Und es war ganz sicher auch deinem Vater klar.«
    Adrian wich ihrem Blick aus. »Hat das Spiel eigentlich mit euch gesprochen? Ihr habt gefragt und es hat geantwortet? Oder umgekehrt?«
    »Ja«, sagte Emily.
    »Das war es, was Ortolan unbedingt haben wollte. Die KI, die Dad entwickelt hatte. Künstliche Intelligenz«, erklärte er auf Nicks fragende Miene hin. »Er hat ein Programm entwickelt, das lernen konnte wie ein Mensch. Auch Sprachen. Dad sagte, wenn es fertig und ausgereift wäre, würde er den Nobelpreis dafür kriegen. Er war wahnsinnig stolz darauf und hat sich alle Mühe gegeben, seine Erfindung geheim zu halten.«
    Da war es wieder, dieses Verletzliche, Schützenswerte, das Nick so oft an Adrian aufgefallen war.
    »Aber einer der Buchhalter in Dads Firma hat sich bestechen lassen. Ortolan hatte seinen Radar immer auf fremde Entwicklungen gerichtet, und ab dem Moment, als er wusste, dass Dad einen großen Schritt zur Erschaffung künstlicher Intelligenz gemacht hatte, war keine Ruhe mehr.«
    Nick war ziemlich sicher, dass besagter Buchhalter derzeit eine Graffiti-besprayte Garage sein Eigen nannte.
    »Erst wollte Ortolan Dad die Idee abkaufen, doch der sagte Nein. Er hatte seine eigene Firma und wollte sein Programm auch selbst herausbringen. Von da an war Terror.«
    Emily stand von ihrem Platz auf und setzte sich neben Adrian. »Das ist alles furchtbar. So unfair, dass man schreien könnte. Aber trotzdem darf deswegen niemand zum Mörder werden, oder?«
    »Nein«, flüsterte Adrian. »Du hast recht.«
    »Darum werden wir versuchen, das zu verhindern.«
    »Okay. Braucht ihr dabei meine Hilfe?« Es klang bittend und Nick glaubte, Adrian gut zu verstehen. Er wollte nicht schon wieder zum Zuschauer degradiert werden.
    »Sicher«, sagte er. »Du bist doch so etwas wie der Schlüssel zu diesem Geheimnis.«
     
    Während er auf seinen Zug wartete, rief Nick Victor an, der nach dem ersten Klingeln sofort abhob.
    »Na endlich! Was sagt der kleine McVay?«
    »Dass Ortolan ein Schwein ist.«
    »Tatsächlich? Na ja, davon gibt’s in der Branche einige.«
    »Scheint so. Er hat auch gesagt, dass sein Vater eine Art künstliche Intelligenz entwickelt und in sein Spiel eingebaut hat. Etwas ganz Neues, das Ortolan um jeden Preis haben wollte.«
    »Oh. Das wundert mich nicht. Meine Güte, das hätte ihn zu einem gruselig reichen Mann gemacht.«
     
    Künstliche Intelligenz. Zu Hause steckte Nick Finns Notebook an und versuchte, mehr darüber herauszufinden. Es sah so aus, als wären Legionen von Spezialisten damit beschäftigt, einen Weg zu finden, Computern das menschliche Denken in seiner ganzen Komplexität beizubringen. Adrians Vater hatte es geschafft. Seine Software lernte, sie konnte lesen und das Gelesene verwerten. Sie analysierte den Computeruser und gab ihm, was er sich tief in seinem Innersten wünschte. Wahnsinn. Kein Wunder, dass sie alle sich nicht mehr von Erebos hatten losreißen können. Jetzt war das Spiel eine Waffe, die sich verselbstständigt hatte.
    Nick las weiter, informierte sich über den Turing-Test, den Loebner-Preis, neuronale und symbolische KI. Nach zwei Stunden hatte er Kopfschmerzen und gab auf. Er würde nicht einmal im Ansatz nachvollziehen können, was Larry McVay da zustande gebracht hatte.

32.
    Victors SMS kam mitten in der Nacht, das

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