Erfolgreich Lernen (German Edition)
Strukturierung von Information schafft man sich automatisch ein Ordnungssystem, das den Abruf der Informationen erleichtert. Durch die Ordnung und Gruppierung von Information werden den Einzelinformationen gewissermaßen „Rückenschilder“ angeklebt, mit deren Hilfe man die gespeicherte Information viel leichter wiederfinden kann. Ähnlich wie bei einem Computer kann man auch im Gedächtnis „Dateien“ wesentlich leichter wiederfinden, wenn sie in einem „Verzeichnis“ mit entsprechenden „Unterverzeichnissen“ abgelegt sind. Verzeichnisse sind in aller Regel hierarchisch aufgebaut, d. h. es gibt Oberund Unterbegriffe, Gesamtmengen und Teilmengen. Das Gedächtnis arbeitetbeim Aufruf gespeicherter Information ganz ähnlich wie ein Computer beim Aufruf gespeicherter Dateien.
Die Steigerung der Behaltensleistung durch Strukturierung spielt auch beim Aufbau einer Präsentation (vgl. Kapitel 11 ) eine große Rolle. Gibt man den Zuhörern bei einem Vortrag die Struktur (Gliederung des Vortrages, Leitfaden, Agenda etc.) vor, so verstehen diese das Gesagte deutlich besser (Hofmann 2001). Bei einem guten Vortrag übernimmt es der Vortragende, die vermittelte Information für die Zuhörer vorzustrukturieren.
3.2 Wie sieht die Strukturierung von Information praktisch aus?
Sehr häufig lassen sich gesprochene Informationen und die Informationen in Texten in der Form von hierarchischen Strukturen darstellen, es gibt Oberbegriffe und Unterthemen. Fast jeder Text (insbesondere in Lehrbüchern) und fast jede verbale Aussage lässt sich auf diese Art und Weise strukturiert darstellen. Zeichnet man die Struktur auf, so hat sie häufig etwa folgende Form:
Diese Darstellungsweise erinnert stark an ein Organigramm, in dem ja ebenfalls Hierarchien abgebildet sind. Genau um diese Hierarchisierung geht es auch bei der Darstellung der Struktur eines Textes. Man bildet Ober- und Unterbegriffe,Gesamt- und Teilmengen. Die Elaboration des Textes erfolgt dadurch, dass man den Text in sein strukturelles Abbild „übersetzt“. Bei diesem Übersetzen erzielt man auch einen Teil der Effekte, auf denen die Elaboration durch Visualisierung beruht (vgl. Kapitel 4 ).
Nachfolgend werden dazu einige praktische Beispiele dargestellt. Dabei wird zuerst der betreffende Text aufgeführt und im Anschluss daran eine mögliche Strukturierung vorgestellt.
Beispiel 1: Angstformen
Text: Man kann verschiedene Angstformen unterscheiden. Zunächst gibt es zwei Hauptformen der Angst. Die Angst vor physischen und psychischen Angriffen und die Angst vor Bewertungssituationen. Die Angst vor physischer und psychischer Verletzung kann aus Angst vor physischer Verletzung, Angst vor Erkrankung und Angst vor ärztlicher Behandlung bestehen. Die Angst vor Bewährungssituationen beinhaltet die Angst vor Auftritten und die Angst vor Selbstbehauptung. Eine weitere Angst, die sich diesen Gruppen nicht zuordnen lässt, ist die Angst vor Normenüberschreitung.
Beispiel für eine strukturelle Darstellung:
Beispiel 2: Nervensystem
Text: Das Nervensystem besteht aus zwei Systemen, dem zentralen Nervensystem und dem peripheren Nervensystem. Das periphere Nervensystem dient hauptsächlich der Reizleitung zum zentralen Nervensystem, das zentrale Nervensystem dagegen hauptsächlich der Verarbeitung der Reize. Im zentralen Nervensystem muss man das Großhirn und das Stammhirn unterscheiden. Vom Stammhirn werden hauptsächlich die lebenswichtigen Funktionen gesteuert. Es besteht aus dem eher aktivierenden Teil, dem Sympathikusnerv und dem eher desaktivierenden Teil, dem Parasympathikusnerv. Im Großhirn dagegen werden die so genannten „höheren“ Funktionen gesteuert. In dem ältesten Teil des Großhirns, dem Paleocortex, werden hauptsächlich motorische Leistungen gesteuert, im jüngeren Teil, dem Neocortex, hauptsächlich Denkleistungen erbracht.
Beispiel für eine strukturelle Darstellung:
Beispiel 3: Zusammensetzung des Blutes
Text: Das Blut besteht zu 55 Prozent aus dem Blutplasma und zu 45 Prozent aus festen Bestandteilen, insbesondere aus den roten (Erythrozyten) und weißen (Leukozyten) Blutkörperchen und den Blutplättchen. Das Blutplasma ist eine milchiggelbe Flüssigkeit, die Wasser und Eiweißstoffe enthält. Außerdem enthält das Plasma noch Mineralstoffe. Die roten Blutkörperchen haben die Funktion, den eingeatmeten Sauerstoff zu transportieren. Von den weißen Blutkörperchen gibt es drei Arten, die aber alle die Funktion haben,
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