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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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dass ich nicht da sein würde, aber es kam ganz unerwartet und –«
    »Du warst tot!«, rief Ada. »Die Schüler und Professor Bracknell haben gesehen, wie du vom Dach des Astronomieturms in die Themse gesprungen bist. Und du bist nicht wieder aufgetaucht.«
    »Tot?«, fragte Ernest und begann zu lachen. »Was für ein Unsinn. Warum sollte ich von dem Dach in die Themse springen?«
    »Das wussten wir auch nicht«, sagte Ada. »Wir hatten nicht die leiseste Ahnung.«
    »Wann war dieser vermeindliche Todessprung?«
    »Vorgestern morgen«, sagte Cecily.
    »Nun, ich weiß nicht, was alle gesehen haben, aber hier bin ich, genauso lebendig wie ihr«, meinte Ernest.
    »Oh, Ernest«, sagte Cecily und vergrub ihren Kopf an seiner Brust. Sie weinte wieder, diesmal vor Erleichterung und Freude. Dann blickte sie auf, und ihre Augen suchten Ashtons, um Ashton an ihrer Freude teilhaben zu lassen. Doch als sie in Ashtons Augen blickte, waren diese fest auf Ernest gerichtet, nass vor Freude und gleichgültig, wie lange Cecily hinsah, bewegten sie sich nicht. Dafür stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass Jack sie anstarrte und breit lächelte und dass seine grünen Augen voller Freude darüber funkelten, dass sie wieder froh war.

Kapitel 38
    I n der vorgestrigen Nacht war Ernest vorsichtig aus dem Zug seines Vaters gestiegen. Die Fahrt hatte lange gedauert – er hatte nach dem Bad vergessen, seine Uhr wieder anzuziehen, sodass er nicht sicher war, wie lange –, und er war möglicherweise ein- oder zweimal eingeschlafen, er wusste es nicht genau. Er wollte gerne sofort alles erkunden, doch sein Verstand riet ihm, auf der Hut zu sein – er wusste nicht, wo er war und wer den Zug wirklich gebaut hatte.
    Der Raum war dunkel, doch so wie sich die Luft anfühlte und wie seine Schritte widerhallten, musste er groß sein, schlussfolgerte er. Das Licht vom Zug und von seiner Laterne erhellte nur einen kleinen Teil der Dunkelheit. Er bewegte sich langsam vorwärts, die Laterne in der Hand, und kam bald zu einer eleganten, aber schmutzigen Treppe, die aus Marmor zu sein schien und ein stilvolles gebogenes Geländer hatte. Er legte die Hand darauf und wollte sie hinaufsteigen, doch in dem Moment, in dem er das Geländer berührte, erwachte der Raum mit einem hörbaren elektrischen Schnappen zum Leben. Licht ging in den Wandleuchten und in einem Lüster an der Decke an. Der Bahnsteig war groß, und an einer Seite waren viele Kisten gestapelt, als wären sie gerade erst geliefert worden. Oberhalb der Treppe befand sich ein Balkon, der von Marmorsäulen gesäumt wurde, die vom Boden bis zur Decke reichten, sodass er wie ein Käfig aussah. Von irgendwo weiter weg kratzte der Ton einer ungestimmten Violine leise in der Luft. Einen Augenblick später gesellte sich der eines ungestimmten Klaviers dazu. Ernest fühlte, wie ein Schweißtropfen seinen Nacken hinunterlief, und hörte sein Herz schneller schlagen. Wo war er gelandet?
    Nervös ballte er die Hände zu Fäusten und lockerte sie wieder, dann stieg er die Treppe hinauf. Er erkannte die Melodie wieder, die die Violine und das Klavier spielten, es war eine alte Weise aus der Kindheit seines Vaters, die dieser oft gesummt hatte, wenn er durch Illyria geschritten war. Oben an der Treppe, hinter dem Balkon und den Marmorsäulen, befand sich das Labor seines Vaters. Ernest erkannte sofort, dass es sich darum handeln musste. Es war riesig, ein nach oben strebender Turm mit einer großen Wendeltreppe in der Mitte und Fenstern an allen Seiten, von denen viele aus buntem Glas waren. Wissenschaftliche Requisiten – Bechergläser, Flaschen, Zahnräder, elektrische Motoren, Knochen – waren in allen Stockwerken, bis auf das Erdgeschoss, überall auf den offenen Flächen verstreut. An einer Wand hing eine große Fahne, die eine Version des Siegels von Illyria zeigte – ein Schild vor einem roten Hintergrund mit einem Zahnrad darauf. Normalerweise war auf dem Zahnrad, das auch die Jacketts der Schulabsolventen schmückte, das Symbol einer der fünf Wissenschaften abgebildet, die in Illyria gelehrt wurden, um Zeugnis davon abzulegen, dass sie ihre wissenschaftliche Disziplin meisterten. Doch diese Darstellung des Siegels zeigte einen Globus, der für die Beherrschung der Erde selbst zu stehen schien. Und das Motto, das auf dem Bild des Zahnrads stand, hatte sich verändert zu: »Artifices Dominatores Homini sunt – »Erfinder sind die Größten unter den Männern«.
    Nein … die Größten traf

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