Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
Todesängste gewesen, die seine Tochter in Spikes Gewalt ausgestanden hatte.
„Papa!“
Stacey drehte sich um. Julia kam auf ihn zugelaufen. Zutiefst erleichtert breitete er die Arme aus, um sein Kind zu umfangen.
„Oh, Papa, Papa, bist du verletzt?“
„Nein, Liebes, ich habe ein paar Kratzer, weiter nichts.“
„Er sagte, er würde mich umbringen.“
„Keine Angst, mein Herz, er kann kein Unheil mehr anrichten, er ist gerade abgeführt worden.“ Stacey hob den Kopf und sah, dass Charlotte in der Tür stand und zu ihm und Julia herüberblickte. Er hatte sie ungerecht behandelt und gescholten, doch sicher wusste sie, dass er sein Verhalten bedauerte. „Charlotte?“
Sie kam auf ihn zu, und als sie vor ihm stand, zog er sie ebenfalls in seine Arme. Seufzend drückte er die Frau und das Mädchen, die zwei Menschen, die ihm mehr bedeuteten als alles andere auf der Welt, an seine Brust. „Wir haben es überstanden“, sagte er sanft, wurde indes durch ein Hüsteln seines Freundes Topham daran erinnert, dass sie nicht allein waren. Nicht, dass es ihm etwas ausmachte; er hatte allerdings noch eine Kleinigkeit zu erledigen heute Nacht. Bevor er sich endlich Charlotte erklären konnte, würde er mit Lord Falconer und seiner Tochter reden müssen.
„Es ist Zeit, dass du zu Bett gehst, Julia. Wir werden uns morgen weiterunterhalten.“
„Dann bist du mir nicht böse?“
Für den Bruchteil eines Moments war er versucht, dem Mädchen zu sagen, dass er in seinem ganzen Leben noch niemals so aufgebracht gewesen war wie heute Nacht. Dann jedoch besann er sich eines anderen und lächelte. „Hätte ich nicht allen Grund, böse auf dich zu sein?“, fragte er in zärtlichem Ton.
„Oh, doch, aber es tut mir schrecklich leid, und ich verspreche dir, dass ich ab jetzt immer gehorchen werde.“
Er lachte. „Versprich nichts, was du nicht halten kannst, Julia. Und nun ab mit dir ins Bett.“ Er sah Charlotte an. „Sie brauchen ebenfalls Schlaf, liebste Charlotte. Bald geht die Sonne auf.“
Unsicher erwiderte Charlotte seinen Blick. Sein dunkles Haar fiel ihm in die Stirn, und unterhalb seines rechten Auges bildete sich ein Bluterguss. Auch sein Kinn war durch eine Platzwunde verunziert. „Sie sind nicht mehr wütend auf mich?“
„Ich bin es nie gewesen.“
„Es klang aber so.“
„Vergeben Sie mir, Charlotte. Ich war in größter Sorge um Sie und die Kinder und habe mich deshalb im Ton vergriffen. Bitte gehen Sie zu Bett und versuchen Sie, zur Ruhe zu kommen. Ich sehe, wie erschöpft Sie sind, und wir müssen uns morgen über so viele Dinge unterhalten. Ich werde jetzt Captain Topham verabschieden und mit Ihrem Großonkel sprechen. Ich fürchte, ich habe keinen guten Eindruck bei ihm hinterlassen.“
Charlotte warf Lord Falconer, der ein wenig abseits stand und sie verwundert beobachtete, einen kurzen Blick zu. Es gab wahrhaftig vieles zu sagen, vieles zu erklären und viele Fragen, die sie Stacey stellen wollte – etwa, wie es Cecil ergangen war und wie es mit ihr und der Schule weitergehen würde. Im Augenblick jedoch war sie zu erschöpft, um viele Worte zu verlieren.
Stacey ergriff ihre Hand und küsste sie voller Inbrunst.
„Gute Nacht“, wisperte sie. „Sie kommen mich bald besuchen, nicht wahr?“
„Niemand wird mich aufhalten können.“
Charlotte erwachte am späten Vormittag, und kaum dass sie die Augen aufgeschlagen und ins helle Sonnenlicht geblinzelt hatte, dachte sie an Stacey. Eilig stieg sie aus dem Bett. Miss Quinn hatte ihr bereits ein Tablett mit Tee und Toast hingestellt und war gerade dabei, ein Tageskleid für sie aus dem Schrank zu nehmen. Sie wählte eines aus taubenblauem Florentiner Taft, das unterhalb der Brustpartie und am Saum mit blauen Rüschen verziert war, und legte es über den Sessel. „Quinny“, protestierte Charlotte erschrocken. „Doch nicht dieses! Ich bin in Trauer.“
„Mit Verlaub, Madam, das sind Sie nicht mehr. Die Zeit ist um, und Sie können zur Halbtrauer übergehen oder ganz darauf verzichten. Sir William, Gott hab ihn selig, ist vor drei Monaten beerdigt worden, und er war nicht Ihr Vater.“
„Aber ich habe ihn geliebt und verehrt.“
„Das weiß ich, aber der Baronet – wie auch Ihr verstorbener Gemahl – würden wünschen, dass Sie glücklich sind.“
„Ist Lord Darton schon eingetroffen?“
„Er kam heute früh, als Sie noch schliefen. Er verbot mir, Sie zu wecken, und verabschiedete sich mit dem Versprechen, später
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