Erfolgreiches Teamcoaching
Grüppchenbildung zu vermeiden. Das Schlechteste, was passieren konnte, war, dass sich zwei Fronten bildeten: auf der einen Seite die alte Mannschaft und auf der anderen Seite die Neuen. Von Anfang an bezogen wir den bestehenden Kader in alle Überlegungen mit ein. Wir wollten ganz bewusst, dass die Spielerinnen die Verantwortung für den Teambildungsprozess mittrugen.
Deshalb unternahmen wir zweierlei. Zunächst schafften wir ein „Patensystem“. Aus dem bisherigen Team übernahm je eine Spielerin die Patenschaft für eine der Dazugekommenen. Das beinhaltete, ihr als Ansprechpartnerin zur Verfügung zu stehen, sie in die Regeln und Gebräuche der Mannschaft einzuführen und nach dem Training mit ihr Kontakt aufzubauen. Diese Maßnahme bezweckte, den neuen Spielerinnen das Gefühl zu geben, willkommen zu sein, ihnen die Integration in das bestehende Gefüge zu erleichtern und einzelne, tiefere Verbindungen zwischen den beiden Gruppen zu schaffen.
Als Zweites gestalteten wir einen Begrüßungsabend. Wir gingen in ein Restaurant, aßen dort zusammen, wobei wir bewusst die Sitzordnung mischten. Nach dem Essen machte ich mit den Spielerinnen ein paar Spiele, die dem Kennenlernen dienten. Eines davon war das Raten der gegenseitigen Vorlieben ( siehe hier ). Der Sinn dieser und ähnlicher Übungen liegt darin, Distanz durch besseres Kennenlernen abzubauen. Erfahrungsgemäß machen uns Dinge, die uns fremd sind, mehr Angst als das Vertraute. Solange ich vor etwas Angst habe, meide ich es und halte es von mir fern. Wenn mir das bisher Fremde aber vertraut wird, kann ich es näher an mich heranlassen.
Fremdheit führt zu Distanz, Vertrautheit zu Nähe.
Indem die Spielerinnen sich also über die kleinen Übungen besser kennen lernten, bauten sie ein Stück Distanz ab. Als Folge des Abends beschloss die Mannschaft, gemeinsam 1 × wöchentlich nach dem Training zusammen zu kochen, um den Prozess der Annäherung fortzusetzen. Neben diesen anfänglichen Maßnahmen war es in der Folgezeit wesentlich, dass es der Trainerin gelang, allen Spielerinnen ausreichend Spielzeiten zu geben.
Besonders lobenswert war dabei, dass sie ihr Vorgehen inklusive ihrer Begründungen bei der Nominierung von Spielerinnen immer offen aussprach, sodass die Athletinnen ihre Entscheidungen jeweils nachvollziehen konnten. Das heißt nicht, dass Sie als Trainer Ihr Handeln immer vor den Spielern begründen müssen. Aber in einer solch kritischen Situation bietet sich ein solches Vorgehen an, weil es der Entstehung von Unfrieden vorbeugt.
ÜBUNG 8 ZUM KENNENLERNEN: VORLIEBEN RATEN
Es werden zwei Teams zu mindestens vier Personen gebildet, die gegeneinander antreten. Jede Spielerin schreibt auf eine Karteikarte die Antworten auf die vier folgenden Punkte:
1. Mein Lieblingsgericht
2. Meine liebste Beschäftigung außerhalb des Sports
3. Eine gute Eigenschaft von mir
4. Eine schlechte Eigenschaft oder Angewohnheit von mir
Anschließend werden die Antwortkarten eines Teams gemischt und an das andere Team gegeben. Die Aufgabe besteht darin, zu erraten, welche Karte von welchem Mitglied des anderen Teams ausgefüllt wurde. Gewonnen hat das Team mit den meisten richtigen Antworten.
Die Auswahl der obigen Fragen erfolgt natürlich willkürlich. Sie können sie ganz nach Bedarf variieren. Es empfiehlt sich nur, weder ausschließlich oberflächliche noch zu persönliche Fragen zu stellen.
In Ihrer Praxis kommt es natürlich selten vor, dass Sie so viele Akteure gleichzeitig in eine bestehende Mannschaft integrieren müssen. Aber auch, wenn es sich nur um ein oder zwei Spieler handelt, so lohnt es sich, diesen Prozess bewusst zu gestalten und zu begleiten. Eine Patenschaft ist zum Beispiel immer ein probates Mittel.
10.4 Teamkiller
Nachdem Sie einiges darüber erfahren konnten, was zur Entwicklung eines positiven Mannschaftsgeistes führt, möchte ich mit Ihnen auch noch in die andere Richtung schauen, nämlich dahin, was für ein Team gefährlich ist. Die Faktoren, die ich hier nenne, sind sicher nicht die Einzigen, welche sich negativ auf eine Mannschaft auswirken. Vielleicht fallen Ihnen weitere bedeutsame Punkte ein. Die Sammlung umfasst ganz einfach die Faktoren, welche ich bisher als problematisch erlebt habe.
DIE 10 GEFÄHRLICHSTEN TEAMKILLER
Egoismus
Neid
Einflussnahme von außen
Zu viel Zeit miteinander
Zu großer Konformitätsdruck
Anhaltender Misserfolg ebenso wie zu viel Erfolg
Grüppchenbildung
Fehlende oder verdeckte
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