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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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hast nur eine Chance, dieses Spiel zu spielen«, haucht jemand in Sarius’ Ohr. Hat er das wirklich gehört? Spielt ihm seine Wahrnehmung Streiche?
    Egal, Xohoo rührt sich nicht mehr, auch nicht, als der Zeremonienmeister ihn mit seinem Stab erst sanft, dann heftig anstößt. Ein Grinsen geht über sein Gesicht. Er blickt ins Publikum und zieht seine linke Hand in einer Kopf-ab-Geste über seinen Hals.
    Wo bleibt nur der Bote? Er sitzt nicht in den Reihen hinter den Barbaren, nicht in der Nähe der Echsen … Aber was, wenn er seinen Platz direkt hinter den Dunkelelfen gefunden hat? Sarius dreht den Kopf, sucht die Sitzreihen ab, prallt beim Anblick des Spinnenmannes zurück, wendet sich schnell wieder um. Auf einmal sieht er ihn. In der dritten Reihe, zwischen einer Frau mit Schlangenhaar und einem Mann mit drei Augen hockt die vertraute dürre Gestalt. Ihr Gesicht ist vom Schatten einer Kapuze verdeckt, doch die gelben Augen leuchten hervor wie schmale, flackernde Grablichter. Der Bote rührt keinen Finger für Xohoo.
    Sie bringen ihn fort. Zwei Wachen packen jeweils ein Bein und ziehen den Leichnam durch den Sand aus der Arena hinaus, wobei sie eine breite blutbesudelte Schleifspur hinterlassen.
    Verstört sieht Sarius ihnen nach. Es ist alles so echt. Scheißecht. Seine Angst, die Arena nicht lebend zu verlassen, kehrt mit doppelter Gewalt zurück, und als der Zeremonienmeister wieder in die Mitte tritt, betet er beinahe darum, nicht aufgerufen zu werden. Sein Wunsch geht in Erfüllung. Als das Glotzauge den nächsten Kämpfer nennt, kann man förmlich hören, wie alle den Atem anhalten.
    »BloodWork.«
    Er trägt eine Axt, ein Schwert und einen Schild quer über dem Rücken. Einen wahnwitzigen Moment lang überlegt Sarius, was er tun würde, wenn der Barbar ihn auswählt, doch das kann nicht passieren. Er ist nur eine Drei, BloodWork wahrscheinlich eine verfluchte Fünfundneunzig oder so.
    Der Barbar und der halbnackte Zeremonienmeister sind beinahe gleich groß. BloodWork dampft förmlich vor Energie, er kann keinen Augenblick lang still stehen. Die Waffen in seinen Händen zucken, als trügen sie selbst Leben in sich.
    »Wähle deinen Gegner.«
    BloodWork zögert keine Sekunde. »Ich fordere Beroxar. Ich beanspruche seinen Platz im Inneren Kreis.«
    Die Arena hält den Atem an wie ein riesiges, ringförmiges Tier. Man könnte eine Nadel fallen hören, wäre da nicht all der Sand. Auf der goldenen Plattform erhebt sich einer der beiden Barbaren.
    Nicht logisch, denkt Sarius. An seiner Stelle hätte ich den Katzenmann gewählt oder die Dunkelelfin.
    Die Kontrahenten sind praktisch gleich groß. Beroxar trägt ein gebogenes Schwert und einen Schild von den Ausmaßen einer Tischplatte. Sein Helm erinnert an den Kopf eines Hais und erstreckt sich bis auf die Schultern, schützt sogar noch einen Teil des Rückens.
    »Was verlangst du von BloodWork, sollte er unterliegen?«
    »Sklavendienste für zwei Wochen und sechs seiner Entwicklungsstufen.«
    Sechs! Doch falls BloodWork beeindruckt ist, lässt er es sich nicht anmerken. Er nickt kurz und bringt sich in Position. Probeweise zerteilt Beroxar die Luft vor sich mit einem Hieb seines Schwertes, das dabei wie ein Schwarm Bienen summt.
    In den nächsten Minuten ist Sarius zu keinem klaren Gedanken fähig. Der Kampf lässt ihn alles vergessen, einschließlich seiner eigenen Angst. Zu keinem Zeitpunkt scheint einer der beiden Barbaren eine Schwäche zu zeigen. Sie umkreisen einander, führen kurze, blitzschnelle Angriffe aus und verteidigen sich mit ebenso großem Geschick. Beroxars Krummschwert malt silberne Muster rund um seinen Gegner, BloodWorks Axt kreist um seinen Kopf, während er mit dem Schwert nach Beroxars Blößen sucht. Die es nicht zu geben scheint. Es ist ein Kampf wie ein Tanz, bei dem die Führung laufend wechselt. Bis BloodWork sich plötzlich umdreht und Beroxar den Rücken zuwendet. Das Krummschwert singt, schnellt auf BloodWorks Schultern zu, wo die Wucht des Hiebes es tief in das Holz des Schildes treibt, den BloodWork umgeschnallt trägt. Eine schnelle Drehung und das gefangene Schwert wird Beroxar aus der Hand gerissen.
    Ohne Waffe hat er keine Chance. Ein Axthieb ins Bein und ein Schwerthieb in die Seite strecken ihn zu Boden.
    »Sieger ist BloodWork.«
    Der Barbar wirft die Arme hoch und dreht sich im Kreis, begleitet von herrlicher Musik und vom Jubel des Publikums, das sich mit einem Ruck aus seiner Erstarrung gelöst hat. Klatschend und

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