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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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eigenes Personal. Glauben Sie mir, die beraten ihre Kundschaft nicht, um den Leuten damit einen Gefallen zu tun, die sind nur daran interessiert, Geld zu verdienen. Vergleichen Sie das zum Beispiel mit Versicherungsmaklern. Denen ist die Privathaftpflichtversicherung, die eigentlich jeder haben müsste, egal, weil sie dafür keine hohen Provisionen kassieren. Für 20 Euro verschwenden die nicht mal einen Gedanken daran. So eine fette Kapitallebensversicherung, die bringt dagegen mindestens zehn Jahre lang jährlich 500 Euro Provision ein. Und da wird nicht geschaut, ob der Versicherungsnehmer überhaupt so eine Police braucht.«
    Hannah Kluwer hatte sich in Rage geredet. Ihr Mann unterbrach sie schließlich. »Hannah, Schatz, ich glaube, Herr Palzki ist nicht da, um über Versicherungen zu reden.«
    »Ja, ja, ist schon gut. Was wollen Sie genau über uns wissen?«
    Mit dem nächsten Satz wollte ich sie etwas provozieren. »Verdienen Sie an der Beratung etwas?«
    »Wir? Gott bewahre«, sie tat übertrieben entsetzt, »wir machen das alles ehrenamtlich. Das kommt schließlich unserer Umwelt und unseren Kindern und Enkelkindern zugute.«
    »Werden Sie wegen Ihrer kostenlosen Beratung nicht angefeindet?«
    »Und ob! Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Abmahnungen wir bereits bekommen haben. Auf so etwas gehen wir gar nicht erst ein. Manche ziehen vor Gericht, bisher haben wir aber immer gewonnen. Bis zum Rechtsstreit kommt es allerdings selten, denn die meisten ziehen die Klage zurück, bevor es ernst wird. Nein, bisher haben wir uns immer erfolgreich wehren können.«
    Ich erkannte, dass ich so nicht weiterkommen würde und nun meinen Joker ausspielen musste. »Wie war es gestern im Holiday Park? Ich habe gehört, Sie haben einen Tagesausflug dorthin gemacht.«
    Berti Kluwer zuckte zusammen. Seine Frau hatte diese Reaktion vermutlich nicht registriert, denn sie sagte gelassen mit ihrer rauchigen Stimme: »Ja, stimmt, Sie sind gut informiert. Das war ein schöner Tag.« Im nächsten Atemzug erklärte sie: »Ich hole uns mal schnell einen madagassischen Kürbisschalentee. Für Sie auch etwas zu trinken, Herr Palzki?«
    »Ja, gerne, nur keinen Tee, wenns geht. Hätten Sie ein Wasser für mich?«
    »Selbstverständlich. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn es ohne Kohlensäure ist?«
    Ich verneinte und sie ging ins Haus. Zeit, um mich mit dem erschrocken wirkenden Berti näher zu unterhalten. »Sie haben sich länger im Park aufgehalten, nicht wahr? Kann es sein, dass Sie sogar länger dort waren, als Sie beabsichtigt hatten?«
    Er starrte mich mit offenem Mund an.
    »Was haben Sie?«, legte ich nach. »Sind alle Vereinsmitglieder so lange geblieben oder waren Sie später allein im Park?«
    »Nein, nein«, sprach er nach langem Zögern. »Woher wissen sie das?«
    In dieser Sekunde hörte ich ein schrilles Pfeifen, einen dumpfen Knall und meinem Gegenüber trat Blut aus der Stirn. Er kippte fast in Zeitlupentempo seitlich auf die Bank. Einen Wimpernschlag später ging ich hinter einem Busch in Deckung. Manchmal war es unvorteilhaft, nicht bewaffnet zu sein. Ich blickte auf die Bank zurück und sah Berti Kluwer regungslos dort liegen. Für ihn dürfte jede Hilfe zu spät kommen.
    Kurz darauf trat Hannah Kluwer mit einem Tablett aus der Haustür. Bevor ich ihr etwas zurufen konnte, erblickte sie ihren toten Mann und ließ einen markerschütternden Schrei los. Danach fiel ihr das Tablett aus der Hand. Sie wollte reflexartig zu ihrem Mann stürzen, doch ich konnte sie gerade noch davon abhalten.
    »Gehen Sie zurück ins Haus und bleiben Sie dort! Rufen Sie die Polizei! Wahrscheinlich ist der Schütze noch in der Nähe. Vielleicht hat er es auch auf Sie abgesehen!«
    Es dauerte knapp 20 Minuten, bis die ersten behelmten Polizisten auf das Gelände stürmten. Ich wurde ins Haus gezogen. Zunächst musste die Umgebung gesichert werden. Ein Großteil der Straße war gesperrt worden, wie mich ein Beamter, der mit im Haus geblieben war, informierte. Schließlich durften die Sanitäter ins Haus, um sich um Frau Kluwer zu kümmern. Mir war die Zeit bis zu ihrem Eintreffen wie eine Ewigkeit erschienen. Zeitgleich kam auch Staatsanwalt Borgia zur Tür herein.
    »Das ist mal wieder typisch«, blökte er los. »Statt im Holiday Park zu recherchieren, lassen Sie zu, dass man Ihre Zeugen erschießt. Noch zwei oder drei solcher Fälle, Herr Palzki, und die Vorderpfalz wird mangels Einwohnerzahl zum strukturschwachen Gebiet

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