Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
Nun galt es, Cecil darüber in Kenntnis zu setzen, dass sie Easterley Manor zu verlassen beabsichtigte. Wie würde er es aufnehmen, dass sie eine neue Bleibe gefunden hatte? Und eine weitere Frage stellte sich ihr: Wie würde sie die Miete für das Haus aufbringen? Sie konnte nur inständig hoffen, dass entweder Lord Darton sich bald zurückmeldete oder Mr. Hardacre ihr mitteilte, dass sie über einen Teil des Geldes, das für die Töchter verwaltet wurde, verfügen durfte.
Mit der frohen Kunde, Captain MacArthur stelle ihr das Haus bereits ab morgen zur Verfügung, fand sie sich wieder bei Reverend Fuller ein und erklärte ihm, der Gentleman werde ihn morgen aufsuchen und ihm die Schlüssel übergeben. Der Reverend erwiderte, er sei froh, dass sie vor ihrer Rückkehr nach Easterley Manor noch einmal bei ihm vorbeigekommen war, denn vor einer halben Stunde sei ein Brief für sie im Pfarrhaus abgegeben worden.
Als Charlotte das Schreiben überflogen hatte, schüttelte sie lachend den Kopf. War sie die letzten Tage und Wochen beinahe vor Sorge vergangen, überschlugen sich nun die glücklichen Ereignisse. Es sollte tatsächlich bergauf gehen für sie und die Kinder: Mr. Hardacre teilte ihr mit, er habe die Papiere ihres verstorbenen Gemahls noch einmal durchgesehen und festgestellt, dass ihm seinerzeit ein Passus über einen ihr zustehenden Fonds entgangen sei. Kurz vor seinem ersten Feldzug sei Grenville so umsichtig gewesen, eine größere Summe für sie anzulegen, und seitdem habe sich der Betrag mehr als verdoppelt. Die Anlage habe nicht das Geringste mit der Hinterlassenschaft des alten Sir William zu tun, so versicherte Mr. Hardacre, und es stünde ihr frei, mit der Summe zu verfahren, wie sie es für richtig halte.
Zum Schluss entschuldigte sich der Anwalt für seine Nachlässigkeit und bat sie, ihn unverzüglich zu informieren, wenn sie ein geeignetes Haus gefunden habe. Dann würde er alles Weitere veranlassen und das Geld an sie überweisen.
„Oh, Grenville“, wisperte Charlotte kaum hörbar und rief sich das sanfte Lächeln in Erinnerung, das er ihr immer geschenkt hatte, wenn er mit einer Überraschung für sie heimgekommen war.
„Gute Nachrichten?“, fragte der Pastor vorsichtig und runzelte die Stirn.
„Oh ja. Ich kann es kaum erwarten, umzuziehen und mich in dem neuen Haus einzurichten. Reverend, ich werde in der Lage sein, die Miete zu zahlen und meine Schule zu gründen.“
Cecil nahm die Kunde über ihre Umzugspläne überraschend gleichmütig auf und hatte auch keine Einwände dagegen vorzubringen, dass sie nebst Miss Quinn Betsy mitzunehmen beabsichtigte. Er weigerte sich jedoch, Mrs. Evans gehen zu lassen. „Ohne eine Köchin komme ich nicht zurecht“, erklärte er und bot der Frau den Posten der Haushälterin an. Er stellte ihr sogar ein höheres Gehalt in Aussicht, was Mrs. Evans kaum ablehnen konnte. Allerdings fragte sich Charlotte, woher ihr Schwager das Geld nehmen wollte, um die Dienstboten zu entlohnen. Offensichtlich spekulierte er auf Geschäfte mit dem Schmuggelgut, das zu ungewisser Zeit in der Bucht von Parson’s End an Land gebracht werden sollte.
Fest entschlossen, Cecil und seine Freunde zu vergessen, machten Charlotte, Miss Quinn und die Kinder sich daran, ihre Sachen zu packen. Anschließend besorgten sie sich einen Handwagen und brachten ihre Habseligkeiten zum Haus des Captain.
Die folgenden Tage vergingen wie im Flug. Zum Glück mussten in dem neuen Heim kaum Veränderungen vorgenommen werden, und als Charlotte die Liste mit den notwendigen Anschaffungen erstellt hatte, schrieb sie Mr. Hardacre und begab sich für kleinere Erledigungen nach Ipswich. Frances und Elizabeth begleiteten sie, da Charlotte ihnen versprochen hatte, einen Blick auf das neue Schiff im Hafen zu werfen, das bald vom Stapel gelassen werden sollte.
Nach dem Spaziergang an der Mole, wo die Mädchen fasziniert den Dockarbeitern und Schiffbauern zugesehen hatten, kehrten sie zum „Great White Horse“ zurück. Charlotte hatte einen Gig für den Heimweg bestellt, doch als sie bei den Ställen anlangten, hieß es, die Chaise sei noch nicht angespannt worden. Die Ausflügler nahmen die Kunde ohne Groll zur Kenntnis und beschlossen, sich die Zeit in der Wirtsstube zu verkürzen. Sie wandten sich zum Gehen, als Charlottes Blick plötzlich auf einen prächtigen Schimmel fiel, der gerade aus seiner Box geführt wurde. Gleichermaßen verblüfft wie beunruhigt wandte sie sich an den
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