Erfolgreich Lernen (German Edition)
unzureichenden Vorbereitung ist weitaus weniger bedrohlich für das Selbst- und auch das erwünschte Fremdbild als die Erklärung des Misserfolgs mit mangelnder Intelligenz. Verläuft die Prüfung dagegen gut, so hat man sich als positiven Nebeneffekt noch das Image gegeben, eine Prüfung einfach „mit links“, ohne große Vorbereitung, zu machen.
Wenn jemand also behauptet, sich nicht oder schlecht vorbereitet zu haben, so kann dies in Wirklichkeit Folgendes bedeuten:
Er hat sich tatsächlich schlecht vorbereitet
Er möchte niemanden an seinem Wissen teilhaben lassen
Er hat sich gut vorbereitet und hat Angst, bei Misserfolg im Selbstwert bedroht zu sein.
Er hat sich gut vorbereitet und möchte im Erfolgsfall als kleines Genie gelten.
Daher empfehlen wir Ihnen, Angaben über die Art und den Umfang der von anderen kundgegebenen Prüfungsvorbereitung prinzipiell zu misstrauen. Diese Angaben sagen oft wesentlich mehr über die für die jeweilige Person selbstwertrelevanten Mechanismen als über tatsächliche Aktivitäten der Vorbereitung aus. Die Falschdarstellung des Prüfungsaufwandes kann absichtlich als bewusste Täuschung erfolgen, sie kann aber auch bei selbstwertrelevanten Themen eher unbewusst erfolgen oder sie kann ein Effekt der Vermischung kommunikativer Ebenen sein. Ähnliche Effekte gibt es auch beim Thema Nachhilfe. Sehr oft wird über Nachhilfe nicht geredet oder einfach gelogen. Würde man eine Umfrage machen, wie viel Geld für Nachhilfe ausgegeben wird und diese Summe mit den Umsatzzahlen derjenigen, die Nachhilfe geben, verglichen, so gäbe es sicher eine riesige Differenz. Es ist einfach zurzeit gesellschaftlich nicht akzeptiert, große Anstrengungen unternehmen zu müssen, um ein intellektuelles Ergebnis, wie das Bestehen einer Prüfung, zu erreichen.
Informationen über den Prüfer
Häufig ist man auf Informationen über die Person des Prüfers generell oder über dessen Verhalten in mündlichen Prüfungen auf die Aussagen anderer Personen angewiesen. Diese Informationsquelle ist jedoch oft nicht sehr valide. Die gleichenÜberlegungen wie bei den Informationen über den Lernaufwand treffen auch auf dieses Thema zu. Die betreffenden Informationen sind natürlich den beschriebenen kommunikativen Verzerrungen unterworfen und haben sehr oft auch eher selbstwertstützende Informationen als informativen Charakter.
Es ist dabei wiederum von generellem Vorteil, den Prüfer als möglichst streng und böswillig zu beschreiben. Hat man nämlich die Prüfung bestanden, so spricht das neben der überragenden Intelligenz auch noch für die eigene Souveränität im Umgang mit solch schwierigen Prüfern. Hat man dagegen die Prüfung nicht bestanden, so kann wiederum der bösartige Prüfer für das schlechte Ergebnis verantwortlich gemacht werden, und man braucht nicht die eigenen Fähigkeiten zur Erklärung heranzuziehen. Die Beschreibung des Prüfers hat daher sehr oft die Tendenz, diesen als zu negativ darzustellen. Aus der psychohygienischen Sicht des Befragten ist dies immer sinnvoll, stellt allerdings keine valide Information über den Prüfer dar.
11 Präsentation und Referat
Irgendwann wird wahrscheinlich jeder einmal zu irgendeiner Art von Präsentation aufgefordert. Dies kann in der Schule sein, auf einer Hochschule oder im beruflichen Umfeld. Die technischen und gestalterischen Möglichkeiten in unserem Informationszeitalter haben die Anforderungen und die Erwartungen an uns immer höher geschraubt. Eine gelungene Präsentation oder ein interessant vorgetragenes Referat müssen folglich sehr gut vorbereitet und geplant sein.
11.1 Thema und Problemerfassung
Als erstes sollten Sie sich die Themenstellung genau ansehen und sich folgende Fragen stellen:
Welche der drei Arten von Aufgabenstellung liegt vor?
a) Ein Problem ist vorgegeben. Es wird also eine Darstellung des Problems mit Ursachen, Verflechtungen, Wirkungen, und Lösungsvorschlägen erwartet.
b) Eine Frage ist vorgegeben. Hier werden Antworten erwartet. Oft gibt es nicht eine eindeutige Antwort, d. h. es sollten die möglichen Antworten gegeben und erläutert werden.
c) Ein Sachverhalt ist vorgegeben. Hier geht es um Information und objektive Darstellung aller Sichtweisen.
Ist das Thema eng genug gehalten oder muss es eingegrenzt werden? – Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Thema und dem bisherigen Unterrichtsinhalt?
Ist eine bestimmte Literatur vorgegeben oder müssen Sie selbst recherchieren?
Welche Personen sind Ihre
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