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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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wäre der Bote persönlich hinter ihm her. Kein Umweg diesmal, direkt nach King’s Cross. Es dauerte keine zwanzig Minuten, bis er an Victors Tür läutete.
    »Sieh es dir an«, sagte Victor.
    Da war der Turm. Riesengroß und fahlweiß in der Dunkelheit. Blut rann und tröpfelte aus den Fenstern, den Schießscharten, den Mauerritzen. In der Dunkelheit rundherum standen und saßen Hunderte von Kriegern aller Völker und Entwicklungsstufen. Sie warteten. Nick konnte sich vorstellen, wie neugierig sie waren. Wie neugierig wäre er selbst gewesen, wenn er die Hintergründe nicht gekannt hätte. So verursachte der Anblick ihm nur leichte Übelkeit.
    »Ich gehe zu Ortolan und warne ihn persönlich. Egal, ob er ein Arschloch ist. Falls er mich nicht ernst nimmt, habe ich es immerhin versucht«, sagte er.
    »Oder«, warf Victor ein, »wir fahren zu dem Bürogebäude und legen uns auf die Lauer. Sobald jemand von den Spielern auftaucht, halten wir ihn auf. Und verständigen die Polizei.«
    Das klang gut. Das würde klappen. »Okay«, sagte Nick. »Wer ist aktuell im Inneren Kreis?«
    Victor zählte sie an den Fingern ab. »Wyrdana, BloodWork, Telkorick, Drizzel und … warte mal … Ubangato, Barbar. Kam beim letzten Turnier dazu. Hast du eine Ahnung, wer die im richtigen Leben sein könnten?«
    »Nein«, sagte Nick. »Aber ich finde es immer wahrscheinlicher, dass Colin BloodWork ist.«
     
    Kurz nach sechs Uhr brachen sie auf. Nick schickte Adrian eine SMS. Ungern, aber er hatte ihm schließlich versprochen, dass er ihn auf dem Laufenden halten würde. Victor verständigte Emily, woraufhin Nick versuchte, ihm das Handy zu entreißen.
    »Bist du verrückt? Was ist, wenn es gefährlich wird?«
    »Ich habe es ihr versprechen müssen. Sie erdrosselt mich, wenn ich sie jetzt nicht informiere.« Er drückte auf senden.
    »Außerdem hat sie ebenso ein Recht, dabei zu sein, wie du und ich. Und Adrian.«
     
    Blackfriars. Sie stiegen aus der U-Bahn und machten sich auf den Weg zum Bridewell Place. Emily und Adrian würden dort gemeinsam zu ihnen stoßen.
    Es nieselte und Nick marschierte schweigend neben Victor her, wobei er ständig Ausschau nach bekannten Gesichtern hielt. Gleichzeitig drehten seine Gedanken sich im Kreis. Was war, wenn niemand auftauchte? Wenn alles nur falscher Alarm war? Wenn der Turm gar nicht das Gebäude am Bridewell Place war, sondern ein anderes?
    Sie liefen die New Bridge Street hinauf. Wenigstens war er clever genug gewesen, eine Jacke mit Kapuze anzuziehen, so konnte er seinen Zopf verstecken, wenn schon nicht seine Körpergröße. Er wollte auf keinen Fall von den Spielern vorzeitig entdeckt werden.
    Deshalb konnten sie auch nicht einfach am Bridewell Place stehen bleiben. Dahinten war ein Pub, doch der machte erst um elf Uhr auf.
    »Pass auf«, sagte Victor, als sie in Sichtweite des Bürogebäudes waren. »Du bleibst erst mal hier und wartest. Unauffällig natürlich. Ich drehe eine Runde und sehe mich um, mich kennt ja keiner.«
    Victor zog los und Nick ließ das Gebäude nicht aus den Augen. Das Baugerüst verhinderte den freien Blick auf die Fenster. Ärgerlich. Nick sah genauer hin. Bewegte sich da etwas? Jemand? Nein, er hatte es sich nur eingebildet. Und falls doch jemand dort war, dann sicher nur ein Bauarbeiter.
    Ein Blick auf die Uhr. Kurz nach halb acht. Verdammt, das konnte noch ewig dauern. Wieder sah er zum Baugerüst hoch und im nächsten Moment traf ihn fast der Schlag, als eine Hand sich auf seine Schulter legte.
    »Ich sagte unauffällig, Mr Dunmore. Du bist so dezent wie ein Leuchtturm.« Victor stand hinter ihm und grinste übers ganze Gesicht.
    »Musst du mich so erschrecken?«
    »Komm, gönn einem einsamen Freak ein wenig Freude in seinem Leben. Los jetzt, wir müssen ein Stück näher ran.«
    Eine Zeit lang beobachteten sie beide den Eingang, ohne dass sich jemand Vertrautes zeigte. Dann klingelte Nicks Handy und vor Schreck wäre er fast vor ein Auto gesprungen.
    »Hi, ich bin’s, Emily. Adrian und ich sind schon in der Nähe, wir kaufen gerade Sandwiches. Willst du auch welche?«
    »Sandwiches? Jetzt? Nein danke.«
    »Ich muss immer essen, wenn ich nervös bin«, sagte sie. »Wo bist du?«
    »Direkt vor dem Soft Suspense-Gebäude. Victor ist auch schon da. Bis jetzt tut sich aber nichts.«
    »Vielleicht steht ihr zu auffällig rum. Bis gleich!«
    Nick zog Victor hinter einen parkenden Lieferwagen, denn Emily hatte natürlich recht. Sie durften es nicht vermasseln.
    Zehn

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