Erfolg
dagegen?« Nein, der Anwalt hatte nichts dagegen. Was sollte er dagegen haben?
Erich sagte, das mit der Katzenfarm sei nur eines von vielen Geschäften, die sich ihnen böten. Für Leute, die keineTapergreise seien, für junge Menschen von Tatkraft sei jetzt gute Zeit. Wenn das mit der Katzenfarm nichts werde, dann würden sie eben eines von den vielen anderen Geschäften starten. Da seien zum Beispiel eine ganze Reihe von erstklassigen politischen Unternehmungen, die junge, unbedenkliche Leute dringend benötigten. Er habe fabelhafte Beziehungen. Er nannte Namen. Die Führer der Rechtsorganisationen, die Landsknechtführer, Toni Riedler und wie sie alle hießen, die Helden der illegalen Korps und Vereinigungen. Namen, dem Anwalt geradezu körperlich verhaßt, verächtlich, Gewaltnaturen, einer niedrigeren Spezies Mensch angehörig, näher am Tier. Ja, mit denen allen hatten Erich und sein Freund Dellmaier Beziehungen. Mancherlei politische Geschäfte. Wenn das mit der Katzenfarm wegschwimme, dann werde man sich eben tiefer in diese Dinge hineinknien. Er schaute den Anwalt an, während er so drauflos sprach, frech, obenhin, bösartig. Aber der Anwalt sah zu Boden. Schwieg. Sah aus, als ob er nicht zuhöre.
Der Junge sagte plötzlich, er habe nicht viel Zeit. Er ersuche den Anwalt, sich zu entscheiden. Ob er also mithalten wolle bei dem Unternehmen?
Der Anwalt sah auf. Ganz dunkel erinnerte er sich, daß ihm damals bei dem Überfall gewesen war, als habe er das windige Gesicht des Versicherungsagenten von Dellmaier gesehen. Er stand beschwerlich auf. Hinkte durch das Zimmer. Holte seine Krücke. Hinkte abermals auf und ab. Holte Zigaretten. Bot dem Jungen an. Der zögerte, bediente sich. »Wieviel Geld brauchst du?« fragte der Anwalt.
Der Junge nannte eine nicht übermäßig hohe Summe. Der Anwalt schlurfte hinaus. Der Junge blieb im Zimmer, rauchte, stand auf, blätterte ungeniert in dem Manuskript, nahm ein Buch vom Regal. Von außen hörte man des Anwalts Stimme und eine andere, hohe, lamentierende, heisere, die beschwörend auf ihn einsprach. Lang dauerte, endlos lang die heftige, rascher geflüsterte Unterhaltung. Der Junge, mit gutem Ohr, konnte einiges verstehen. Er mache sich unglücklich, sagtedie lamentierende Stimme, wenn er diesem ausgehausten Lumpen etwas gebe. Der werde immer wiederkommen. Und es sei sowieso kein Geld da; Dr. Geyer arbeite ja nichts mehr, was Geld bringe. Und sie kratze überall die Pfennige zusammen, um dem Anwalt anständig zu essen zu geben. Und dann werde es so sinnlos hinausgeschmissen.
Als der Alte zurückkam, brachte er einige zerknüllte, ausländische Banknoten mit und etwas deutsches Geld. Der Junge betrachtete ernsthaft die ausländischen Banknoten, glättete sie sorgfältig, steckte sie ein. Der Anwalt lege sein Kapital gut an. Er solle ja nicht denken, es sei eine Gefälligkeit und er erwerbe sich Anspruch auf Dankbarkeit. Er mache ein Geschäft mit ihm. Ein sehr aussichtsreiches Geschäft. Ein bißchen Risiko sei natürlich dabei wie jetzt überall. Damit ging er.
Hinter ihm her schimpfte und lamentierte hemmungslos die Haushälterin Agnes. Der Anwalt saß in seinem unordentlichen Zimmer. Er nahm mechanisch den Stummel der Zigarette auf, den der Junge weggeworfen hatte, und legte ihn in einen Aschbecher. Er spürte Hunger. Allein Agnes brachte ihm, wohl zur Strafe, nichts zu essen. Also mit Politik gaben sie sich ab. Der Klenk war daran schuld. Auch daran. Er machte sich wieder an die »Geschichte des Unrechts«. Aber er saß davor, ausgeleert, schlaff, rauchte, saß, sah Bilder, arbeitete nicht.
Er ließ sich ein Bad bereiten, er hatte jetzt mehrere Tage nicht gebadet. Er lag in dem warmen Wasser, seine Glieder entspannten sich. War es nicht ein Triumph, daß der Junge zu ihm gekommen war? Er dachte an die Mutter, an Ellis Bornhaak. Immerhin, wenn der Junge ernstlich etwas brauchte, wandte er sich nicht an ihre Eltern, dann kam er zu ihm. Er schaukelte leise in dem warmen Wasser, lächelte. Er hatte wilde Sitten und Gebräuche, der Junge, eine lieblose Art, das war nicht zu leugnen. Aber daran waren die Zustände des Landes schuld, daran war Klenk schuld. Und jedenfalls war der Junge zu ihm gekommen.
Der Anwalt stieg aus der Wanne, zog sich langsam an, ungewohnt sorgfältig, zum Erstaunen der schimpfenden, lamentierenden Agnes. Ging in das erste Restaurant der Stadt, in Pfaundlers Restaurant, aß gut, trank gut. Sprach aufgeräumt mit einigen Bekannten. Las des
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