Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
konnte.
    Jutta hatte mich bisher weder begrüßt noch direkt angesehen. Ihre Augen waren die ganze Zeit nach unten gerichtet.
    »Herr Diefenbach, ich habs Ihnen doch vorhin erklärt, Herr Palzki war ein guter Freund von Herrn Bosco. Er ist wahrscheinlich der Einzige, der uns sagen kann, ob etwas gestohlen wurde oder nicht.«
    »Ja, ja, von mir aus. Wir schauen uns mal um. Für mich ist der Fall sowieso schon klar. Das waren Gelegenheitseinbrecher, die den Tod des Mannes ausgenutzt haben, um das herrenlose Wohnhaus zu plündern.«
    Der Hauseingang stand offen. Für mich war es ein komisches Gefühl, die Wohnung zu betreten. Alles war mir so vertraut, alles wirkte wie immer. Die 30 Jahre alten Tapeten, das Wählscheibentelefon, das Röhrenradio mit dem magischen Auge für die optische Sendereinstellung. Ich schaute in jeden Raum. Eigentlich müsste man die Wohnung als Museum erhalten, dachte ich. Wenn ich meinen Kindern das zeigen würde, könnten sie mit den meisten Dingen nichts anfangen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass eine Zehnjährige ein Wählscheibentelefon bedienen konnte oder wusste, wie ein Schallplattenspieler funktionierte. Ich sog jedes einzelne Detail in mir auf und zu fast jedem dieser Objekte fiel mir eine Geschichte ein.
    »Furchtbar, das alte Zeug«, hörte ich KPD im Zimmer nebenan laut sagen. »Am besten, man entkernt das Gebäude mitsamt dem Inventar.«
    Jutta kam zu mir und legte ihren Arm um meine Schulter. »Gehts, Reiner? Ich kann mir vorstellen, wie dir zumute ist. Trotzdem müssten wir wissen, ob hier etwas fehlt. Ist dir irgendwas aufgefallen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Im Hintergrund bemerkte ich, wie zwei Beamte die Hochschränke in der Küche durchsuchten. »Nein, Jutta, hier ist alles so, wie ich es in Erinnerung habe. Seit Jacques’ Frau gestorben ist, sieht es so aus. Wenn der Einbruch mit Jacques’ Tod in Verbindung steht, sollten wir sowieso besser im Keller nachschauen.«
    »Das habe ich mir gedacht«, antwortete Jutta. »Allerdings wird KPD dabei sein wollen.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Soll er doch.«
    Die enge Kellertreppe war unspektakulär. KPD wollte erst nicht mitkommen, da er bereits genug alten Krempel, wie er sich ausdrückte, gesehen hatte. Doch seine Neugier schien am Ende zu siegen. Auch der Kellerflur wirkte unauffällig. Für KPD s Begriffe war er allerdings viel zu schmutzig. »Die ideale Temperatur und Luftfeuchtigkeit für einen Weinkeller«, bemerkte er. »Allerdings viel zu versifft. In so einem Saustall würde ich meinen 1967er-Chambolle nie lagern.«
    Ich schaute ihn bestürzt an. »Sie haben noch Chambolle? Mein Vorrat ist seit vier Wochen leer. Seitdem trinke ich die Cola pur.«
    Dummerweise verstand KPD diese ausnahmsweise gewollt proletarische Anspielung nicht. Dabei war ich mir nicht einmal sicher, ob Chambolle überhaupt ein Wein war.
    Jetzt standen wir vor einer massiven Metalltür. Sie sah aus, als würde sie zu einem Heizungsraum führen, allerdings schien das zugehörige Tastenbedienfeld an der Wand irgendwie deplatziert.
    »An dieser Tür ist ja weder ein Türgriff noch ein Schlüsselloch vorhanden«, bemerkte sogar unser neuer Vorgesetzter. »Wissen Sie, was das ist, Herr Palzki?«
    »Hm, schwierig zu sagen, vielleicht eine Zugangskontrolle?«
    »Dass dies eine Zugangskontrolle ist, weiß ich selbst«, blökte KPD zurück. »Aber warum ist die hier in diesem Keller?«
    Eigentlich wollte ich KPD belehren, dass die Fragewörter ›was‹ und ›warum‹ durchaus unterschiedliche Antworten erzielen konnten, doch ich ließ es sein. Er würde es sowieso nicht verstehen.
    »In diesem Raum sind Jacques’ Erfindungen gelagert.«
    »Und wie kommen wir hinein?«
    »Indem wir die Zugangskontrolle aktivieren?«, schlug ich zaghaft vor.
    »Ja, natürlich, Palzki. Ich bin nicht blöd. Haben Sie etwa den Code?«
    Jetzt noch ein böses Wortspiel und KPD würde vollkommen abdrehen. Alles zu seiner Zeit, dachte ich mir insgeheim und sagte: »So schwierig wird das nicht sein. Es stehen nur zehn Ziffern zur Auswahl.«
    Ich näherte mich dem Bedienfeld und erkannte, dass die Frontplatte beschädigt war. »Da hat jemand Gewalt angewendet.«
    Das Bedienfeld war in der linken oberen Ecke leicht aus der Halterung gebogen. Durch den Spalt konnte ich im Innern ein paar farbige Drähte erkennen.
    KPD trat ebenfalls näher. »So, wie dieses Teil hier aussieht, wird es nicht mehr funktionieren. Holen Sie unsere Experten, damit sie die verdammte Tür endlich

Weitere Kostenlose Bücher