Erebos
du seinem Tun größere Aufmerksamkeit schenken könntest. Nach allem, was ich erfahren habe, ist er uns nicht wohlgesonnen. Und nun geh.«
Mit gemischten Gefühlen schlägt Sarius den Weg nach draußen ein, der durch einen röhrenartigen Gang aus dem Keller hinausführt. Er hat absolut keine Lust, Eric dabei zuzusehen, wie er an Emily klebt. Was denn noch alles? Er ist mit Brynne aus gewesen, das war schlimm genug.
Der dunkle Gang wird breiter, endet an einer von Fackeln beleuchteten Wand mit einem offenen Tor, das ins Freie führt.
Endlich, denkt Sarius und bleibt im selben Moment wie angewurzelt stehen.
Die Wand! Er geht ein paar Schritte zurück, um sich zu vergewissern. Nein, kein Irrtum.
Jemand hat ein Bild an diese Wand gemalt, das beinahe die ganze Fläche einnimmt. Es erinnert an eine alte Wandmalerei, wie sie in Kirchen oft zu finden ist: ein Fresko. Das Bild zeigt zwei Menschen, die an einem Tisch sitzen und die Köpfe zusammenstecken. Das Mädchen hat ein brennendes Feuerzeug in der einen Hand, die andere liegt auf der Hand des Jungen, der ihr gegenübersitzt. Er ist sehr groß und sein langes dunkles Haar ist zu einem Zopf zusammengebunden, der ihm auf den Rücken fällt …
Jemand muss ein Foto gemacht haben. Anders ist es nicht möglich, denkt Sarius. Und: Wir sehen aus wie ein Liebespaar.
Er wendet sich ab, stolpert durch das Tor ins Freie. Er fühlt sich seltsam nackt und bedroht. Dabei ist es nur ein Bild. Doch etwas in ihm fürchtet, dass dieses Bild in Lebensgröße eines Tages an der Schulmauer hängen könnte.
»LordNick hat einen Wunschkristall gefunden.«
»Geil! Hat er gesagt, was er damit machen will?«
»Natürlich nicht. Der ist ja nicht bescheuert.«
Der Haufen, der rund ums Feuer sitzt, besteht fast nur aus bekannten Gesichtern: Drizzel, Feniel, Blackspell, Sapujapu, Nurax und – wie ein Ehrengast mit etwas Abstand zu den anderen – BloodWork. Der rubinrote Ring baumelt unübersehbar an einer Kette um seinen Hals und weist ihn als Mitglied des Inneren Kreises aus.
Die Abenddämmerung zieht in roten und blauen Streifen über den Horizont; nicht lange und es wird dunkel sein. Sarius setzt sich zu den anderen ans Feuer und nimmt nebenbei zwei Neue zur Kenntnis. Sharol ist Dunkelelfin und eine Eins, Bracco ein Echsenmann und eine Zwei. Sie halten sich im Hintergrund, während Drizzel und Blackspell ihre vampirische Konversation führen.
»Ich könnte einen Wunschkristall echt gut gebrauchen. Die zwei, die ich bisher gefunden habe, waren Gold wert«, sagt Blackspell gerade.
»Halt den Mund«, unterbricht ihn BloodWork.
»Wir haben Anfänger hier, die müssen ihre eigenen Erfahrungen machen und euer Gewäsch verwirrt sie bloß. Klar?«
»Sicher. Seit wann bist du so fürsorglich, Blood?«
»Geht dich nichts an«, sagt der riesige Barbar. Er trägt einen neuen Helm, der sein Gesicht bis zur Nase verdeckt und dessen schräge Sehschlitze ihn dämonischer aussehen lassen denn je.
»Halt dich einfach an das, was ich sage. Es wird schon viel zu viel geredet. Der Bote ist nicht erfreut.«
»Oh, der Bote ist nicht erfreut«, spöttelt Blackspell. »Wäre ich auch nicht, wenn ich so ein gelbäugiges Gerippe wäre.«
BloodWork richtet sich ein Stück auf und greift nach seiner Axt, doch dann scheint er es sich anders zu überlegen.
»Ich kenne ein paar Idioten, die sich dauernd um Kopf und Kragen labern, und jetzt kenne ich einen mehr.«
»Oooh, ich hab so Angst«, sagt Blackspell.
Das Gespräch geht Sarius auf die Nerven, genauso wie die Tatsache, dass offenbar jeder schon einmal einen Wunschkristall gefunden hat, bloß er nicht.
»Haben wir eigentlich einen Auftrag? Oder lungern wir hier nur rum?«
»Endlich einer mit der richtigen Einstellung«, sagt Blood-Work.
»Wir warten auf eine Nachricht. Es kann nicht mehr lange dauern.«
Doch die Nachricht bleibt aus, stattdessen brechen bis an die Zähne bewaffnete Orks aus den Büschen. Sie sind deutlich in der Überzahl und sie haben die Überraschung auf ihrer Seite. Sarius springt auf und lässt sein Goldschwert kreisen. Er metzelt drei der Orks nieder, ohne auch nur einen Kratzer abzukriegen. BloodWork tobt wie ein Berserker und zerlegt seine Feinde in Einzelteile. Drizzel arbeitet neuerdings mit Feuerzauber. Schlimm erwischt es einen der Neuen, Bracco: Er hat eine scheußlich blutende Wunde am Kopf und liegt regungslos am Boden.
Sarius’ Klinge singt, wenn er sie herumwirbelt. Noch nie war kämpfen so schön. Er
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