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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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aus.
    »Wer sagt überhaupt, dass es etwas mit … also, du weißt schon womit, zu tun hat? Da kannst du dir doch gar nicht sicher sein.«
    Dumm nur, dass Nick sich selbst sehr sicher war. Das zweifelhafte Kunstwerk stammte garantiert von jemandem, der irgendwann einen nächtlichen Spaziergang auf Erebos’ Friedhof unternommen hatte.
    »Ich bin doch nicht dämlich«, schnaubte Jamie. »Worum soll es denn sonst bitte gehen? Was denkst du, welche ›unwillkommene Einmischung‹ gemeint ist? Dass ich mich in der Schulküche über zu wenig Salz im Nudelwasser beschwert habe?«
    »Okay, aber du wirst es doch nicht ernst nehmen? Es ist Quatsch, weiter nichts! Jemand will dich erschrecken und du lässt dir tatsächlich Angst einjagen. Das ist doch unnötig, ehrlich.«
    Jamie sah ihn lange an, bevor er wieder etwas sagte.
    »Was war dann mit Aisha? Warum hat sie letztens geschrien? Und das Mädchen aus der Siebten, Zoe? Was war mit ihr?«
    »Keine Ahnung. Frag sie doch.«
    Jamie lächelte bitter. »Genau das habe ich getan. Ich habe mit beiden geredet und sie gefragt, was es war, das sie so erschreckt hat. Jetzt rate mal: Sie sagen nichts. Stumm wie Fische.«
    »Wahrscheinlich haben sie längst verstanden, dass sich jemand einen bescheuerten Scherz erlaubt hat.«
    »Nein. Sie haben Angst. Ich hab gestern zwei Leute gefunden, die aus dem Spiel rausgeflogen sind. Die wollen auch nicht darüber reden, jedenfalls jetzt noch nicht. Aber ich glaube, einer davon überlegt es sich. Vielleicht geht er zu Mr Watson, zumindest habe ich ihm das vorgeschlagen.«
    Erzähl mir nichts davon, dachte Nick, bitte, sei still. Was soll ich sonst tun, wenn mich der Bote nach dir fragt?
    Er sah sich hektisch um – hörte ihnen jemand zu? Nein, die Tische in der Nähe waren alle nicht besetzt und die Leute, die weiter weg saßen, waren alle in eigene Gespräche vertieft.
    »Siehst du? Du hast doch selbst schon den totalen Verfolgungswahn!«, rief Jamie. »Warum? Erklär es mir!«
    »Nicht so laut!«, zischte Nick unwillkürlich. »Ich habe keinen Verfolgungswahn. Du verstehst das einfach nicht. Es ist alles sehr komplex und sehr spannend, aber man kann es auch leicht kaputt machen und das wäre eben schade. Deshalb kann es sein, dass ein paar von den Leuten übertrieben reagieren, wenn ihnen jemand den Spaß verderben will.«
    »Spaß?«, flüsterte Jamie und hielt Nick die Zeichnung unter die Nase. »Das ist Spaß?« Er faltete den Zettel wieder zusammen und steckte ihn in die Hosentasche. »Ich werde das Mr Watson geben. Der ist seit dem Zwischenfall mit Aisha sehr besorgt, er hat schon mit einigen Schülern gesprochen und will demnächst auch die Eltern kontaktieren. Vielleicht hilft ihm der Wisch hier weiter. Vielleicht erkennt er die Schrift.«
    »Jetzt übertreib doch nicht so!«
    Warum kapierte Jamie nicht, dass alles ein Spiel war? Gerade weil es immer wieder in die Wirklichkeit hinüberschwappte, war es so faszinierend, aber deswegen würde ihm noch lange keiner der Spieler ein Haar krümmen.
    »Ich möchte wissen, ob ich mit dir rechnen kann, wenn es hart auf hart kommt«, sagte Jamie. »Sind wir noch Freunde?«
    »Klar sind wir Freunde. Aber diese Panikmache wegen ein oder zwei Idioten, die Pseudo-Drohbriefe schreiben, ist echt lächerlich. Das kannst du mir glauben. Wenn du den Zettel Mr Watson gibst, wird er die Sache unnötig aufblasen und es gibt nur Ärger.«
    Jamie legte eine Hand auf die Hosentasche. »Wenn der Ärger die richtigen Leute trifft, ist das okay«, sagte er und stand auf. Bevor er ging, beugte er sich noch einmal zu Nick herunter. »Willst du nicht lieber aussteigen? Mach Schluss damit. Es kommt nichts Gutes dabei heraus, das spüre ich irgendwie.«
    Nick schüttelte den Kopf. »Du machst viel mehr Theater um … die Sache als nötig. Mir macht es Spaß, es ist ein Abenteuer, verstehst du?«
    »Du kannst noch nicht mal frei heraus sagen, dass es ein Spiel ist.«
    Nick starrte ihn wütend, aber wortlos an. Was wusste Jamie denn auch von den Regeln – diskret sein gehörte nun mal dazu! Hätte er ihm Erebos abgenommen und es sich wenigstens angesehen, wäre er genauso begeistert!
    »Emily wäre auch froh, wenn du es sein lassen würdest. Hat sie gesagt.«
    »Emily soll sich weiter um Eric kümmern«, stieß Nick hervor, »und sich nicht in meine Angelegenheiten mischen.«
    Jamie atmete geräuschvoll aus. »Scheiße, Nick«, sagte er, drehte sich um und ging.

15.
    Nur drei Tische waren im Café Bianco besetzt, unter

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