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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Sieh mal an, die haben sogar eine eigene Homepage. Komm her, Reiner, schau dir das an.«
    Er klickte auf die Adresse und die Startseite erschien. Ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht, dass man solche grellen Farben im Internet verwenden und auf einem Monitor darstellen konnte. Eine Sonne, fast bildschirmfüllend, blendete uns. Sie war animiert. Lauter kleine Explosionen schossen an den Bildschirmrand. Jürgen klickte auf die Winzigschrift ›Skip Intro‹ und ein scheußlich buntes Menü erschien.
    »Igitt, das ist ja Web Nullkommanull«, entfuhr es ihm.
    Er klickte auf ›Wer wird sind‹ und las laut vor: »›Wir sind ein Verein, der sich für die Belange des Umweltschutzes im Allgemeinen und der Weiterentwicklung und Förderung der Solarenergie im Besonderen einsetzt. Wir beraten Sie kostenlos und unverbindlich. Bedenken Sie die Vorteile: Einmal investieren und in Zukunft immer mit Sonnenenergie versorgt sein‹ … Was willst du denn damit, Reiner?«
    »Mach mal weiter, Jürgen, was haben die noch zu bieten?«
    »Du siehst es selbst, viele bunte Bildchen und wenig Text. Warte mal, ich klicke auf ›Verein intern‹. Kannst du mit den Namen etwas anfangen? Berti Kluwer, Vorsitzender – Hannah Kluwer, Kassenführerin – Gottfried Müller, 2. Vorsitzender.«
    »Druck mir das bitte aus, Jürgen. Später kannst du diese Personen auch gleich über unseren Computer checken. Schau mal, da steht die Adresse dabei. Interessant, die Kluwers wohnen in Speyer.«
    Mein Kollege druckte die Seite aus und klickte auf den letzten verbliebenen Menüpunkt ›Aktuelles‹. Ich setzte mich an den Besprechungstisch und überlegte.
    Sekunden später unterbrach Jürgen meine Gedankengänge: »Das ist ja seltsam. Diese Leute haben gestern ihren Jahresausflug gemacht. Ratet mal, wohin die gefahren sind?« Ohne auf eine Antwort zu warten, platzte er heraus. »Die waren gestern im Holiday Park Haßloch!«
    »Was?«, schrie ich auf. »Die waren im Park?«
    »Was regst du dich so auf, Reiner«, versuchte Jutta mich zu besänftigen. »Du recherchierst doch im Zusammenhang mit einem Mordfall in diesem Park. Was willst du mehr? Du hast eine erste heiße Spur gefunden, und Borgia hat die noch nicht.«
    Wenn Jutta wüsste, dass der Verein nicht im Zusammenhang mit dem Mordfall im Park stand, sondern mit Jacques … Oder war das der große Wink mit dem Zaunpfahl? Sollte es wirklich eine Verbindung zwischen dem Holiday Park und Jacques geben? Ich war verwirrt.
    »Ich fahre nach Speyer«, beschloss ich spontan.
    In diesem Moment kam der Prüfer vom Präsidium ohne anzuklopfen in Juttas Büro hereingeschneit. Er sah Jutta und Jürgen gemeinsam am Schreibtisch sitzen und begann zu strahlen. »Herrlich, endlich zeigen meine Bemühungen erste Erfolge. Sie machen das vorbildlich. Immer zu zweit einen Computer benutzen, das spart gleich die Hälfte der Stromkosten. Wäre doch gelacht, wenn wir diese Dienststelle nicht auf Vordermann bringen könnten!« Sekunden später war er wieder verschwunden.
    »Ich weiß nicht, wen ich schlimmer finde, KPD oder diesen Typen«, schüttelte Jutta den Kopf. »Ob es in der freien Wirtschaft auch so zugeht?«
    Ich winkte ab und verabschiedete mich.
    Auf dem Weg nach Speyer bekam ich Hunger. Unbeschreiblichen Hunger. Ich schaute in den Rucksack, den Stefanie mir und den Kindern heute Morgen mitgegeben hatte, und fischte ein Vollkornbrot mit Käse heraus. Das ungewohnte Zeug verklebte mir im Nu die Zähne. So konnte ich unmöglich dort auftauchen. Mir blieb nichts anderes übrig, als den Tee zu trinken, den Stefanie sicherlich mit viel Liebe gekocht hatte. Geschmacklich zuordnen konnte ich ihn trotzdem nicht.
    Vor einigen Jahren war die Innenstadt von Speyer modernisiert worden. Wenn ich damals nach Speyer gefahren war, hatte es jedes Mal andere Einbahnstraßen gegeben. Es war für einen Ortsfremden ein einziges Chaos und eigentlich unzumutbar gewesen. Dazu kam, dass der ruhende Verkehr überkorrekt überwacht worden war. Nach spätestens fünf Minuten hatte man einen Strafzettel, und das völlig unabhängig von der Uhrzeit. Ich vermutete schon damals, dass dies einem großen Arbeitsbeschaffungsprogramm in Speyer zu verdanken gewesen war.
    In den letzten Jahren waren die Einbahnstraßen konstant geblieben und mit dem günstigen Shuttle-Bus konnte man den vielen Halteverbotsschildern in der Innenstadt entgehen. Ich hatte Glück und konnte am Königsplatz parken. Die Schustergasse schloss sich östlich an den Platz an,

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