Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
wiederzukommen. Wenn ich mich nicht irre, ist er mit Lord Falconer in das Dorf gefahren. Angeblich kam es vor dem Pfarrhaus zu einem Menschenauflauf …“
Charlotte beeilte sich mit dem Ankleiden, und bereits eine halbe Stunde später saß sie in ihrem kleinen Salon und erwartete ungeduldig Staceys Ankunft.
Endlich kündigte Betsy ihn an, und als er in der Tür erschien, erhob sie sich und blickte ihm mit klopfendem Herzen entgegen. Er wirkte ungemein stattlich in seinem dunkelbraunen Gehrock aus feiner Wolle, zu dem er eine gelbe Weste, beige Pantalons und glänzende schwarze Stiefel trug.
„Mylord“, begrüßte sie ihn und deutete einen Knicks an, denn mehr ließen ihre weichen Knie nicht zu.
„Wie förmlich Sie sind, Charlotte“, tadelte er sie lächelnd. „In der vergangenen Nacht war ich noch Stacey für Sie.“
„Die Nacht ist vorüber.“
Er trat auf sie zu, ergriff sie sacht bei den Schultern und blickte in ihr ernstes Antlitz. „Wie meinen Sie das?“
„Ich war müde und aufgeregt.“
„Heißt das, Sie sind nur dann in der Lage, mich bei meinem Vornamen zu nennen, wenn Sie aufgeregt sind?“
„Nein, natürlich nicht. Oh, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Sie müssen sehr böse auf mich sein, und ich kann es Ihnen nicht einmal verübeln. Wie konnte ich mir nur einbilden, dass ich in der Lage sein würde, die Verantwortung für die Kinder anderer Leute zu übernehmen?“
„Meine Liebste, Sie sind eine geborene Mutter, die sich wünscht, jedes Kind liebevoll zu umsorgen, das ihr über den Weg läuft. Das ist wundervoll. Auch in dem anderen Punkt kann ich Sie beruhigen: Ich bin nicht böse auf Sie. Wie könnte ich das sein? Ich habe zu viel von Ihnen verlangt. Julia …“
„Bitte seien Sie nicht böse auf das Mädchen. Ihr Verhalten tut ihr schrecklich leid, wie sie mir gestern Nacht beteuerte, als ich sie zu Bett brachte. Ich bin mir ganz sicher, Julia wird nie wieder ausbüchsen. Die Sache gestern hat ihr einen gehörigen Schrecken eingejagt.“
„Und uns – das habe ich ihr vorhin erklärt. Sie hatte gar nicht die Absicht, auszureißen, gestand sie mir. Sie wollte ausreiten und entschied sich, einen anderen Weg als üblich zu wählen, um Ihnen nicht in die Arme zu laufen. Als sie nach Hause zurückkehren wollte, hörte sie plötzlich Schüsse, und ehe sie es sich versah, war dieser Schurke Spike aus dem Gebüsch gesprungen und hatte sie vom Pferd gezerrt.“
„Sie haben sie doch nicht etwa ausgeschimpft?“
„Wir haben ausführlich miteinander gesprochen.“
„Wann?“
„Während Sie schliefen. Ich habe mich ganz ruhig mit ihr unterhalten und betont, wie wichtig es für mich ist, dass sie nicht wieder fortläuft. Und dann haben wir uns darüber ausgetauscht, wie es weitergehen soll.“
„Oh, und wie wird es weitergehen?“
„Das hängt ganz von Ihnen ab, meine liebe Charlotte.“ Stacey ergriff ihre Hand und zog sie zum Kanapee. Nachdem sie beide Platz genommen hatten, strich er ihr zärtlich über die schlanken Finger, die noch immer in seiner Hand ruhten. „Du bist die Liebe meines Lebens, Charlotte, das weißt du doch, oder nicht?“
„Die Liebe deines Lebens?“, wiederholte Charlotte benommen. Sie konnte nicht fassen, was sie gerade gehört hatte. Ihr war, als befände sie sich in einem wunderbaren Traum.
„Ich fühlte mich von Anfang an zu dir hingezogen und verspürte den unerklärlichen Drang, dich vor deinem Schwager und seinen Hausgästen zu beschützen. Die Einzelheiten über Hobarts Charakter und seine Lebensumstände hatte ich von Mr. Hardacre erfahren. Denn der Zufall wollte es, dass der Gentleman – er ist übrigens vor Jahren auch für unsere Familie tätig gewesen – mir in Parson’s End über den Weg lief. Natürlich war ich auch um Julias Zukunft besorgt und beschloss sehr bald, sie zu dir, in deine Schule zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass die Schmuggler ihr Schiff in der Bucht von Parson’s End entladen wollten.“
„Bedauerlicherweise konnte ich Julia nicht viel beibringen.“
„Ich muss dir widersprechen, Charlotte. Julia gibt zu, dass sie trotz der kurzen Zeit, die ihr zusammen verbracht habt, sehr viel von dir gelernt hat.“ Er schmunzelte. „Und sie lässt nichts auf dich kommen. Sie hat mich gebeten, nicht böse auf dich zu sein, da die Schuld allein bei ihr zu suchen sei. Und sie möchte gern bei dir bleiben.“
„Hier?“
„Wo immer du sein wirst. Weißt du, ich habe ihr erklärt, dass ich dich
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