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Erfrorene Rosen

Erfrorene Rosen

Titel: Erfrorene Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Kilpi
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seinem Gegner, während er ihm die Arme auf den Rücken dreht. Olli richtet seine Taschenlampe auf den Eindringling, der unter Tossavainens hartem Griff aufstöhnt, knipst sie an und sieht etwas Unbegreifliches.
    »Was zum Teufel machst du denn hier?«
    Tossavainen blickt verdutzt auf. Olli sieht ihn verlegen an und bedeutet ihm, er solle den Mann loslassen, was Tossavainen erst recht wundert.
    »Mein Vater«, herrscht Olli ihn an.
    Tossavainen lässt seinen Gegner erschrocken los.
    »War nicht schwer, euch zu folgen«, schnauft der Vater und versucht sich aufzurappeln.
    Tossavainen will ihm helfen, doch der Vater lehnt fast wütend ab.
    Als Olli die Komik der Situation bewusst wird, spürt er Schadenfreude aufsteigen. Er genießt sie in vollen Zügen.
    »Aber warum bist du uns gefolgt?«, will er wissen.
    »Glaubst du, ich würde mir den Finger in den Arsch stecken und abwarten, nachdem ich euch den Fall auf dem Präsentierteller überreicht habe?«, gibt der Vater grantig zurück und rollt sich aus der Bauchlage in sitzende Position. »Nee, mein Junge, da bist du schiefgewickelt.«
    »Wir befinden uns hier an einem Tatort, da haben Außenstehende nichts verloren«, mischt sich Tossavainen in strengem Ton ein.
    Der Vater würdigt ihn keiner Antwort. Steht einfach auf und starrt Tossavainen verächtlich an, worauf er sich beneidenswert gut versteht. Daraufhin weicht Tossavainen ein Stück zurück. Der Vater humpelt zur Tür und betrachtet die kleine Wohnung, die dahinterliegt.
    »Das ist sie also?«, fragt er.
    Aus seinem Blick spricht erfüllte Hoffnung. Das Gefühl, das man hat, wenn etwas Unmögliches möglich wird. Es ist unverkennbar, dass er seit Langem auf diesen Moment gewartet hat. Vielleicht schon so lange, dass er nicht weiß, ob er nun glücklich ist oder nicht.
     

    Nachdenklich betrachtet Olli die furnierte Kommode. Sein Vater sitzt am Tisch, zum Greifen nah. Tossavainen hat ihm verboten, irgendetwas anzufassen. Danach hat er seltsamerweise auch gar kein Verlangen. Nachdem die Dinge ins Rollen gekommen sind, braucht er nicht mehr einzugreifen. Es genügt ihm, dass er dabei sein und auf einem klapprigen Stuhl in dieser räudigen Mansardenwohnung sitzen darf.
    Olli wirft einen raschen Blick auf Tossavainen, der neben dem Feldbett steht und sich über den Nachttisch beugt. Er hat Olli und dem Rest der Welt den Rücken zugekehrt und würde es vermutlich nicht einmal merken, wenn sich direkt neben ihm die Erde auftäte. Olli wendet sich wieder der Kommode zu, rüttelt an der obersten Schublade. Abgeschlossen. Er tritt einen Schritt zurück. Sein Blick fällt auf den Aufziehschlüssel der Uhr, der auf einem weißen Deckchen auf der Kommode liegt. Sinnlos, diesen Schlüssel an der Schublade auszuprobieren, das verrät schon seine Form. Dieser Schlüssel passt nur zu der Wanduhr.
    »Guck dir das mal an!«, ruft Tossavainen.
    Olli spürt, dass die Lösung nicht mehr fern ist. Er wird erwartet, die Antworten liegen da und warten auf einen, der die richtigen Fragen stellt. In diesem Moment hat er das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Das ganze Sonnensystem hat sich so über ihm geordnet, dass ihm nichts mehr unmöglich ist. Er muss nur die Hand ausstrecken. Den entscheidenden Schritt machen.
    »Was in aller Welt ist das?«, fragt er entgeistert, als er neben Tossavainen steht.
    »Seitenweise Zeitungsausschnitte über alle möglichen Verbrechen«, antwortet Tossavainen geistesabwesend, während er in einer großen Sammelmappe blättert. »Das heißt, eigentlich geht es weniger um die Verbrechen selbst als um die Strafprozesse.«
    »Warum sammelt er so was?«
    »Gute Frage«, murmelt Tossavainen. »Er hat Unmengen zusammengetragen.«
    »Vielleicht plant er eine spektakuläre Tat, um selbst in der Zeitung zu stehen«, überlegt Olli.
    »Glaub ich eher nicht. Dann würde er Ausschnitte über die Verbrechen sammeln, nicht über die Prozesse.«
    »Aber was soll das Ganze denn dann?«
    »Ich weiß es nicht, aber es muss etwas mit unserem Fall zu tun haben«, erklärt Tossavainen. »Die Mappe ist ganz systematisch angelegt, alle Ausschnitte sind sorgfältig eingeklebt, in chronologischer Reihenfolge. Das Ding ist unserem Mann wichtig.«
    »Irgendwas muss doch daran sein«, schnaubt Olli ungeduldig. »Irgendein gemeinsamer Faktor, egal was.«
    Tossavainen konzentriert sich auf die Ausschnitte, blättert vor und zurück und versucht, in dem umfangreichen Material eine Art roten Faden zu

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