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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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kein Unfug«, protestierte Toby. »Das ist die reine Fürsorge für Miri. Sie würde das Gleiche für uns tun. Ich weiß, Kumpels, dass ihr sie gerade erst kennengelernt habt, aber sie ist wirklich loyal, und sie mag euch. Zufrieden?«
    »Natürlich«, sagte Violet, die sich plötzlich schämte.
    »Nun, wir sollten gehen«, sagte Jack und stand auf. »Die erste Mechanik-Vorlesung. Wenn wir zu spät kommen, schafft Ashton es nicht, mit meiner und seiner Arbeit fertig zu werden, bevor der Unterricht zu Ende ist.«
    Toby lachte schallend und nickte. »Und wir sollten gehen und uns den neuen Astronomie-Professor ansehen. Soweit ich gehört habe, ist er ein richtiger Grobian. Lasst uns wissen, ob Bunburry sich diesmal in der Vorlesung selbst angezündet oder die Nase gebrochen hat.«
    Violet nickte und stiefelte mit Jack aus dem Speisesaal. Sie hatte die Mechanik-Vorlesung total vergessen. Ein ganzer Tag in ihrem Element, wo sie tun konnte, was sie am meisten liebte. Sie lachte und hüpfte fast, während ihre Schritte immer leichter wurden.
    Jack legte ihr die Hand auf die Schulter. »Du gehst ein bisschen wie eine Frau«, flüsterte er, als sie an einem Schüler im zweiten Jahr vorbeikamen, »beeindruckend eigentlich, dass dir das nicht schon früher passiert ist.«
    Violets Augen wurden schmal. Sie wollte etwas Unhöfliches sagen, doch sie hatten das Mechaniklabor erreicht, und sie empfand Zufriedenheit.

    Herbert Bunburry saß an seinem großen Tisch an der Seite des Raums. Er lächelte Jack und Ashton zu, als sie hereinkamen. Zu Beginn des Jahres mochte er die Neulinge immer. Am Ende des Jahres würde er einige noch immer mögen, andere fantastisch finden und wieder andere überhaupt nicht leiden können. Er fragte sich, was für Unfälle das kommende Jahr bringen würde. Bunburry hatte vor langer Zeit die Hoffnung aufgegeben, dass es ein Jahr ohne Unfall geben könnte. Er arbeitete erst seit sieben Jahren in Illyria und hatte in dieser Zeit seine Augenbrauen verloren, als ein Motor in Flammen aufging, sich Bein und Fuß gebrochen, als eine kleine, aber extrem furchterregende Erfindung mit hoher Geschwindigkeit in ihn hineingerast war und sich den Unterarm gebrochen, als ein unschuldig konstruierter mechanischer Singvogel heruntergefallen war und sich gezeigt hatte, dass er einen erschreckend scharfen Schnabel hatte. Dann war da das Jahr, in dem Curios neuer Ölersatz explodiert war und ihn für mehrere Monate schwarz wie einen Mooren gefärbt hatte, und das letzte Jahr, in dem Cecilys chemischer Klebstoff dazu geführt hatte, dass er seine linke, zur Faust geschlossene Hand acht Wochen nicht hatte öffnen können. Und natürlich der erste Unfall: der Versuch eines Schülers, eine automatische Schmiede zu bauen – einen riesigen Schmiedeofen mit Armen und Beinen. Er hatte ihm den Nacken verbrannt und gebrochen, sodass er seitdem so zerbrechlich wie ein getrockneter Grashalm war.
    Doch letztendlich machte ihm das nichts aus. All das diente der Wissenschaft, außerdem hatte er sich arrangiert. Der mechanische Kniescheibenprototyp, den er sich selbst implantiert hatte, hatte seitdem auch vielen anderen geholfen. Die Metallplatte auf seiner Schulter diente ihm zugleich als kleine Kiste, in der er wichtige Werkzeuge deponierte, sodass er sie immer bei sich hatte; und obwohl die Nackenstütze diverse Aspekte des Lebens wie hinunter- oder hinaufsehen oder überhaupt irgendwohin bis auf direkt vor die eigenen Füße sehen erschwerte, war es auch auf seltsame Weise beruhigend, das kalte Metall den ganzen Tag um den Nacken zu spüren. Er war durchaus gewillt, für die Wissenschaft zu leiden. Nichtsdestotrotz hoffte er, dass der Unfall in diesem Jahr harmloser sein würde. Vielleicht würde nur sein restliches Haar versengt werden – es war ohnehin nicht mehr viel da – oder er würde einen Fingernagel verlieren. Das wäre schön.
    Bunburry wusste, dass viele der anderen Professoren immer die gleiche erste Unterrichtsstunde abhielten, in der sie sich einen Eindruck von den Fähigkeiten der Schüler in der entsprechenden Wissenschaft verschafften, doch Bunburry versuchte, jedes Jahr etwas Neues zu machen. Natürlich immer etwas Einfaches und Lustiges, doch es sollte auch die kreativen Talente der Schüler offenbaren. Dieses Jahr war er mit seiner Unterrichtsstunde besonders zufrieden. Die Aufgabe war nicht sehr kompliziert: Er würde die Schüler auffordern, ein Spielzeug zu bauen. Bunburry wusste, dass ihm das nicht nur

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