Erfindergeist
die umhäkelte Klopapierrolle. Ne, Jutta. Sag mir bitte Bescheid, falls es einmal so weit sein sollte, damit ich mich erschießen kann.«
Ich verabschiedete mich und versprach, ihr über unseren Familienausflug im Park zu berichten. Eine Viertelstunde später war ich tatsächlich zu Hause angekommen. Meine Schwiegermutter wischte im Wohnzimmer Staub.
»Das war bitter nötig«, waren ihre Begrüßungsworte.
Ich murmelte ein paar Sätze vor mich hin, von denen es gut war, dass sie sie nicht verstand. Paul kam angeflogen und wollte mir zur Begrüßung gleich einen neuen Witz erzählen. Zum Glück war auf Stefanie Verlass, sie kam einen Moment später aus der Küche. »Lass deinen Vater noch etwas in Ruhe, Paul. Er ist noch nicht so richtig fit.« Zu mir sagte sie: »Alles in Ordnung mit dir? Konntest du Jutta helfen?«
»Ja, mir geht es wieder ausgezeichnet. Die Beule spüre ich schon gar nicht mehr. Ich bin nur ein bisschen müde. Haben wir noch etwas Zeit, bis wir zum Holiday Park aufbrechen?«
»Du kannst dich noch eine Stunde ausruhen. Dann fährt meine Mutter wieder heim. Sie will nicht mit in den Park. Ach übrigens, hör mal den Anrufbeantworter ab. Dieser Student Becker, von dem du öfter gesprochen hast, hat eine Nachricht hinterlassen. Er will irgendein Geheimnis gelöst haben. So ganz habe ich es nicht verstanden.«
Stimmt, Becker war längst überfällig. Normalerweise störte er mich häufiger bei meinen polizeilichen Ermittlungen. Ich drückte die Wiedergabetaste.
›Guten Morgen, Herr Palzki. Becker hier. Dietmar Becker. Ich weiß leider nicht, wo ich Sie erreichen kann. Deshalb spreche ich Ihnen jetzt auf dieses Gerät. Bitte rufen Sie mich zurück, Sie haben ja meine Nummer. Ich habe das Geheimnis um die Morde im Holiday Park gelöst. Im Prinzip ist alles sehr einfach. Sie werden staunen, was ich Ihnen zu erzählen habe!‹
In Windeseile durchsuchte ich das Telefonregister, um Beckers Nummer herauszusuchen. Meine Neugier wurde nicht befriedigt. Am anderen Ende der Leitung nahm auch beim wiederholten Versuch niemand ab. »Verdammter Mist!«, fluchte ich vor mich hin, was mir einen bösen Blick von Stefanie einbrachte. Paul versuchte sofort, mich zu imitieren.
Die ersehnte Ruhestunde wurde mir durch Beckers Nachricht geraubt. Ziellos ging ich von einem Zimmer ins andere, während mir die wildesten Theorien durch den Kopf schwirrten. Meine Schwiegermutter betrachtete mich verwundert und begann daraufhin, mit ihrer Tochter zu tuscheln. Es waren mit Sicherheit keine Nettigkeiten, so viel war sicher. Schließlich ging auch diese Stunde vorbei. Nachdem sie Stefanie viele Ratschläge für eine schwangere Frau erteilt hatte, verabschiedete sie sich endlich. Mir drückte sie nur kurz die Hand.
»Papa, fahren wir nachher zuerst die geile Achterbahn?«, fragte mich mein Sohn, der schon die ganze Zeit aufgeregt auf unser Startsignal wartete. Melanie lief in ihr Zimmer, um ausreichend Ersatzakkus für ihren MP 3-Player einzupacken.
Zu viert fuhren wir mit Stefanies Opel Corsa zum Park, da sich mein Wagen noch dort befand.
12. Das Geheimnis des Holiday Parks
Ich lotste Stefanie auf den Besucherparkplatz. Wir hatten Glück und konnten das Auto nur wenige Meter von meinem Dienstwagen entfernt abstellen. Als wir am Parkeingang und den Kassen vorbeiliefen, ohne hineinzugehen, schaute mich Paul zornig an. »Papa, da müssen wir lang!«
»Ich weiß, mein Sohn. Lass uns trotzdem heute lieber einen schönen Spaziergang im Wald machen. Den Park können wir ein anderes Mal besuchen.«
Paul war außer sich. Darum erklärte ich ihm schnell, dass das nur ein Scherz gewesen war. Glücklicherweise ließ er sich davon überzeugen, den Verwaltungseingang zu nehmen, da wir dort erwartet wurden. Wir meldeten uns am Personaleingang an. Kaum eine Minute später kam uns Herr Schleicher entgegen.
»Hallo, Herr Palzki. Es freut mich, dass es Ihnen offensichtlich wieder gut geht. Aha, Sie müssen die Gattin sein. Ich bin erfreut, Sie kennenzulernen, Frau Palzki. Mein Name ist Schleicher.« Er schüttelte uns nacheinander die Hand. »Und das sind wohl Ihre Kinder?«
Stefanie stellte Paul und Melanie vor und ich stellte fest, dass meine Kinder sich gut benahmen. Bereitwillig streckten sie dem Geschäftsführer ihre Hände hin.
»Ihr wollt euch bestimmt ein wenig im Park umschauen, oder?«, sprach er die beiden lächelnd an. Paul bekam sofort leuchtende Augen. Sogar Melanie schien sich inzwischen auf die Fahrgeschäfte zu
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