Erfolg
knurrt ein bißchen, kommt, von allen unterstützt, hoch. »Danke, ich glaube, ich brauche nichts«, sagt er.
»Wie sie ihn zugerichtet haben«, bemerkt empört die alte Dame am Stock, »der schöne Anzug.« – »Ja, wenn man eine Bürste haben könnte«, sagt der blonde Herr, indem er sich vergeblich mit seinem Taschentuch das Blut abzuwischen sucht. Johanna gibt ihm das ihre. Aber »Damentaschentücher sind hierzu nicht brauchbar«, konstatiert er sachlich. Daß er jetzt in einem dicken Kreis von Gaffern steht, ein wenig schwankend, Gesicht und Hände blutbesudelt, scheint ihn nicht zu stören. »Ich brauche wirklich nichts, meine Damen und Herren«, sagt er endlich. »Da vorne an der Brücke stehen immer Autos. Die fünf Minuten bis dahin kann ich bequem gehen. Ich brauche auch dann nichts als Wasser und eine Bürste.«
»Einen so zuzurichten«, bemerkt wiederholt die alte Dame am Stock. Und durch einen erregten Meinungsaustausch bewegt sich der blonde Herr in Richtung der Brücke. Er hat wie selbstverständlich den Arm Johannas genommen. Die ringsum sind etwas verstimmt, weil es jetzt aus zu sein scheint, ohne daß man Näheres erfuhr. Aber da sie annehmen, der Herr und die Dame gehörten zusammen, lassen sie den Blonden mit Johanna ohne weiteres passieren. »Das Gesicht von ihr kommt mir bekannt vor«, sagt einer der Studenten. »Ist sie nicht eine Filmschauspielerin?« sagt träumerisch das halbwüchsige Mädchen mit der Mappe. »Er hat ihn angerempelt«, sagt einer autoritativ. »Wer? Wen?« fragt man, und der Autoritative gibt immer mehr Details. »Schauen Sie nur, wie sie ihn zugerichtet haben«, fordert nochmals die empörte alte Dame am Stock, und alle folgen in kleiner Entfernung dem blonden Herrn, der am Arm Johannas davonhumpelt, übrigens nicht weiter verdrossen, wie es scheint.
»Habe ich das nicht geschickt gedreht?« sagt der indes spitzbübisch zu Johanna. »Was? Wieso?« fragt Johanna erstaunt zurück, indem sie an ihrem schmutzigen Rock herumputzt. »Nachdem der erste Griff zu tief war, konnte ich doch nichts mehr machen«, erklärte er. »Natürlich war es dann das Klügste, die Augen zuzuhalten und den toten Käfer zu spielen.« Er humpelte noch stark. »Hätten Sie es für mutiger gehalten,wenn ich mich noch mehr hätte verprügeln lassen?« Johanna mußte lächeln. »Kennen Sie übrigens die jungen Herren?« fragte er und schaute sie aus seinem klugen, scharfen, etwas verknitterten Gesicht listig an. »Wieso?« fragte Johanna mit hohen Brauen. »Wenn Sie mir nichts über den Streit sagen wollen«, meinte er, »werden Sie Ihre Gründe haben. Ich hätte ganz gerne Details gehört. Ich hin von Natur neugierig, müssen Sie wissen.« Er schaute sie aus verschmitzten Augen zutraulich an. »Au«, knickte er plötzlich ein. Doch da sie ihn stützen wollte, sogleich knurrig: »Tun Sie doch den Arm weg. Sie machen sich nur blutig.« – »Ich kenne die Lausbuben selbstverständlich nicht«, sagte sie. »Aber sie haben wahrscheinlich mich erkannt.« – »Wieso erkannt?« fragte er mit seiner gequetschten Stimme. »Man muß Sie kennen? Sind Sie Filmstar? Schwimmchampion? Jetzt kommt mir Ihr Gesicht übrigens wirklich bekannt vor.«
»Ich bin froh, daß wir am Auto sind«, sagte sie, da sein Antlitz sich wieder schmerzhaft verzogen hatte. »Die Geschichte scheint Sie doch mitgenommen zu haben. Soll ich Sie nicht begleiten?« – »Unsinn«, sagte er. »Ich heiße Jacques Tüverlin«, fuhr er fort, nach einem ganz kleinen Schweigen. »Wenn es Ihnen Spaß macht, können Sie sich nach meinem Befinden erkundigen. Ich stehe im Telefonverzeichnis.«
Sie erinnerte sich, den Namen gelesen zu haben, ließ ihn sich aber gleichwohl nochmals vorbuchstabieren. »Ich heiße Johanna Krain«, sagte sie dann. Und er, nach einem kleinen Nachdenken: »Ach so, weiß schon. Aber dann tun Sie vielleicht doch besser, mit mir zu fahren. Nicht meinethalb, sondern infolge der derzeitigen Verhältnisse«, und er verzog sein Gesicht von neuem in lauter kleine Fältchen. Gleich darauf aber sah er wieder ganz still aus und wartete.
Sie schaute ihn an und sah, daß er breite Schultern und schmale Hüften hatte. Das Auto war angekurbelt. Er zögerte noch eine Weile, dann stieg er ein. »Oh, ich glaube nicht, daß ich noch einmal belästigt werde«, antwortete verspätet Johanna. »Die da waren wohl betrunken. Im allgemeinen sinddie Leute ja gutmütig.« – »Wie Sie denken«, sagte er. »Immerhin haben sie bei aller
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