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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Hausmeister am Wochenende?«
    »Vielleicht eine dringende Sonderaufgabe unseres Energieberaters«, mutmaßte Jutta. »Er hat so einen komischen Sack ins Gebäude geschleppt.«
    »Ja, das habe ich auch gesehen. Schau mal auf den Boden. Hier ist alles voller Sand.«
    »Das ist Blumenerde oder so. Ob die von unserem Hausmeister stammt?«
    In einer Linie zog sich die Spur die Treppe bis ins Obergeschoss hinauf.
    »Was will der Mertens da oben in den Büros der Verkehrsdirektion? Da arbeitet doch heute keiner. Jutta, lass uns mal nachschauen, vielleicht hat er noch gar nicht bemerkt, dass er das Zeug verloren hat.«
    Wir stiegen hoch ins zweite Obergeschoss. Doch auch dort nahm die Spur kein Ende. Sie führte weiter ins Dachgeschoss hinauf.
    »Was will der auf dem Speicher? Dort liegt nur altes Gerümpel herum.«
    Jutta war fast noch neugieriger als ich, und so schnauften wir auch noch die letzten Stufen bis unter das Dach. Das Dachgeschoss war in zwei Hälften unterteilt. Die Spur führte nach rechts direkt in einen großen Speicherraum. Ihn hatte ich bisher nur einmal, und das war schon einige Jahre her, betreten. Die Tür stand offen und gab den Blick auf einen großen Raum frei, der in ungewöhnlich helles Licht getaucht war. Eine mörderisch schwüle Hitze schlug uns entgegen. Der Hausmeister verschwand gerade mit seinem geschulterten Sack in einem kleinen, selbst gezimmerten Kämmerchen in der gegenüberliegenden Ecke. Jutta und ich waren an der Tür stehen geblieben und konnten es nicht glauben: In acht Reihen, die jeweils etwa zehn Meter lang waren, befanden sich auf langen Tischen Beete, wie sie in einem Gewächshaus üblich waren. Über den Pflanzenreihen waren dicke Stahlkabel gespannt, an denen in geringem Abstand unzählige Lampen hingen, die neben dem grellen Licht auch für die Hitze verantwortlich waren. Zwischen den Gewächsen, die je nach Beetreihe unterschiedlich groß waren, lagen perforierte Wasserschläuche, aus denen unablässig dünne Rinnsale Wasser sickerten.
    Wir schauten uns an.
    »Hast du schon mal so eine große Indoor-Hanf-plantage gesehen, Reiner?«
    Auch wenn ich nicht gerade mit großen Pflanzenkenntnissen gesegnet war, dieses Gewächs erkannte ich sofort. Allerdings erst, seit ich auf der Polizeischule war. Just in diesem Moment kam Herr Mertens aus seinem Kämmerchen und erschrak zu Tode, als er uns entdeckte. Eine Flucht schien für ihn ausgeschlossen. Selbstsicher kam er auf uns zu: »Frau Wagner, Herr Palzki, es ist nicht so, wie Sie jetzt wahrscheinlich vermuten.«
    »Das sage ich meiner Frau auch immer«, antwortete ich ihm. »Wie auch immer, von unserem Elektrofuzzi dürften Sie den geringsten Ärger erwarten.«
    »Ich hole ein paar Kollegen«, sagte Jutta und verschwand nach unten.
    »Herr Palzki, würden Sie sich auf einen kleinen Deal einlassen?«
    »Lassen Sie mal hören, Herr Mertens.«
    »Ich habe nicht nur die Produktion aufgebaut, sondern auch die gesamte Verteilung geregelt. Alles ist bis ins Detail durchorganisiert. Noch zwei Jahre und ich kann mich nach Florida absetzen. Haben Sie nicht Lust mitzukommen?«
    Ich tat so, als würde ich ernsthaft über sein Angebot nachdenken, schüttelte nach einer Weile aber den Kopf. »Wenn Sie mir jetzt ein Plätzchen im brasilianischen Dschungel angeboten hätten, wäre dies unter Umständen eine Überlegung wert gewesen. Doch Florida ist mir mit diesem ganzen Fast-Food-Zeug eindeutig zu amerikanisch.«
    Der mir körperlich um einiges überlegene Mertens schien darüber nachzudenken, ob er die Situation eventuell mit Gewalt noch retten konnte. Doch die Unterbreitung seines Angebotes hatte ihn zu viel Zeit gekostet, da in diesem Moment mehrere Beamte die Treppe hochgestürmt kamen. Als sie die Anpflanzung sahen, waren sie mehr als bestürzt. Einer rief erbost: »Um wegen dieses Hanffelds hier oben Strom zu sparen, mussten wir unseren Kaffee kalt trinken!«
    Wir überließen Mertens den Kollegen und gingen nach unten in Juttas Büro.
    »Soll ich uns einen Kaffee aufsetzen?«
    »Lieber nicht, Jutta. Nicht, dass die Kollegen von der Drogenfahndung auch noch den Sekundentod entdecken.«
    Jutta lachte. »Dieser Tag hat es wirklich in sich. Wenn du gestern Abend deine Eskapaden unterlassen hättest und deshalb nicht im Krankenhaus gelandet wärst, hätten wir keinen Grund gehabt, in die Inspektion zu fahren und hätten die Indoor-Plantage nicht entdeckt. Glaubst du, dass der Prüfer vom Präsidium da seine Finger im Spiel hatte?«
    »Glaube

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