Erfolgreich Lernen (German Edition)
Möglichkeiten des Erinnerns und Behaltens.
10 Kommunikative Aspekte im Zusammenhang mit Lernen und Prüfungen
Lernen hat viel mit Kommunikation zu tun. Sie hören eine Vorlesung oder folgen einem Unterricht, Sie melden sich und geben eine Antwort oder Sie hören anderen Beiträgen zu. Wenn Sie das Gesagte verstehen, neue Einsichten gewinnen, wenn der Lerngegenstand spannend dargeboten wird, die Lernatmosphäre motivierend ist, die Lernschritte angemessen groß sind usw., dann bewerten Sie den Unterricht positiv. Bereits Ihr Nachbar kann ganz anders darüber denken, weil er zum Beispiel andere Voraussetzungen, andere Kenntnisse oder eine andere Auffassungsgabe hat. Um von der Vorlesung, vom Unterricht oder von der Übungsstunde möglichst viel mitzubekommen, ist es sehr hilfreich, die verschiedenen Kommunikationsebenen zu kennen.
10.1 Das Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun
Für Schulz von Thun schälten sich im Laufe seiner Analysen vier Kommunikationsebenen heraus, die den Vorgang der zwischenmenschlichen Kommunikation gleichsam von vier Seiten aus erklären, das heißt jeder Empfänger hat die Möglichkeit, eine Nachricht mit einem von vier Ohren zu hören. Die Nachricht enthält also vier Botschaften gleichzeitig ( Abbildung 18 ).
Die einzelnen Kommunikationsebenen werden nachfolgend beschrieben.
Abbildung 18: Die vier Botschaften einer Nachricht
10.1.1 Die Sachebene
Die Sachebene ist die für das Lernen wichtigste und entscheidendste Kommunikationsebene.
Häufig geht es beim Sprechen um die reine Mittelung eines klaren Sachverhaltes. Dies scheint nicht problematisch zu sein, doch Gespräche, Diskussionen und Auseinandersetzungen werden häufig unsachlich geführt. Oft fällt es den Beteiligten schwer, bei der Sache zu bleiben. Manchmal liegt dies an der Schwerverständlichkeit des Stoffes oder der Ausdrucksfähigkeit des Redners. Sachlichkeit wird dadurch erreicht, dass die Beschreibung von Sachverhalten Vorrang vor den anderen Kommunikationsebenen hat. Um Verständlichkeit zu erreichen, sollte man sich an einige Grundregeln halten. Der Beitrag sollte in möglichst einfachen Sätzen gefasst sein, er sollte gut strukturiert sein und eine angemessene Länge haben, das heißt, der Beitrag sollte nicht zu lang und nicht zu kurz sein. Besonders verständlich werden Sachverhalte, wenn es gelingt, sie anschaulich zu erklären. Nachrichten, die nur Sachinformationen beinhalten sollen, lassen sich am besten in schriftlicher Form übermitteln, da Möglichkeiten der persönlichen Kommunikation, wie zum Beispiel Tonfall, Mimik, Lautstärke, Körpersprache usw. wegfallen.
10.1.2 Selbstoffenbarungsebene
Jeder Mensch, der spricht, gibt etwas von sich preis. Eine Nachricht kann viel über den Sender offenbaren. Es werden Selbstdarstellungstechniken verwendet, die dem Sprecher bewusst oder unbewusst sein können. Es können Imponiertechniken eingesetzt werden, um sich möglichst gut zu präsentieren, es können Fassadentechniken mit ins Spiel kommen, um eigene Schwächen zu übertünchen.
In der Ausbildung oder in Diskussionen ist es zum Beispiel auch mutig, überhaupt etwas zu sagen, man könnte sich ja durch seine Unkenntnis blamieren oder auffallen. Deshalb werden diese Beiträge oft in der „Wir-Form“ oder „Man-Form“ geleistet und manchmal wird zu Beginn des Beitrages zuerst tiefgestapelt. Wer seinen eigenen Standpunkt total verbergen möchte, wählt sehr häufig die Frage-Form.
Oft wird mit Hilfe solcher Techniken geschickt die Selbstoffenbarungs-Ebene mit der Sachebene verwoben.
Die Angst um die Selbstoffenbarung birgt verschiedene Gefahrenquellen. Da ist die Sachmitteilung gefährdet, weil sich die Gesprächspartner nicht offen austauschen oder sich nicht richtig zuhören, weil sie nur mit ihrem eigenen Auftritt beschäftigt sind.
Wer mit sich selbst beschäftigt ist, kann andererseits sich nicht mit anderen solidarisieren oder Kommunikationshemmnisse abbauen. Da die Selbstoffenbarungs-Ebenebei jeder Äußerung beteiligt ist, ist es wichtig, authentisch, das heißt sich selbst treu zu sein, sich über sein Denken und Fühlen bewusst zu sein und sich mit Interpretationen möglichst zurückzuhalten.
10.1.3 Die Beziehungs-Ebene
Auf der Beziehungs-Ebene geht es um die zwischenmenschliche Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern. Als Ausdrucksmittel verwendet der Sprecher seine persönliche Formulierung, einen bestimmten Tonfall und seine Körpersprache. Durch eine hochgestochene
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